Hamburg - Am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg geht das Theater in Serie. Intendantin und Regisseurin Karin Beier bringt ab dem 15. September alle zwei Wochen einen von fünf Teilen ihres Antike-Zyklus "Anthropolis. Ungeheuer. Stadt. Theben" heraus. An vier Wochenenden in der Spielzeit können Interessierte zudem alle fünf Teile als Marathon auf drei Abende verteilt hintereinander sehen.

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Seit zwei Jahren probt Beier die Uraufführungen der fünf Folgen "Prolog/Dionysos", "Laios", "Ödipus", "Iokaste" und "Antigone". Der Autor und Dramatiker Roland Schimmelpfennig verfasste die Texte auf Basis der antiken Dramen von Aischylos, Sophokles und Euripides. Die Idee zu der Serie kam Beier während der Corona-Pandemie, als am Haus zahlreiche Vorstellungen vorbereitet wurden - und dann lange Zeit auf Halde lagen.

Worum geht's?

Inhaltlich beschäftigt sich die Serie mit den Krisen unserer Tage: Klimawandel, Ressourcenknappheit, Krieg und, so Regisseurin Beier, der kollektiven Verdrängung all dessen, was zur Selbstzerstörung führe. Anhand der großen Erzählungen der Vergangenheit will sich Beier diesen Themen nähern, und dabei auch den unbedingten Glauben des aufgeklärten Menschen an Wissenschaft und Fortschritt in Frage stellen.

"Wir haben uns die Stadt als Urform unseres politischen Staatswesens und unserer Gesellschaft vorgenommen und erzählen eine Zivilisationsgeschichte, in der zu guter Letzt das Weltengesetz, die Natur, die Götter zurückschlagen", so Beier anlässlich der Vorstellung des Projekts.

Die fünf Teile bauen inhaltlich aufeinander auf. Sie funktionieren jedoch auch für sich allein, so dass keine Verständnisschwierigkeiten aufkommen. Der erste Teil "Prolog/Dionysos" beginnt mit dem Gründungsmythos Europas. In Stiergestalt entführt Götterkönig Zeus eines von fünf am Strand spielenden Mädchen.

Erster Teil

Als der älteste Sohn des Kadmos seine Schwester Europa sucht, befiehlt ihm das Orakel, aufzugeben und stattdessen eine Stadt zu gründen. Es kommt zu ersten Kämpfen und die Stadt Theben entsteht. Im weiteren Verlauf kehrt Dionysos nach Theben zurück, fordert einen religiösen Kultstatus ein und bringt mit seiner Vorliebe für Freiheit und Ekstase die Ordnung des amtierenden Pentheus durcheinander.

Zweiter Teil

Der zweite Teil, "Laios", beschäftigt sich mit dem Vater des Ödipus, der mit seiner Frau Iokaste kein Kind bekommen durfte, sich aber über das religiöse Gebot hinwegsetzte. Schauspielhaus-Star Lina Beckmann wird hierzu einen langen Monolog halten und sämtliche Mythenvarianten sowie das Thema des Generationenvertrages durchspielen.

Folgen drei bis fünf

Der dritte Teil, "Ödipus", erzählt vom Hochmut des aufgeklärten Menschen und zeigt Varianten der Macht auf. In der vierten Folge versucht Iokaste, ihre streitenden Söhne Eteokles und Polyneikes zu Verhandlungen und zum Frieden zu führen und scheitert damit. Folge fünf wiederum beleuchtet die widersprüchliche Figur der "Antigone", einer Heldin, Märtyrerin aber auch Verbrecherin, die ihre eigene Moral über das Gesetz des Staates stellt.

Zahlreiche namhafte Protagonisten des Schauspielhaus-Ensembles spielen in dem Zyklus auf, darunter Kristof Van Boven, Lina Beckmann, Julia Wieninger, Michael Wittenborn sowie einige prominente Gäste wie Devid Striesow.  © dpa

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