Mehmet Scholl hat, was nicht oft vorkam, kluges zur Karriereplanung eines Fußballprofis gesagt. Der ehemalige Weltklasse-Spieler des FC Bayern entschlüsselte drei Voraussetzungen, um auf dem höchsten Leistungsniveau mitzuhalten: erstens Talent, zweitens Körperkraft, drittens Mentalität. Damit wären wir bei Leroy Sané.
Beim 1:1 in Ungarn ließ ihn Bundestrainer
"Mentalität" als entscheidender Faktor?
Dass der Flügelflitzer über ganz besondere Fähigkeiten bei der Ballbehandlung besitzt, ist unumstritten - sogar bei seinen Kritikern. Körperlich bringt er alles mit, um Geschwindigkeit in Laufduellen und Robustheit in Zweikämpfen in Einklang zu bringen. Dass
Das Wort "Mentalität" ist zwar abgewetzt und wird meistens dann verwendet, wenn eine Mannschaft keine Mittel zur Gegenwehr findet. Aber es hat beim Fußball eine nicht zu unterschätzende Bedeutung.
Sané muss das Problem für sich selbst lösen
Bei Sané ist es ähnlich. Jemand, den Ex-Bundestrainer Joachim Löw zur WM 2018 aussortierte, weil Talent allein nicht reicht, sollte nach zwei Bayern-Jahren schon wissen, dass ein flügellahmer Dribbelkönig keinen Wert für eine Mannschaft darstellt. Zwischenzeitlich schien der Hochbejagte ja geheilt. Als er erfolgreich Bällen nachjagte, waren ihm Lob und Anerkennung gewiss.
Es gibt keine offensichtliche Begründung, warum Sané in die alte Lethargie verfallen ist. Er muss doch gemerkt haben, wie er damals diejenigen, die ihn vorher im Stadion hörbar ausgebuht haben, plötzlich mit seiner spürbaren Lust an Landgewinn zum Schweigen gebracht hat. Jetzt ist er wieder der alte Hans-Guck-In-Die-Luft, der sich seinem Schicksal auf dem Rasen ergibt.
Nationalelf-Direktor Oliver Bierhoff hat schon recht: Sané muss das Problem für sich selbst lösen. Seine Trainer können ihm nicht mehr Warnsignale senden, der Druck wächst. Die Bayern werden keine drei Jahre zuschauen, wie einer ihrer bestbezahlten Profis seinen Vertrag bis 2025 mit Stehvermögen erfüllen will. Er ist jetzt 26 Jahre alt und kein Hoffnungsträger mehr. Er muss liefern.

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.