Was bringt das neue Jahr? Der Blick in die Sterne oder die Karten hat jedenfalls 2024 kaum etwas von dem gebracht, was Wahrsager vorhersagten. Warum dennoch viele an sie glauben.
Eine gigantische Giraffe greift eine Stadt an, aggressive Eichhörnchen stürmen eine Universität, ein Bauer findet ein Ufo und der Eiffelturm bricht in der Mitte durch.
Auch 2024 haben Wahrsager wieder mit vielen Prognosen gehörig daneben gelegen, wie eine Auswertung der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) im südhessischen Roßdorf zeigen will.
In einer "Hitliste des Absurden" finden sich auch komische Geräusche aus dem All, derentwegen Flughäfen geschlossen werden müssen oder ein von einer Billardkugel erschlagener Hai. King Kong taucht erneut nicht auf.
Wichtige Dinge teils nicht vorhergesagt
"Der jährliche GWUP-Prognosencheck bestätigt erneut, dass die Vorhersagen von Prognostikern keine hellseherischen Fähigkeiten nachweisen", heißt es im Jahresbericht. Wichtige Ereignisse wie die Wiederwahl von
"Manche der Jahresprognosen für 2024 lesen sich eher wie Science-Fiction-Szenarien denn wie ernst gemeinte Vorhersagen", sagt der an der Auswertung beteiligte Psychologe von der Lüneburger Leuphana Universität, Timur Sevincer.
Glauben Menschen wirklich an Wahrsagerei?
- Nach einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar, die 2021 im Auftrag der GWUP durchgeführt wurde, glauben 27,8 Prozent der Menschen in Deutschland, es gebe Personen mit hellseherischen Fähigkeiten. Dabei greife der Mechanismus des "Cherry-Pickings", erklärt Psychologe Timur Sevincer: "Man pickt sich im Nachhinein Prognosen heraus, die zutrafen, und ignoriert alles andere."
"Die Vorhersagen von Wahrsagern und Astrologen taugen nichts", sagt auch der Leiter des wissenschaftlichen Zentrums der GWUP, Nikil Mukerji. Es gebe keine ernstzunehmenden Anhaltspunkte dafür, dass sie wirklich in die Zukunft sehen könnten und schon gar nicht mithilfe von übersinnlichen Kräften. "Für Deutschland sagte keiner von ihnen die Gründung des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW), den Messeranschlag in Solingen oder den Tod von Franz Beckenbauer voraus", heißt es im Bericht.
Vorhersagen aus vielen Quellen
"Die Prognosen kamen aus unterschiedlichen Quellen: Darunter fanden sich selbst ernannte Experten, Kartenleger, Verschwörungstheoretiker, Astrologen, spirituelle Berater, Esoteriker, Numerologen, Wahrsager und Hellseher", heißt es bei der GWUP. Aber auch etablierte Medien seien mit dabei gewesen, als Beispiele werden BBC, CNN, VOX und The Telegraph aufgezählt. Einige Vorhersagen wie der Weltuntergang oder die Umkehr des Magnetfeldes seien fast jedes Jahr dabei.
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Medium mit vielen Prophezeiungen
Alleine ein Medium aus Kanada habe mehr als 1.500 Vorhersagen abgegeben, unter Nummer 1.038 auch einen Gorilla wie King Kong auf einer Insel. Prognostiziere man so viel, sei es praktisch unvermeidlich, dass man in einigen Fällen auch richtig liege. So habe das kanadische Medium richtig vorhergesagt, dass in den US-Bundesstaaten Florida und Louisiana Menschen von Schlangen angegriffen und sich im Pazifik ein Seebeben ereigne. "Überraschend sind diese Ereignisse allerdings nicht, da sie regelmäßig vorkommen", sagt Mukerji.
Richtig gelegen habe das Medium allerdings mit dem Attentat auf Donald Trump, sagt Mukerji. Allerdings habe es noch weitere zehn Attentate vorhergesagt, die allesamt ausblieben. "Der frisch gewählte US-Präsident mag beim Attentatsversuch im Juli 2024 einen Teil seines Ohres eingebüßt haben", heißt es im Bericht. Das vorhergesagte blaue Auge sei ihm allerdings ebenso erspart geblieben wie die Scheidung von Ehefrau Melania.
Präzise Vorhersagen durch analytisches Denken
Wer versuche, Vorhersagen mittels übersinnlicher Fähigkeiten zu treffen, sei wissenschaftlich nicht ernst zu nehmen. "Solche Methoden funktionieren empirisch nicht und widersprechen gesichertem Wissen über unsere Welt", sagt Mukerji. Dazu zählten Astrologie, Kartenlegen oder Kaffeesatzlesen. Eine Hellseherin werfe Spargel auf den Boden und interpretiere dann das Muster.
Für möglichst präzise Vorhersagen bedarf es analytischen Denkens, Logik, Statistik und Wahrscheinlichkeitstheorie und selbst dann müsse die Vorhersage nicht zwingend korrekt sein. (Oliver Pietschmann, dpa/bearbeitet von af)
Verwendete Quellen
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