Der Krieg zwischen Israel und Iran könnte auch Folgen für Wirtschaft und Verbraucher in Europa haben. Die Sprit-Preise sind bereits gestiegen.
Die weitere Eskalation im Nahen Osten sorgt weltweit für Aufsehen: Nach dem "Präventivschlag" Israels beschießen sich Teheran und Tel Aviv gegenseitig. Für die Menschen vor Ort bedeuten die Angriffe vor allem: Sorge. Beim G7-Gipfel in Kanada dürfte es ebenfalls um Israel und Iran gehen. Die Eskalation des Nahost-Krieges hat aber nicht nur Auswirkungen auf die Menschen in der Region – auch die europäische Wirtschaft und Verbraucher könnten die Folgen zu spüren bekommen. Wie der "Tagesspiegel" berichtet, soll ein iranischer Brigadegeneral nach den Angriffen Israels auf das Atomprogramm des Landes gedroht haben, die Straße von Hormus zu schließen.
Die Straße von Hormus ist eine Meerenge zwischen dem Persischen Golf und dem Golf von Oman. Etwa 20 Prozent des weltweit gehandelten Erdöls wird durch dieses Nadelöhr zwischen Iran im Norden und dem Oman sowie den Vereinigten Arabischen Emiraten im Süden transportiert, ebenso ein großer Teil des weltweiten LNGs. Wird diese Wasserstraße blockiert, hätte das also gravierende Auswirkungen auf die Energieversorgung weltweit.
Die Drohung des Brigadegenerals sorgt daher für Unruhe an den Märkten. Die Zeitung zitiert in diesem Zusammenhang die Energiewirtschaftsexpertin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Laut Kemfert sei die Situation in höchstem Maße besorgniserregend. Die Auswirkungen plötzlich ausbleibender Lieferungen wären "gravierend" für die Weltwirtschaft.
Öl- und Spritpreise steigen
An den Tankstellen in Deutschland waren Auswirkungen des Krieges zwischen Israel und dem Iran in den vergangenen Tagen bereits zu spüren gewesen. So legten die Preise für Benzin und Diesel nach Zahlen des ADAC im deutschlandweiten Schnitt deutlich zu. Am Sonntagmorgen um 8.20 Uhr kostete ein Liter Super E10 nach Zahlen des ADAC 1,749 Euro, ein Liter Diesel 1,639 Euro. Am Vortag um die gleiche Uhrzeit war es jeweils knapp ein Cent weniger. Am Freitag hatten sie sogar noch fünf beziehungsweise sechs Cent unter den Samstagpreisen gelegen. Auch die Heizölpreise stiegen.
Wie der "Tagesspiegel" berichtet, sei diese Preisschwankung noch moderat. Dennoch: Bei einer tatsächlichen Blockade der Passage müssten sich Verbraucher auf Preissprünge, wie während den Ölpreiskrisen in den 1970ern gefasst machen. Damals hatten die arabischen Länder weniger Öl geliefert, wodurch die Öl-Preise in vielen Ländern Europas stark gestiegen sind.
Wirtschaftsweise Grimm fordert Sparkurs
Ein solcher Preissprung würde aus Sicht der Wirtschaftsweisen Veronika Grimm vor allem Haushalte mit geringem Einkommen treffen. "Das kann erneut zu Kaufkraftverlust, sozialem Unmut und politischem Druck führen, vor allem wenn keine gezielte Entlastung erfolgt", zitiert die Zeitung. Grimm fordere deshalb die Regierung auf, zu sparen. So könne finanzieller Spielraum geschaffen werden, eine solche Krise abzufedern.
Besonders betroffen wäre von einer solchen Preiskrise auch die ohnehin schon angeschlagene deutsche Wirtschaft. Gerade energieintensive Produktionen wie die Chemieindustrie würden dann laut Grimm unter Druck stehen. Nachvollziehen könne die Wirtschaftsweise die Militärschläge Israels gegen Iran nachvollziehen. Die Folgen einer iranischen Nuklearmacht dürften demnach "deutlich unangenehmer sein" als eine Energiekrise. (ras)
Verwendete Quellen
- tagesspiegel.de: "Sprit und Heizöl sind teurer geworden: So gefährdet der Krieg zwischen Israel und Iran die deutsche Wirtschaft"
- Material der dpa