• Die Erderwärmung wird in den kommenden fünf Jahren wohl mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent die Schwelle von 1,5 Grad überschreiten - zumindest zeitweise.
  • Das geht aus einem Klimabericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) hervor.
  • Laut dem Pariser Klimaabkommen soll die Erderwärmung gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter auf möglichst nur 1,5 Grad begrenzt werden.

Mehr Themen zur Klimakrise finden Sie hier

Die globale Durchschnittstemperatur eines Jahres könnte bis 2026 erstmals mehr als 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau liegen. Die Wahrscheinlichkeit, dass im Fünf-Jahres-Zeitraum 2022 bis 2026 mindestens ein Jahr eine Temperatur von über 1,5 Grad erreiche, liege bei fast 50 Prozent. Das berichtete die Weltwetterorganisation (WMO) in Genf. Das heißt aber nicht, dass die 1,5-Grad-Marke in diesem Fall dauerhaft überschritten wird. In den Folgejahren könne der Wert auch wieder niedriger liegen, heißt es seitens der WMO. Im Schnitt rechnen Expertinnen und Experten für die kommenden Jahre aber mit weiter steigenden Temperaturen.

Pariser Klimaabkommen: Klimaerwärmung auf unter 1,5 Grad begrenzen

"Diese Untersuchung zeigt mit wissenschaftlicher Kompetenz auf hohem Niveau, dass das zeitweilige Erreichen des niedrigeren Ziels des Pariser Klimaabkommens messbar näher rückt", sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas laut einer Mitteilung.

2015 galt es noch als praktisch ausgeschlossen, dass die Marke von 1,5 Grad innerhalb von fünf Jahren erreicht wird. In dem Jahr einigte sich die Weltgemeinschaft im Pariser Klimaabkommen, die dauerhafte Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad und möglichst unter 1,5 Grad Celsius zu beschränken.

Die Meldung aus Genf kommt zur Halbzeit zwischen der vergangenen Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow und der nächsten Konferenz COP27 in Ägypten. Im November werden dazu im Badeort Scharm el Scheich rund 30.000 Teilnehmende erwartet, darunter 120 Staats- und Regierungschefs. Beobachtende ziehen zur COP-Halbzeit eine ernüchternde Bilanz beim Klimaschutz, auch wegen des Kriegs in der Ukraine.

Lesen Sie auch: Treibhausgase: China überholt erstmals alle Industrieländer zusammen

Temperaturen steigen weiter an: Neuer Rekord bis 2026 erwartet

Weltweit gesehen war das heißeste Jahr bislang 2016, als die globale Durchschnittstemperatur etwa 1,2 Grad über dem vorindustriellen Niveau von 1850 bis 1900 lag. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Rekord bis 2026 gebrochen wird, liege bei 93 Prozent, so die WMO. Genauso wahrscheinlich sei es, dass die durchschnittliche Temperatur über den Fünf-Jahres-Zeitraum 2022 bis 2026 höher liege als in den fünf Jahren davor. Die Berechnungen hat die britische Meteorologiebehörde für die WMO vorgenommen.

Im vergangenen Jahr lag die globale Durchschnittstemperatur nach dem vorläufigen Klimabericht der WMO 1,1 Grad über dem vorindustriellen Niveau. Den endgültigen Wert veröffentlicht die WMO am 18. Mai. Die britischen Meteorologen gehen davon aus, dass die Durchschnittstemperatur in diesem und den kommenden vier Jahren zwischen 1,1 und 1,7 Grad über vorindustriellem Niveau liegen wird.

Für dieses Jahr rechnen die Meteorologen damit, dass es in Südwesteuropa und im Südwesten Nordamerikas trockener ist als im Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020. In Nordeuropa, der Sahel-Zone, Nordostbrasilien und Australien dürfte es dagegen feuchter werden. (sbi/dpa/afp)

Erderwärmung: Katastrophe oder nicht - Die Unterschiede zwischen 1,5 und 2 Grad Klimaerwärmung

Bei steigenden Temperaturen steigt auch das Risiko für Naturkatastrophen. Wie stark diese ausfallen und wie häufig sie vorkommen, erklären wir im Video. (Foto: iStock-Brasil2)