Mit der Personalie Andreas Rettig wirbelt der DFB Staub auf. Der neue Geschäftsführer des Verbands muss bei seiner offiziellen Präsentation die Wogen bereits glätten. DFB-Präsident Bernd Neuendorf sorgt gegenüber Karl-Heinz Rummenigge für Klarheit. Der frühere Bayern-Boss hatte eine Arbeitsgruppe aus Protest gegen Rettig verlassen.

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Der neue DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig hat gelassen auf die Kritik insbesondere von Karl-Heinz Rummenigge reagiert. Mit Kritik könne er umgehen: "Ich habe kein Glaskinn und teile ja auch gerne aus."

Und weiter: "Ich habe zur Kenntnis genommen, dass ich nicht unbedingt der Wunschkandidat des FC Bayern war", sagte Rettig während seiner Vorstellung beim Deutschen Fußball-Bund. "Ich kenne das belastete Verhältnis. Wir werden den FC Bayern brauchen, es ist der bedeutendste Klub. Es nutzt nichts, wenn wir uns hier auseinanderdividieren." Er strebe mit den Münchner Verantwortlichen einen offenen Austausch an, der nicht an "persönlichen Animositäten" scheitern sollte. Rettig fügte an: "Wir brauchen die Liga in ihrer Gesamtheit." Es gehe "darum, dass sich alle unterhaken. Wir dürfen keinen Protagonisten verlieren."

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Er habe vor der Bekanntgabe seiner neuen Position am Vormittag des 15. September deshalb versucht, mit "Herrn Hoeneß und Herrn Rummenigge" Kontakt aufzunehmen. Er habe "Herrn Hoeneß auf die Mailbox gesprochen und Karl-Heinz Rummenigge eine SMS geschrieben, aber keine Resonanz erfahren", berichtete Rettig.

Karl-Heinz Rummenigge zieht die Konsequenz aus angeblich schlechter Kommunikation

Rummenigge als Aufsichtsratsmitglied bei den Bayern und Oliver Mintzlaff, der Aufsichtsratsvorsitzende von RB Leipzig, hatten am 17. September ihren Rücktritt aus der Task Force des DFB verkündet. Die Taskforce sei in wichtige Beschlüsse des DFB nicht eingebunden, teilweise nicht einmal informiert worden, kritisierte Rummenigge und nannte explizit die Personalie Rettig.

DFB-Präsident Bernd Neuendorf betonte am 18. September, die Taskforce habe nie die Kompetenz für Entscheidungen gehabt, sondern sei als beratendes Gremium einberufen worden. Mit Mintzlaff und Rummenigge habe er nach deren Erklärung telefoniert. "Der DFB ist kein Klub", sagte Neuendorf. "Es hat in diesem Gremium nicht ein einziges Mal den Wunsch gegeben, über die Geschäftsführung Sport zu sprechen." Dass die Taskforce nach dem Rückzug Rummenigges und Mintzlaffs keinen Bestand mehr habe, bestätigte Neuendorf.

Neuendorf und Rettig
DFB-Präsident Bernd Neuendorf stellt in einer Pressekonferenz in Frankfurt Andreas Rettig (r) als neuen DFB-Geschäftsführer Sport vor. © dpa / Thomas Frey/dpa

Rudi Völler sucht den neuen Bundestrainer

Bezüglich der Suche nach einem neuen Bundestrainer nach der Entlassung von Hansi Flick am 10. September infolge der 1:4-Blamage gegen Japan betonte Neuendorf, DFB-Sportdirektor Rudi Völler habe in dieser Sache den "Hut auf". Auch Rettig sieht Völler bei der Nachfolgeregelung für Flick "im Lead".

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"Da geht es um die inhaltliche Bewertung der Fachkompetenz, da ist er mir überlegen, er war Weltmeister", sagte Rettig über Völler, der ihm qua Organigramm unterstellt ist. "Modernes Management definiert sich nicht über Hierarchiestrukturen. Es ist immer der Wettstreit um die besten Ideen, um die beste Lösung zu erreichen", stellte Rettig klar, es gehe hier nicht darum, "wer mehr Sternchen am Revers hat".

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Die Suche werde von ihm und DFB-Vize Hans-Joachim Watzke "begleitet", ergänzte Neuendorf. Völler aber habe "die alleinige Verantwortung für den Bereich Sport". Erst bei vertraglichen Dingen brauche es letztlich die Geschäftsführung.

Der Finanzplan des DFB für den neuen Bundestrainer steht

Konkrete Aussagen zu Bundestrainer-Kandidaten aber waren von Neuendorf nicht zu erfahren. Er bestätigte, dass der Verband die wichtigsten Leitplanken wie die Finanzierbarkeit für sich festgelegt habe und nun konkrete Gespräche führen werde. "Wir sind einen deutlichen Schritt weiter im Vergleich zu nach dem Spiel gegen Frankreich", verriet Neuendorf. (dpa/sid/hau)

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