Eine neue Studie enthüllt eine alarmierende Umweltgefahr: Schädliche Pestizide aus Floh- und Zeckenmitteln für Haustiere gelangen in Vogelnester und töten Jungvögel. Forscher der Universität Sussex fanden in jeder untersuchten Nestprobe chemische Rückstände. Tierärzte werden zum Handeln aufgefordert.
Viele Katzen- und Hundehalter verabreichen ihren Tieren routinemäßig Flohmittel – oft auch ohne akuten Befall. Diese Präparate enthalten hochwirksame Insektizide, die nachweislich in die Umwelt gelangen. Bereits bekannt war, dass sie in Gewässern das Ökosystem schädigen.
Jetzt zeigt sich aber eine weitere verheerende Folge: Singvögel bauen ihre Nester mit kontaminiertem Tierfell – mit tödlichen Konsequenzen für ihre Küken. Eine Studie von Forschern der University Sussex untersuchte nun zahlreiche Nester und kam zu einem erschreckenden Ergebnis.
Versteckte Gefahr im Tierfell
In der Studie, die von der Naturschutzorganisation "SongBird Survival" finanziert wurde, analysierten die Forscher aus England 103 Nester von Blau- und Kohlmeisen. Das Ergebnis: 100 Prozent der Nester enthielten "Fipronil", ein Insektizid, das in der EU für den Agrargebrauch verboten ist. Zudem wiesen 89 Prozent der Nester "Imidacloprid" auf, ein Pestizid, das in der Landwirtschaft seit 2018 untersagt ist, aber weiterhin in Flohmitteln für Haustiere genutzt wird, berichtet der "Guardian".
Insgesamt wurden 17 von 20 getesteten Insektiziden nachgewiesen. In Nestern mit höheren Pestizidwerten fanden die Forscher überdurchschnittlich viele unbefruchtete Eier oder tote Küken. Damit steht fest: Die Chemikalien beeinträchtigen die Reproduktion der Singvögel massiv und töten Jungvögel. Die Belastung durch die Flohmittel endet jedoch nicht in den Nestern der Vögel.
Unterschätzte Risiken für Umwelt und Mensch
Frühere Untersuchungen ergaben bereits, dass die Hände von Haustierhaltern nach dem Auftragen von Flohmitteln noch 28 Tage nach der Behandlung kontaminiert sein können. Zudem gelangen Rückstände durch das Waschen von Tierdecken ins Abwasser. Experten fordern deshalb eine dringende Neubewertung der Umweltrisiken von Tierarzneimitteln.
Der britische Biologe Dave Goulson warnt, dass der routinemäßige Einsatz von Flohmitteln angesichts des von den Mitteln verursachten Umweltschadens nicht mehr vertretbar sei. Ein zentraler Kritikpunkt ist die pauschale Empfehlung zur vorbeugenden Behandlung von Haustieren, unabhängig davon, ob ein Flohbefall vorliegt. Viele Tierärzte raten zu monatlichen Anwendungen, was laut Forschenden primär wirtschaftliche Interessen bediene.
Kritik an überflüssigen Floh-Behandlungen beim Tierarzt
Während die britische Regierung plant, "Imidacloprid" in der Landwirtschaft vollständig zu verbieten, bleibt die Verwendung in Tierarzneimitteln erlaubt. Naturschützer fordern nun, dass auch dafür ein Verbot oder zumindest strengere Regularien erlassen werden. Die "British Veterinary Association" plädiert zudem für einen risikobasierten Ansatz.

Tierärzte sollten Flohmittel nur bei tatsächlichem Befall empfehlen und Tierhalter über den verantwortungsvollen Umgang mit den umweltschädlichen Mitteln informieren. Eine präventive Floh-Behandlung von Hunden, Katzen und Co. dürfe laut der Forscher nicht mehr stattfinden, um Flüsse, Böden und Vögel in ihren Nestern zu schützen. © Deine Tierwelt