Die Heftchen vom Speicher seines Vaters können gerne weg: "Mir fällt es nicht schwer, mich von den Werken von Victor Vasarély zu trennen, da die bei der Dachbodenräumung sowieso ins Altpapier sollten."
Doch bei näherer Betrachtung der Hefte hatte er einen Geistesblitz: "Das kam mir sehr kunstvoll vor." Deshalb rettete er die kleine Sammlung vor dem Alpapiercontainer.
"Den Namen kenne ich nicht. Das sind doch nur schwarze Mappen", sagt Horst Lichter, doch dem Experten Albert Maier ist Vasarély durchaus ein Begriff: "Er war praktisch der Vorläufer der Op-Art."
Zwischen 1963 und 1971 wurden die einzelnen Bände in limitierter Auflage veröffentlicht, jeweils inklusive signierter Serigrafien. "Das dicke Buch ist die Luxusausgabe von 1971", denn darin war die erste Farbserigrafie des Künstlers enthalten, die ebenfalls handsigniert und nummeriert war.
"Ich kann mir vorstellen, dass das, was Sie jetzt heute mitgebracht haben, auch unseren Händlern sehr gut gefallen wird", vermutet Albert Maier völlig richtig. Eine echte Überraschung ist der Schätzpreis von 2.000 bis 3.000 Euro - nicht schlecht für ein bisschen "Altpapier".
Fabian Kahl (li.) liest den Namen des Künstlers vor. "Ohhh", raunen seine Händler-Kollegen. "Vielleicht sind das Mappen, wo Bilder drin sind. Das wär's", hofft Wolfgang Pauritsch (r.). "Das ist eine Sammleredition", bestätigt Kahl.
Genau das Richtige für Markus Wildhagen (li.) und Wolfgang Pauritsch, die sich gegenseitig überbieten - erst im dreistelligen, dann im vierstelligen Bereich. Bei 1.800 Euro steigt auch Fabian Kahl mit ein. Allerdings liegt die Schmerzgrenze des Verkäufers nach der Expertise bei 2.000 Euro.
Wolfgang Pauritsch merkt, dass alle drei Händler die Summe zahlen würden: "Wen hätten Sie denn gerne als Käufer?" Fabian Kahl grinst ebenfalls: "Suchen Sie es sich aus." Das gab es ja noch nie bei "Bares für Rares": Der Verkäufer hat die freie Wahl!
Er entscheidet sich für Fabian Kahl, der sein Glück kaum fassen kann: "Sie haben eine gute Wahl getroffen!" Verlierer Markus Wildhagen grummelt: "Ich lasse mir auf jeden Fall jetzt ein paar Piercings machen." Ob die wohl wirklich den Unterschied gemacht haben?
Ebenfalls einen überraschend guten Preis erzielt in der Montags-Ausgabe von "Bares für Rares" diese silberne Deckeldose aus Frankreich aus den 1880er-Jahren. Schätzwert: 250 bis 300 Euro.