Sie schleichen sich an, attackieren heimtückisch von hinten oder miauen lautstark, bis sie ihren Willen bekommen. Sind Katzen deshalb hinterhältig? Oder steckt ein anderer Grund hinter einigen typischen Verhaltensmustern von Katzen?

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Das Wichtigste in Kürze:

  • Viele Menschen interpretieren typische Katzenverhaltensweisen wie leises Anschleichen oder plötzliche Angriffe als Hinterhältigkeit, obwohl sie in Wirklichkeit instinktiven Überlebensstrategien entspringen.
  • Katzen sind sowohl Jäger als auch potenzielle Beute, weshalb ihr Verhalten durch leise Bewegungen, zielgerichtetes Vorgehen und das Verbergen von Schwäche bestimmt wird.
  • Experten raten dazu, Katzen ausreichend Möglichkeiten zur natürlichen Entfaltung zu bieten und ihr Verhalten aufmerksam zu beobachten, da unerklärliche Verhaltensänderungen auf gesundheitliche Probleme hinweisen können.

"Katzen sind die rücksichtsvollsten und aufmerksamsten Gesellschafter, die man sich wünschen kann", sagte einst Pablo Picasso. Er wusste, wovon er sprach. Denn schließlich umgab sich der Meister nicht nur gerne mit schnurrenden Mitbewohnern. Er verewigte die kleinen Vierbeiner auch in zahlreichen Gemälden, wie zum Beispiel in "Femme nue couchée jouant avec une chat".

Der gleichen Meinung wie der berühmte Maler sind hierzulande viele Menschen: In rund einem Viertel der deutschen Haushalte lebten 2023 "Statista" zufolge Katzen. Mit 15,7 Millionen Exemplaren sind sie die beliebtesten Haustiere in Deutschland. Aber nicht immer ist dieses Zusammenleben so einfach. Denn den schnurrenden Mitbewohnern sagt man so einige schrullige Eigenarten nach.

Gerade Menschen, die sich selbst nicht unbedingt als Katzenfan bezeichnen würden, unterstellen den Miezen zum Beispiel Hinterhältigkeit. Denn, so der Eindruck: Katzen sehen ihre Menschen nur als zweibeinigen Dosenöffner. Sie lassen sich streicheln – nur um im selben Moment zuzubeißen. Sie schleichen auf leisen Pfoten durch die Wohnung. Sie attackieren heimtückisch von hinten. Sie legen einem ekelige Sachen vor die Füße oder gleich ins Bett.

Aber sind Katzen wirklich bewusst so hinterhältig? Experten sagen: Das ist alles eine Geschichte von Missverständnissen.

Nur Menschen denken, dass Katzen hinterhältig sind

Einer dieser Experten ist Stephan Quandt, Gründer der "Cat Behavior Help". Der Spezialist für Katzentraining und Verhalten sagt, dass Katzen immer noch Raubtiere sind, die leise jagen, um ihre Beute nicht zu verscheuchen. Manchmal überkommt dieser Instinkt den kleinen Minitiger auch in der Wohnung. Dann bewegt er sich langsam, leise und zielgerichtet, um zu bekommen, was er will. Und um das zu erreichen, wird die Beute auch von hinten angegriffen. Um erfolgreich zu sein, wenden Katzen bewährte Jagdtechniken an. Ganz im Sinne des Sprichwortes: "Der Zweck heiligt die Mittel".

Dieses Verhalten von Katzen mag für uns hinterhältig wirken, dabei ist es nur ein instinktiver "Überlebensmechanismus". Katzen haben keine hinterhältigen Absichten, sie sind einfach nur sie selbst.

Tierärztin Dr. Liza Cahn merkt noch einen weiteren Aspekt an. Die Veterinärmedizinerin sagt: "In der Wildnis sind kleine Katzen sowohl Raubtiere als auch Beute. Egal, ob sie sich an eine potenzielle Mahlzeit heranschleichen oder versuchen, sich vor größeren Tieren zu verstecken. Ruhige und verstohlene Bewegungen sind Teil ihrer natürlichen Instinkte". Katzen sind manchmal hinterhältig, um etwas zu bekommen, aber manchmal müssen sie auch hinterhältig sein, um nicht gefressen zu werden.

Auch Hauskatzen gehen ihren Instinkten nach

Gerade für Stubentiger ist es besonders wichtig, dass sie ihren natürlichen Instinkten nachgehen können. Daher rät Dr. Cahn dazu: "Es ist wichtig, der Katze viel Bereicherung und Ventile für diese natürlichen Instinkte zu bieten". Als Beispiel dafür nennt die Tierärztin das Verstecken von Lebensmitteln, das Bereitstellen von Kletterbereichen, erhöhte Sitzpositionen oder interaktives Spielzeug.

Dr. Cahn bringt aber noch einen weiteren, sehr wichtigen Punkt zur Sprache. Wenn sich Katzen hinterhältig verhalten, können sie damit ein ernstes Problem überspielen. Denn die kleinen Vierbeiner sind wahre Meister darin, Schmerzen oder Unbehagen zu verbergen. Auch das gehört zu ihrem Überlebensinstinkt – und stellt die Katzeneltern aber vor große Herausforderungen.

Die Tierärztin betont daher die Notwendigkeit, stets auf solche Veränderungen im Verhalten des schnurrenden Mitbewohners zu achten, die auf gesundheitliche Probleme hinweisen könnten.

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Beide Tierexperten betonen, dass Katzen nicht absichtlich hinterhältig sind. Ihr Verhalten basiert auf Instinkten, individuellen Erfahrungen und Lernen, aber nicht auf moralischen Überlegungen wie Hinterhältigkeit oder Absicht. Katzen sind schlau, aber nicht boshaft.  © Deine Tierwelt