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PROGNOSE: Diese Weltmeisterschaft wird so politisch wie selten ein Turnier zuvor. REALITÄT I: Die deutsche Nationalelf hatte noch nicht einmal gespielt, da brach der Sturm um das Verbot der "One Love"-Kapitänsbinde los. Die Fifa wertete das Eintreten für Toleranz als "politische Botschaft". Bundesinnenministerin Nancy Faeser (im Bild) trug die Binde aus Protest, als sie das Spiel der Deutschen gegen Japan vor Ort im Stadion verfolgte.
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REALITÄT II: Auch die Menschenrechtslage in Katar und die toten Gastarbeiter auf den WM-Baustellen waren ein Dauerthema.
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REALITÄT III: International sorgten die Palästina-Fahnen arabischer Fans für Aufsehen. Fußball und Politik lassen sich nicht mehr trennen.
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PROGNOSE: Die Weltmeisterschaft wird von den deutschen Fans boykottiert. REALITÄT I: Die nur drei WM-Spiele der DFB-Auswahl verfolgte in den beiden Stadien eine sehr überschaubare Anzahl von angereisten deutschen Fans. In Doha gab es eine Fanbotschaft, aber keine Feiern in Schwarz-Rot-Gold.
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REALITÄT II: In Deutschland waren schwache Einschaltquoten das Ergebnis einer wachsenden Entfremdung von der Nationalmannschaft und massiver Kritik an dieser WM. Etliche Kneipen zeigten die Spiele aus Protest nicht.
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PROGNOSE: Diese Weltmeisterschaft wird vom Geld dominiert. REALITÄT I: Die Kosten für die Austragung der WM betrugen 2006 in Deutschland 4,3 Milliarden Dollar und 2018 in Russland 11,6 Milliarden. Das Investitionsvolumen in Katar liegt nach Medienberichten bei astronomischen 220 Milliarden. Sechs von acht Stadien wurden neu gebaut.
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REALITÄT II: Der Eindruck ist: Katar regelt alles mit Geld. Von bezahlten Fans bis zur Vizepräsidentin des EU-Parlaments (Eva Kaili, im Bild), die wegen des Verdachts der Bestechung durch Katar abgesetzt wurde.
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PROGNOSE: Diese Weltmeisterschaft wird sich vor Ort nicht echt anfühlen. REALITÄT I: Es war und ist ein zwiespältiges Bild in den Straßen von Doha. Zehntausende Fans aus Südamerika, Nordafrika und Saudi-Arabien sorgten für laute Stimmung bei zahlreichen Spielen. Auch Gastarbeiter in Katar begeisterten sich zu Tausenden für dieses Turnier.
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REALITÄT II: Trotzdem wirkt vieles an dieser WM künstlich und inszeniert. Der orchestrierte Katar-Fanblock im Eröffnungsspiel wurde zur Lachnummer in Ländern mit langer Fußball-Tradition.
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PROGNOSE: Diese Weltmeisterschaft kann nicht gut organisiert sein. REALITÄT I: Der große Fan-Andrang in dieses kleine Land ließ Chaos befürchten. Doch Katar lieferte. Die Wege zu den Arenen sind kurz, An- und Abreise bestens organisiert. Von Zusammenstößen der Fangruppen ist nichts bekannt.
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REALITÄT II: Manchmal musste wegen des großen Andrangs eine U-Bahn-Station geschlossen werden. Mit Blick auf Bus und Bahn in Deutschland: Besser wird es bei der EM 2024 kaum funktionieren.
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PROGNOSE: Diese Weltmeisterschaft wird ein Turnier für den gesamten arabischen Raum. REALITÄT: Die Fifa und das Organisationskomitee betonten immer wieder den verbindenden Charakter der ersten WM in diesem Teil der Erde. Oberflächlich betrachtet war der zu sehen. Mit Marokko, das Nordafrika und die weitere arabische Welt repräsentiert, fieberten plötzlich Tausende Menschen mit, auch in Doha selbst. Tiefergehende Konflikte wird diese WM aber kaum lösen. Das haben große Sportereignisse selten bis nie geschafft.
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PROGNOSE: Diese Weltmeisterschaft wird ein sportlich hohes Niveau haben. REALITÄT I: In Teilen stimmt das. Superstar Lionel Messi spielt die beste WM seiner Karriere. Außenseiter Marokko hat ein taktisch wie individuell sehr starkes Team aufgeboten.
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REALITÄT II: Die Hoffnung, Stars seien fit, weil sie keine komplette Saison in den Knochen haben, erfüllte sich nicht pauschal. Viele Spieler verletzten sich bei der Terminhatz vor dem Turnier. Und viele Teams spielten aus Angst vor einem frühen Aus auch bei dieser WM sehr zögerlich. (dpa/lh)