- Ex-Speerwurfstar Christina Obergföll hat die Olympia-Vergabe des IOC an China scharf kritisiert: Für die Sportlerinnen und Sportler sei das ein Unding gewesen.
- Auch der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) sieht China als Austragungsort höchst problematisch - nicht nur aufgrund der nun bevorstehenden Paralympics.
- Der Grund für die forsche Kritik: Seit 2008 habe man gewusst, was die Olympioniken in China erwartet.
Die frühere Speerwurf-Weltmeisterin Christina Obergföll hat nach dem Ende der Olympischen Winterspiele in China scharfe Kritik an deren Vergabe geübt und an die Verantwortung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) appelliert.
Das IOC müsse sich die Frage gefallen lassen, warum es die Spiele an solche Länder vergebe, sagte Obergföll am Montag in Stuttgart. "Und ich bin froh, dass die kommenden Spiele alle an Länder vergeben wurden, die die Demokratie leben", ergänzte die 40-Jährige aus dem Ortenaukreis.
China habe die Sommerspiele 2008 wohl auch erhalten, um eine Chance zu bekommen, die Lage zu verbessern, sagte Obergföll. "Und das ist ja in der Tat, so wie ich das zumindest verfolge, nicht passiert." Nun seien die Spiele erneut in ein Land vergeben worden, wo es "menschenrechtlich sehr, sehr kritisch zugeht", sagte Obergföll.
Sportler würden dann mit der Wahl konfrontiert, dürften sich aber politisch nicht äußern. "Da wird ein Riegel vorgeschoben", kritisierte die Weltmeisterin von 2013 einen Tag nach dem Ende der Spiele von Peking.
Scharfe Kritik an China auch vor den Paralympics
Kritik am Austragungsort China kommt auch von Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), kurz vor Start der Paralympics. Beucher, der Peking schon bei der Vergabe für die Sommerspiele 2008 im Jahr 2001 als Vorsitzender des Sportausschusses im Deutschen Bundestag kritisch sah, erklärte, dem IOC fehle "das Bewusstsein für gesellschaftspolitische Verantwortung". Nach solchen Vergaben seien die Athleten "die Opfer, die praktisch in Sippenhaft genommen werden. Und an Orten zu sportlichen Vergleichen gezwungen werden, für die es eigentlich keine gesellschaftliche Anerkennung geben darf".
Ein Verbot, sich über China zu kritisch zu äußern, erhalten die deutschen Sportlerinnen und Sportler nicht - wohl aber einen Hinweis auf mögliche Risiken. "Ich verbiete keinem den Mund. Jeder kann frei seine Meinung sagen. Das sind mündige Menschen", sagte der Präsident: "Aber ich habe auch eine Fürsorgepflicht. Wenn wir Hinweise kriegen, dass es zu Konsequenzen führt, sich in China zu gesellschaftlichen Themen zu äußern, muss ich meine Athleten darauf hinweisen."
Er sei "mit vielen Leuten im Gespräch, die das Land sehr gut kennen", berichtete der 75-Jährige: "Und sie haben unisono bestätigt, dass sich nach 2008 in Bezug auf Freiheitsrechte und Menschenrechte nicht nur nichts verbessert hat, sondern dass es noch schlimmer geworden ist." In Bezug auf die Lage von Menschen mit Behinderung in China müsse man aber "konstatieren, dass sich das seit den Paralympics 2008 entscheidend gebessert hat. Inwieweit das wirkliche Teilhabe ist, kann ich nicht beurteilen". © dpa