- Der Mann, der mit Regenbogenfahne und Statement-Shirt beim Spiel Portugal gegen Uruguay über den Rasen rannte, bewegt die Menschen auch auch Tag danach noch.
- Inzwischen ist einiges zu seiner Person bekannt.
- Nach einem kurzen Arrest wurde er nun offenbar wieder auf freien Fuß gesetzt und meldete sich auch selbst noch einmal zu Wort.
Mit Regenbogenfahne und politischem Superman-Shirt rannte der Aktivist über den Rasen des Lusail-Stadions. "Save Ukraine" auf der Vorderseite des blauen T-Shirts, auf der Rückseite "Respect for Iranian Woman" - die drei Botschaften des Italieners beim WM-Spiel zwischen Portugal und Uruguay gingen am Montagabend um die Fußball-Welt. Am Morgen danach bestimmte die Frage das Turniergeschehen in Katar: Wie geht es dem Mann?
Was über die Aktion bekannt ist
Kurz vor seiner Aktion postete der Italiener Mario Ferri Kurzvideos beim Netzwerk Instagram, er huldigte seinem großen "Idol"
Was über die Folgen für den Aktivisten bekannt ist
Der Weltverband Fifa und das WM-Organisationskomitee äußerten sich bis Dienstagmittag nicht. Wie das italienische Außenministerium jedoch mitteilte, ist der Italiener wieder auf freiem Fuß. Er sei sei nach kurzem Arrest freigelassen worden. Weitere Konsequenzen muss Mario Ferri offenbar nicht befürchten. "Das Außenministerium hat den Fall zusammen mit der italienischen Botschaft in Doha verfolgt", teilte das Ministerium der Nachrichtenagentur AFP mit, ohne weitere Angaben zum Aufenthaltsort des Mannes zu machen: "Nach einem kurzen Arrest wurde der Mann von den Behörden ohne weitere Konsequenzen freigelassen.
Der Italiener, der selbst bei Clubs in seiner Heimat, in Indien und Jordanien höherklassig Fußball gespielt hat, hat bereits etliche Flitzer-Aktionen hinter sich - unter anderem beim deutschen WM-Spiel in Südafrika 2010 gegen Spanien. Anders als in den nationalen Ligen und europäischen Club-Wettbewerben gibt es bei einer WM keinen Heimverein, der für Zwischenfälle mit Zuschauern verantwortlich gemacht wird. Der Fall liegt vorerst bei den Ordnungskräften des WM-Ausrichters.
Was sagt der Flitzer selbst
Ferri selbst nahm am Dienstag noch einmal Stellung zu seiner Aktion. "Die Welt muss sich verändern. Wir können es gemeinsam mit starken Gesten tun, die von Herzen kommen, mit Mut", schrieb er bei Instagram und fügte an: "Die Regeln zu brechen, wenn du es für einen guten Zweck tust, ist nie ein Verbrechen." Zu seinem Ukraine-Statment schreibt er, er sei selbst als Freiwilliger im Krieg im Kiew gewesen. "Ich habe gesehen, wie diese Menschen leiden. Wir wollen Frieden in der Ukraine!"
Welche Parallelen bekannt sind
Grundsätzlich werden Flitzer im Fußball erst einmal zur Kasse gebeten, es gibt aber große Unterschiede bei der Rechtssprechung. Nachdem während des WM-Finales 2018 in Russland gleich vier Aktivisten der Polit-Punk-Gruppe Pussy Riot in Polizeiuniformen auf den Rasen gelangt waren, hatte ein Moskauer Gericht 15 Tage Arrest verhängt. In Katar könnte beim weiteren Vorgehen eine Rolle spielen, dass nach der massiven Kritik in den Monaten und Jahren vor der Endrunde internationale Medien sehr genau auf die Behandlung des Regenbogen-Aktivisten blicken werden.
Was über die Botschaften bekannt ist
Ferri trug eine Regenbogenfahne mit der Aufschrift "Pace" (ital. Frieden). Sie ist ein internationales Friedenssymbol und steht für Aufbruch und Toleranz.
Die Regenbogenfahne ist auch ein zentrales Symbol für die LGBTQI*-Community. Diese Regenbogenfahne enthält jedoch eine Farbe weniger, als die Fahne, die Ferri trug. Dennoch ist davon auszugehen, dass er mit seiner Fahne auch auf die Rechte der LGBTQ*-Community hinweisen wollte. LGBT ist die englische Abkürzung für lesbisch, schwul, bisexuell und Transgender. Jeder Buchstabe steht für die eigene Geschlechtsidentität oder die sexuelle Orientierung. Homosexualität ist in Katar verboten und wird mit bis zu sieben Jahren Gefängnis bestraft.
Der Schriftzug "Save Ukraine" spielt deutlich auf den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine an. "Respect for Iranian Woman" beschäftigt sich mit dem Schicksal von Tausenden im Iran, wo seit Wochen gegen die Regierung und das islamische Herrschaftssystem protestiert wird. Die Aufstände werden oft von Frauen angeführt. Berichtet wird über viele Tote. Schiedsrichter Faghani ist Iraner.
Was im Stadion gesagt wurde
"Ich hoffe, dass dem Jungen nichts passiert", sagte der portugiesische Mittelfeldspieler Rúben Neves nach der Partie, die Portugal die Teilnahme am Achtelfinale sicherte. "Wir alle haben seine Botschaft verstanden, die ganze Welt." (dpa/afp/ska)