Manfred Kaltz und Rolf Rüssmann gegen Hans Krankl im WM-Spiel 1978 in Cordoba
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WM-Finale am 30. Juli 1966: Das Endspiel der Heim-WM im Londoner Wembley-Stadion ist für jeden Engländer ein guter Tag, um Geschichte zu schreiben. Geoffrey Hurst nutzt die Gelegenheit.
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Drei der vier englischen Treffer in den dramatischen 120 Minuten gehen auf das Konto des Mannes von West Ham United. Hurst erzielt unter anderem eines der umstrittensten Tore der Fußball-Geschichte.
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Von dem 3:2 in der 101. Minute, das Schiedsrichter Gottfried Dienst nach Konsultation seines Linienrichters Tofik Bachramow als Treffer anerkennt, existieren mehr Bilddokumente, die nahelegen, der Ball habe die Torlinie nicht in vollem Umfang überschritten. So aber gehört der Treffer England und - Hurst der Titel. Erst 2023 trifft mit Kylian Mbappé wieder ein Spieler dreimal in einem WM-Finale.
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WM-Gruppenspiel am 22. Juni 1974: Den Gewinn des WM-Titels des Europameisters Bundesrepublik Deutschland verhindert DDR-Stürmer Jürgen Sparwasser mit seinem berühmten Tor in Hamburg nicht. Im Gegenteil.
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Die ebenso überraschende wie schmerzhafte Niederlage im deutsch-deutschen Duell zum Ende der Gruppenphase sorgt für das nötige und reinigende Gewitter im Quartier des Gastgebers, der durch die vermeintlich leichtere Gruppe in der zweiten Finalrunde ins Endspiel und zum zweiten WM-Titel marschiert. Und Sparwasser sagt, dass später auf seinem Grabstein nur "Hamburg 1974" stehen müsse, um zu wissen, wer darunter begraben liegt.
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EM-Finale am 20. Juni 1976: Anno 1976 können sich Spieler noch gegenseitig überraschen. Wer in Deutschland verfolgt schon den Fußball in der tschechoslowakischen Liga? Diesen Umstand nutzt Antonin Panenka, um gegen Weltmeister-Torwart Sepp Maier einen frechen Trick anzuwenden und abgebrüht das EM-Endspiel zu entscheiden. Panenkas Heber beschert der damaligen CSSR im kurzfristig beschlossenen Elfmeterschießen den Titel.
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WM-Gruppenspiel am 21. Juni 1978: Rolf Rüssmann (li.) steht in Cordoba vor der unangenehmen Aufgabe, Österreichs Goalgetter Hans Krankl (re.) zu bewachen und möglichst zu neutralisieren. Der aber - mit seiner Mannschaft bereits vor dem Anpfiff aus dem WM-Turnier ausgeschieden - ist gegen den Weltmeister und Nachbarn voll motiviert und nicht auszuschalten.
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Zweimal bringt Krankl Österreich in Führung, trifft zum 2:1 in der 66. Minute, vor allem aber in der 88. Minute zum entscheidenden 3:2. "I wer narrisch!", schreit ORF-Reporter Edi Finger senior einem Herzinfarkt nahe in sein Mikrofon, "Krankl schießt ein!" Es ist sein 25. Tor im 40. Länderspiel. Vorher hat er Rüssmann und Manfred Kaltz ausgetanzt. Rüssmann ist anschließend untröstlich und wird von der DFB-Delegation sogar im Stadion vergessen.
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EM-Gruppenspiel am 20. Juni 1984: Europameister Deutschland bekleckert sich in der Vorrunde des Turniers in Frankreich nicht mit Ruhm, steht aber trotzdem vor dem Einzug ins Halbfinale. Gegen Spanien läuft die letzte Minute der regulären Spielzeit. Plötzlich steht Antonio Maceda mutterseelenallein vor Toni Schumacher und köpft ins deutsche Tor. Spanien kommt weiter und bis ins Endspiel, das dann Gastgeber Frankreich gewinnt.
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WM-Finale am 29. Juni 1986: Zwei Jahre später steht wieder Deutschland im Endspiel. Wie schon 1954, 1966, 1974 und 1982. Es geht um den WM-Titel. Der Gegner ist der Gewinner von 1978, Argentinien. Die DFB-Elf steckt voller Kämpfer und egalisiert ein 0:2. Beflügelt stürmt sie weiter. Drei Minuten nach dem Ausgleich rächt sich das. Argentinien kontert. Diego Maradona schickt Jorge Burruchaga (Mitte) auf die Reise. Hans-Peter Briegel (re.) holt ihn beinahe noch ein. Zuvor aber narrt er Schumacher. 3:2 in der 85. Minute. Der Titel geht an Argentinien.
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EM-Halbfinale am 21. Juni 1988: Zum zweiten Mal - nach der WM 1974 - richtet Deutschland wieder ein großes Turnier aus. In einem spannenden Halbfinale gegen die Niederlande, die zuvor bei drei großen Turnieren in Folge gefehlt haben, steht es bis zur 89. Minute 1:1. Dann gewinnt Oranje-Torjäger Marco van Basten (hinten) den entscheidenden Zweikampf gegen seinen Bewacher Jürgen Kohler, spitzelt den Ball an Torwart Eike Immel (li.) vorbei ins lange Eck. Die Niederlande gewinnen vier Tage später auch das Endspiel gegen die Sowjetunion in München.
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WM-Viertelfinale am 10. Juli 1994: Als der Bulgare Yordan Lechkov in der 79. Minute beim Stand von 1:1 am Elfmeterpunkt in eine Vorlage fliegt, ist das Aus des Titelverteidigers besiegelt. Thomas Häßler, der mit Letchkov abspringt, hat Positions- und Längennachteile. Dass Lechkov zur Zeit seines Coups für den Hamburger SV in der Bundesliga spielt, verleiht der Geschichte eine zusätzlich bittere Note.
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EM-Gruppenspiel am 20. Juni 2000: Das neue Fußball-Jahrtausend beginnt mit einer historischen deutschen Blamage. Zum Ende der Gruppenphase demontiert eine portugiesische B-Auswahl jene des Not-Bundestrainers Erich Ribbeck mit 3:0. Sergio Conceicao, hier gegen Thomas Linke, erlebt seine Sternstunde.
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Conceicao beschert dem deutschen Nationaltorwart Oliver Kahn einen rabenschwarzen Tag. Drei Treffer zum 3:0, Conceicao ist der Mann des Tages. Zuvor hat er in 26 Länderspielen nur zweimal getroffen. Nun ist der spätere Trainer ein deutscher Albtraum und stürzt den Verlierer in eine tiefe Krise.
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WM-Finale am 30. Juni 2002: Zwei Jahre später aber, unter dem neuen Teamchef Rudi Völler, tankt sich die DFB-Elf mit Glück und Geschick zum siebten Mal bis ins WM-Endspiel durch. Dort liefert sie gegen Rekord-Weltmeister Brasilien ihr bestes Spiel des Turniers. Doch der Gegner hat Ronaldo.
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Der Angreifer mit der eigenwilligen Frisur schraubt mit einem Doppelpack die Anzahl seiner Tore bei diesem Turnier auf acht nach oben, wird Torschützenkönig. Ronaldo nutzt dabei einen kapitalen Fehler des bis dahin fehlerlosen deutschen Torhüters Oliver Kahn gnadenlos aus.
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Nach dem 2:0 für Brasilien und seinen WM-Toren elf und zwölf tröstet der beste Stürmer des Turniers dessen besten Torwart. Bei Kahn aber hinterlässt diese bittere Niederlage psychisch tiefe Spuren und wirkt lange nach.
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WM-Halbfinale am 4. Juli 2006: Vier Jahre nach dem Turnier in Japan und Südkorea lebt der Traum vom WM-Titel daheim. Gelingen soll, was schon 1974 geklappt hat. Die Stimmung während des Halbfinales gegen Italien in Dortmund ist grandios - bis zur 119. Minute. Da holt Italiens Verteidiger Fabio Grosso (re.) gegen den "Capitano" Michael Ballack (li.) zum Schuss aus.
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Inzwischen ist Jens Lehmann Deutschlands Nummer eins. Der Mann von Arsenal London streckt sich nach der Bogenlampe. David Odonkor (re.) verfolgt den Flug des Balles und seines Mitspielers.
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Odonkor sieht, dass Lehmann keine Abwehrchance hat.
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Auch der eingewechselte Italiener Alberto Gilardino (Zweiter v. re.) sieht das. Auch Per Mertesacker (ganz li.) sieht das Unheil kommen. Zwei Minuten nach diesem 1:0-Führungstor legen die Italiener durch den ebenfalls eingewechselten Alessandro del Piero nach. Diesen Treffer nehmen viele deutsche Fans durch ihre von Tränen getrübten Augen nur noch in Trance wahr. Die Enttäuschung ist riesig. Italien wird fünf Tage später gegen Frankreich zum vierten Mal Weltmeister.
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EM-Finale am 29. Juni 2008: Chancenlos ist Lehmann auch in der 33. Minute des Endspiels um die Europameisterschaft zwei Jahre später, als der Spanier Fernando Torres (Mitte) Philipp Lahm (li.) entwischt.
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Dieses 1:0 entscheidet in Wien zugunsten der Spanier, die anschließend auch die WM 2010 und die EM 2012 gewinnen.
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WM-Halbfinale am 7. Juli 2010: Dabei führt ihr Weg zum ersten WM-Titel der spanischen Fußball-Geschichte wieder über die deutsche Mannschaft. Und wieder reicht ein Tor. Carles Puyol gelingt es im Halbfinale in der 73. Minute per wuchtigem Kopfball.
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Die zuvor gegen England im Achtelfinale (4:1) und gegen Argentinien im Viertelfinale (4:0) brillant aufspielende DFB-Auswahl agiert gegen Spanien zu zaghaft und respektvoll.
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Puyols Kopfball knallt im Anschluss an eine Ecke ins Netz. Lukas Podolski (li.) und Torwart Manuel Neuer sind ohne Chance, die Kugel aufzuhalten.
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Obwohl auch Puyol auf dem Boden landet, sind seine Kameraden und er in Durban obenauf und letzten Endes Teilnehmer am Endspiel gegen die Niederlande.
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EM-Halbfinale am 28. Juni 2012: Auch in der Vorschlussrunde der EM in Polen und der Ukraine lässt sich die zuvor starke deutsche Nationalmannschaft vom Gegner den Schneid abkaufen. Der bärenstarke Mario Balotelli (li.) duelliert sich mit Verteidiger Holger Badstuber (re.).
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In der 20. Minute gewinnt Balotelli (Mitte) das Duell und leitet per Kopfball das deutsche Ausscheiden ein. Für den Stürmer mit ghanaischen Wurzeln wird sein 13. Länderspiel zu einem unvergesslichen.
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Auf sein drittes folgt in der 36. Minute sein viertes Länderspieltor. Balotellis anschließende Geste, die ihm die Gelbe Karte einträgt, geht in die EM-Geschichte ein. Im Endspiel gegen Spanien drei Tage später aber ist Italien gegen den Titelverteidiger und Weltmeister beim 0:4 nur ein Sparringspartner.
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EM-Halbfinale am 7. Juli 2016: Im brisanten Nachbarschaftsduell mit Frankreich geht es für die deutsche Elf auch vier Jahre nach der Balotelli-Show um den Einzug ins Endspiel der EM. Diesmal wird Antoine Griezmann zum Spielverderber.
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Erst verlädt der damals 25-Jährige bei einem Handelfmeter in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit den deutschen Torwart Manuel Neuer. Zuvor hat Bastian Schweinsteiger den Ball per Hand gespielt.
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Und in der 72. Minute kommt Schweinsteiger auch noch zu spät, als Griezmann der Ball vor die Füße fällt.
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Auch Neuers Rettungsversuch kommt zu spät. Frankreich feiert einen bedeutenden Sieg, der im Gastgeberland der EM wie Balsam wirkt auf die nie geheilten Wunden der ebenso überflüssigen wie schmerzhaften Niederlagen gegen Deutschland in den WM-Halbfinals 1982 und 1986.
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Nun spürt Fußball-Deutschland tiefen Schmerz, den Griezmanns getanzter Jubel für viele an diesem Abend noch unerträglicher macht.
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WM-Gruppenspiel am 27. Juni 2018: Heung-Min Son, ehemals Bundesligastar beim Hamburger SV und Bayer Leverkusen, macht der deutschen Mannschaft bereits zum Ende der Vorrunde den sportlichen Garaus. Mutterseelenallein rennt er in der Nachspielzeit beim Stand von 1:0 für Südkorea auf das verlassene Tor zu. Son führt Südkorea als Kapitän zu einem Prestigeerfolg.
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Sein Tor nach einem Konter in der sechsten Minute der Nachspielzeit macht die verzweifelten Versuche von Manuel Neuer (re.) und dessen Kollegen um den Ausgleich zunichte. Fünf Minuten nach dem 0:1 heißt es aus deutscher Sicht 0:2. Südkorea scheidet zwar mit der DFB-Auswahl aus dem Turnier in Russland aus, aber im Gegensatz zu ihr erhobenen Hauptes.
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EM-Achtelfinale am 29. Juni 2021: Heimspiel für England gegen Deutschland bei einem große Turnier. 2021 wiederholt sich die Geschichte von 1966 und 1996. Und wie schon 1966 triumphiert England. Dank seines Kapitäns Harry Kane und dessen Kopfballakrobatik gegen Manuel Neuer.
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Beim Stand von 1:0 im Londoner Wembley-Stadion ist der Torjäger der Gastgeber in der 86. Minute zur Stelle, als die deutsche Mannschaft die bessere ist und alles auf eine Karte setzt.
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Ungedeckt und aus nicht mal fünf Metern schlägt Kane zu. Neun Minuten zuvor hat Raheem Sterling mit seinem Treffer den Weltmeister von 1966 auf die Siegerstraße gesetzt.
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Während Sterling im Hintergrund mitjubelt, setzt Kane zu seinem Lauf Richtung Fans an.
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Der Traum des Torjägers der Tottenham Hotspur ist wahr geworden. Er trifft gegen Deutschland, nachdem der Torschützenkönig der WM 2018 in der Gruppenphase leer ausgegangen ist.
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Kanes Knoten platzt genau im richtigen Moment. Er trifft auch im Viertel- und im Halbfinale, nicht aber im Endspiel. Das verliert England trotz früher Führung gegen Italien im Elfmeterschießen, zwölf Tage nach dem gefeierten Triumph über Deutschland, dem ersten bei einem großen Turnier seit 1966. Die DFB-Elf bekommt anschließend mit Hansi Flick einen neuen Bundestrainer. Joachim Löw tritt nach 15 Jahren ab.