Viele Menschen adoptieren einen Tierschutzhundes aus dem Ausland und geben damit der Fellnase eine zweite Chance. Deine Tierwelt gibt Tipps, damit dieser neue Lebensabschnitt für beide Seiten sicher und reibungslos verläuft.

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Ein Hund vom Züchter oder aus dem Tierschutz? Viele tierliebe Menschen entscheiden sich für die zweite Variante. Schließlich kann man so einem Vierbeiner etwas Gutes tun, der im Tierheim oder auf einer Pflegestelle auf ein liebevolles und fürsorgliches Zuhause wartet. Und davon gibt es jede Menge.

Aber Skeptiker warnen: Solch ein Hund mache oft Probleme. Man wisse nie, was er erlebt habe – und am Ende schnappe er einfach zu. Besonders, wenn der Vierbeiner in eine Familie mit Kindern kommt, sollte daher eine bewusste Entscheidung getroffen werden. Mit dem Kopf und nicht mit dem Herzen.

"Mitleid ist kein guter Grund, um sich ein Haustier anzuschaffen", sagt Christa Wilczek, stellvertretende Vorsitzende der "Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz" (TVT). Auch Verhaltensbiologin und Autorin Marie Nitzschner ("Die Persönlichkeit des Hundes") appelliert: "Egal, wie süß das Wollknäuel ist oder wie traurig es schaut: Man sollte definitiv erst mal den Kopf übers Herz stellen."

Wir haben Hanna Hindemith, Tierschutzbeauftragte bei Deine Tierwelt, nach Tipps gefragt. Denn sowohl für Dich als auch für die Fellnase beginnt mit der Adoption ein neuer gemeinsamer Lebensabschnitt. Und dieser soll für immer sein.

Passt ein Tier in mein Leben?

Bevor Du Dich für die Adoption eines Tierschutzhundes aus dem Ausland entscheidest, nimm Dir die Zeit für eine ehrliche Selbstreflexion. Hast Du die Zeit, die Energie und die finanziellen Mittel, Dich ausgiebig um eine Fellnase zu kümmern? Gerade die Anfangsmonate mit Deinem neuen tierischen Mitbewohner werden nicht einfach sein. Er braucht Zeit, um sich an Dich und die neuen Lebensumstände zu gewöhnen.

Außerdem ist die Grundausstattung Deines neuen vierbeinigen Mitbewohners nicht gerade billig. Hinzu kommen weitere Kostenpunkte wie Hundesteuer, Hundehalterhaftpflichtversicherung und die passende Krankenversicherung.

Frage Dich dann, welcher Vierbeiner zu Dir als auch zu Deiner Wohnsituation passt. Informiere Dich über die Bedürfnisse Deines neuen vierbeinigen Freundes und reflektiere, ob der Hund zu Deinem Lebensstil passt. Frage Dich vielmehr, ob Du die Bedürfnisse des Hundes erfüllen kannst.

Tier aus dem Ausland adoptieren: Ist der Verein seriös?

Tierschutzorganisationen, die Hunde aus dem Ausland einführen möchten, benötigen eine Erlaubnis nach § 11 Abs. 1 S. 1 Ziffer 5 des Tierschutzgesetzes. Bei ausländischen Vereinen prüfe, ob die Homepage ein Impressum inklusive einer Auflistung der verantwortlichen Personen hat. Schau zusätzlich danach, ob der ausländische Tierschutzverein mit einer deutschen Organisation zusammenarbeitet.

Gibt es eventuelle Referenzen, Erfahrungen oder Bewertungen des Vereins? Wenn Dir irgendetwas komisch vorkommt, lass die Finger davon. Ein seriöser Tierschutzverein arbeitet transparent und beantwortet all Deine Fragen zu seinen tierischen Schützlingen. Außerdem besteht er auf einer Kontrolle, ob Deine Lebensumstände mit denen der Hundehaltung vereinbar sind. Vielleicht ist es sogar möglich, den nächsten Urlaub mit einem Besuch bei der Tierschutzorganisation zu verbinden?

Tierschutzhund aus dem Ausland: Alles Wichtige
Tierschutzhund aus dem Ausland: Alles Wichtige © Foto: unsplash.com/Getty Images Für Unsplash+ (Symbolbild)

Selbstauskunft und Vorkontrolle

Hast Du Dich für eine seriöse Tierschutzorganisation und einen ihrer vierbeinigen Schützlinge entschieden, folgt als nächster Schritt die Kontaktaufnahme. Du kannst Deine Fragen stellen und Dir weitere Informationen zu Deinem "pelzigen Wunschkandidaten" einholen. Üblicherweise wirst Du dann gebeten, einen Fragebogen zur Selbstauskunft über Dich auszufüllen.

Diese Abfrage soll im Vorfeld klären, ob die Personen, die einen Hund aufnehmen wollen, auch dafür geeignet sind. Denn natürlich wollen die Schutzvereine verhindern, dass bereits vermittelte Hunde nach kurzer Zeit wieder abgegeben werden.

Wenn Deine Selbstauskunft überzeugt hat, kommt normalerweise anschließend jemand vom Tierschutz bei Dir vorbei. Das ist keine Schikane, sondern dient ausschließlich dem Tierwohl. Im persönlichen Gespräch können möglicherweise falsche Angaben korrigiert und auch die Sachkenntnisse der zukünftigen Hundeeltern erfragt werden. Eine ausführliche Vorkontrolle ist daher immer ein gutes Zeichen dafür, dass der Verein seine Fellnasen gewissenhaft vermitteln möchte.

Schutzvertrag, Schutzgebühren und weitere Kosten

Als nächster Schritt zur Adoption eines Schutztieres aus dem Ausland wird ein sogenannter "Schutzvertrag" abgeschlossen. In diesem Vertrag sind alle Bedingungen festgehalten, die die Vermittlung der Fellnase regeln. Er wird vom Verein und von Dir unterzeichnet.

Die Schutzgebühr liegt meist zwischen 200 und 400 Euro. Sie sollte alle bereits angefallenen Kosten für den Vierbeiner abdecken. Diese können sein:

  • tierärztliche Untersuchung
  • Futter und Unterbringungskosten
  • Impfungen und Impfausweis
  • Bluttest auf Krankheiten
  • Untersuchung auf Parasiten
  • Wurmkur und Flohprophylaxe
  • Mikrochip
  • Kastration
  • Transportkosten

Ein seriöser Verein kümmert sich um die Gesundheit und das Wohlbefinden seiner Schützlinge. Achte daher besonders darauf, dass alle medizinischen Bescheinigungen über den Gesundheitszustand der Fellnase vorliegen und dass alle notwendigen Impfungen durchgeführt worden sind.

Rechtliche Regelungen für eine Adoption aus dem Ausland

Damit die Adoption eines Schutztierhundes aus dem EU-Ausland überhaupt legal durchgeführt werden darf, müssen gesetzliche Regelungen eingehalten werden. Verstößt eine Tierschutzorganisation bei der Einführung von Auslandshunden nach Deutschland gegen diese Vorschriften, ist dies ein eindeutiges Zeichen von unseriösem Handeln. So dürfen zum Beispiel keine Welpen unter vier Monaten in Deutschland vermittelt werden. Ein Verbot, an das sich vor allem kriminelle Tierhändler nicht halten.

Für eine Einreise nach Deutschland aus dem EU-Ausland müssen die folgenden Bedingungen zwingend erfüllt sein:

  • EU-Heimtierausweis muss für jedes Tier vorliegen
  • Mindestalter bei der Einreise muss 15 Wochen betragen
  • Nachweis über eine Tollwutimpfung, die nicht älter als drei Wochen ist
  • Gültiger Mikrochip und dazugehörige Chip-Nummer
  • Maximal 24 Stunden vor der Ausreise muss ein tierärztlicher Gesundheitscheck durchgeführt worden sein

Für Hunde der Rassen Pit-Bullterrier, American Staffordshire-Terrier, Staffordshire-Bullterrier, Bullterrier sowie deren Kreuzungen gilt ein Importverbot in Deutschland. Zusätzlich hat jedes Bundesland seine eigenen Vorschriften zu sogenannten Listenhunden. Wird Dir daher eine Fellnase dieser Rassen angeboten, ist mehr als fraglich, ob dies legal ist.

Transport und Übergabe

Jeder Tiertransport innerhalb der EU muss über das elektronische Meldesystem "Traces" bei den deutschen Behörden angemeldet werden. Die Nummer, die für den Transport vergeben wird, kannst Du bei der Tiervermittlungsorganisation anfragen. Dass Dir der Verein die Nummer mitteilt, ist ebenfalls ein Zeichen für deren Seriosität und Transparenz.

Wichtig ist auch zu erfragen, wie lange der Transport dauern wird und wie die Hunde untergebracht sind. Hunde, die viele Stunden oder gar Tage in ungeeigneten Transportern unterwegs sind, leiden nicht nur akut. Sie können durch traumatische Erlebnisse ihr Leben lang Probleme haben und die Besitzer vor besondere Herausforderungen stellen.

Die Übergabe findet je nach Tierschutzorganisation an unterschiedlichen Orten statt. Häufig jedoch an Autobahnen und Raststätten, da der Tiertransporter mehrere Ziele ansteuert und so gleich weiterfahren kann. Vereine, die mit Tierschutzvereinen vor Ort zusammenarbeiten, organisieren den Transport oftmals in eigener Regie direkt zum Vereinsgelände.

Zur Abholung und Übergabe ist es sinnvoll, eine Transportbox, verstellbares Sicherheitsgeschirr, eine Hundeleine mit Zugstopp und vorsichtshalber einen Maulkorb mitzubringen. Versetze Dich in die Lage der Fellnase: der Transport und die Übergabe in ein neues Leben können sie in einen Ausnahmezustand versetzen. Achte daher vor allem bei Autobahnraststätten darauf, dass sie gesichert ist und nicht panisch davonlaufen kann.

Eingewöhnung und Nachkontrolle

Nach dem Transport wird Dein neuer tierischer Mitbewohner viel verarbeiten müssen. Die Umgebung, die Gerüche, die Geräusche – die komplette Situation ist neu für die Fellnase. Darum ist es normal, wenn der Vierbeiner Zeit für die Eingewöhnung braucht. Erwarte daher nicht zu viel von Deinem neuen Freund und gib ihm die Zeit, die er benötigt, um richtig in seinem neuen Leben anzukommen.

Nachdem sich Dein neues vierbeiniges Familienmitglied bei Dir eingelebt hat, gibt es in der Regel meistens nach sechs Monaten Nachkontrollen durch den vermittelnden Tierschutzverein. Dadurch soll überprüft werden, ob Ihr mit Euren neuen Lebenssituationen zurechtkommt und Ihr Euch darin wohlfühlt. Für seriöse Tierschutzvereine hat das Wohlergehen ihrer vierbeinigen Schützlinge stets oberste Priorität. Ihr Fokus liegt daher darin, die Fellnase in ein passendes Zuhause zu vermitteln.

Was, wenn der Tierschutzhund aggressiv ist?

Hundetrainerin Marie Nietzsche hat die Erfahrung gemacht, dass die Herkunft des Hundes sein Verhalten beeinflussen kann: "Hunde aus Rumänien sind potenziell skeptischer, Fremden gegenüber misstrauischer und territorialer als Hunde aus Spanien", sagt sie.

Weitere Probleme, die ein Tierschutzhund aus dem Ausland mitbringen kann, sind Schwierigkeiten bei der Leinenführigkeit oder fehlende Stubenreinheit. Manche können außerdem nicht gut alleine bleiben. Gerade bei Angsthunde reichen Geduld und Zuneigung allein nicht aus. Die Tiereltern sollten sich dann Hilfe von einem Hundetrainer oder Tierärztin holen.

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Gleichzeitig sind viele Hunde, die aus dem Auslandstierschutz stammen, oftmals gut sozialisiert und kommen mit Artgenossen klar. Autorin Marie Nitzschner rät: "Gerade bei Anfängern würde ich immer raten, einen erwachsenen, entspannten Hund zu nehmen, der verträglich ist mit Mensch und Tier. Dann kann man selbst nicht mehr so viel falsch machen."  © Deine Tierwelt