- DFB-Präsident Bernd Neuendorf und Innenministerin Nancy Faeser verschaffen sich ab Montag ein Bild von der Lage in Katar.
- Der Druck auf den WM-Gastgeber und die FIFA soll erhöht werden.
Wenn Bernd Neuendorf am Montag für seine "Inspektionsreise" in den Flieger Richtung Doha steigt, nimmt er sich prominente Unterstützung mit. Innenministerin
"Menschenrechte einzufordern ist nie überzogen", betonte Neuendorf vor dem Abflug im SWR: "Wir müssen als DFB immer die Stimme erheben, wenn wir der Auffassung sind, dass Menschenrechte missachtet werden." Im Rahmen der zweitägigen Reise gelte es, "auch mit der katarischen Regierung selbst und nicht nur mit dem Fußballverband zu sprechen", führte er aus.
Faeser will sich selbst einen Eindruck verschaffen
Sie wolle sich vor Ort "aus erster Hand einen Eindruck" verschaffen, kündigte SPD-Politikerin Faeser an. "Im Mittelpunkt stehen die Menschenrechtsfragen, die rund um das Turnier diskutiert werden, etwa der Schutz von queeren Menschen vor Diskriminierung und Verfolgung sowie die Verantwortung für Wanderarbeiter, die die WM‑Stadien gebaut haben", hieß es vonseiten ihres Ministeriums.
Vor Ort wird Neuendorf auch mit FIFA-Präsident Gianni Infantino sprechen. Dabei will sich der DFB-Boss erneut für einen Entschädigungsfonds des Weltverbands für die Familien von gestorbenen oder verletzten WM-Arbeitern einsetzen. "Die FIFA hat eine Verantwortung - und der muss sie gerecht werden", sagte der 61-Jährige: "Wir werden das weiter einfordern, auch während des Turniers."
Faeser zieht Wut von Katar auf sich
Faeser kritisierte kurz vor der Reise ganz offen das Gastgeberland. "Für uns als Bundesregierung ist das eine total schwierige Vergabe", sagte die für den Sport zuständige Ministerin dem ARD-Magazin Monitor. Es gebe Kriterien wie Einhaltung von Menschenrechten oder Nachhaltigkeitsprinzipien, "an die sich gehalten werden muss, und dann wäre es besser, dass das nicht in solche Staaten vergeben wird".
Mit offenen Armen dürfte die deutsche Delegation nicht empfangen werden, nach den Faeser-Aussagen wurde am Freitag der deutsche Botschafter in Doha einbestellt. Dazu wetterte der Emir gegen alle Kritiker. Er sehe eine Kampagne, die "weitergeht, sich ausdehnt, Erfundenes und Doppelmoral einschließt - bis sie einen Grad an Heftigkeit erreichte, der leider viele Fragen über die wahren Gründe und Motive hinter dieser Kampagne aufwirft", so Scheich Tamim bin Hamad Al-Thani.
Neuendorf sieht das anders, für ihn gibt es in Sachen Verbesserungen weiter viel Nachholbedarf. Gerade im Bezug auf homosexuelle Personen seien Zusagen "bisher nicht in ausreichendem Maß erfüllt", erklärte der DFB-Boss: "Wir werden mit der Regierung darüber sprechen, was die Sicherheit dieser Menschen angeht." Der Redebedarf für die zwei Tage ist also enorm. © AFP