Maedchen mit Laptop
Lernstrategien

Welche Lernstrategien gibt es - und welche ist die beste?

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Lernstrategien

Lernstrategien − ein kurzer Überblick

Bevor man sich über Lernstrategien Gedanken macht, stellt sich zunächst einmal die Frage: Wie lernen wir? Wie erwerben wir Wissen und Fertigkeiten in geistigen, körperlichen, charakterlichen oder auch sozialen Bereichen? Die Lernpsychologie untersucht die psychologischen Vorgänge des Lernens sowie "kognitive Prozesse", also wie Menschen und auch Tiere sich selbst und ihre Umwelt wahrnehmen und erkennen, wie sie Informationen aufnehmen, verarbeiten und behalten.

Aus den daraus resultierenden Erkenntnissen entstehen unter anderem diverse Lerntheorien. Man möchte das Lernen selbst ergründen und möglichst einfache Regeln dafür finden. Diese Annahmen und Modelle sollen Lehrenden und Lernenden dabei helfen, Wissen besser zu vermitteln oder einprägen zu können. Mit Hilfe von bestimmten Lernstrategien versucht man dann, das Lernen gezielt zu steuern. Man überlegt, wie man etwas am besten erlernen kann. Lernstrategien sind also Handlungspläne für einen optimalen und erfolgreichen Lernprozess. Hierbei hat jeder Mensch seine eigene Lernstrategie − je nachdem, was der Lernstoff erfordert, je nach Lernsituation oder individuellen Vorlieben. Wichtig zu wissen ist auch, dass Lernstrategien von jedem Menschen sowohl bewusst als auch unbewusst eingesetzt werden.

Grundsätzlich geht es also um die Art und Weise der Informationsaufnahme − über die Verarbeitung des Lernstoffes bis hin zur Speicherung im (Langzeit)Gedächtnis. Lernstrategien sollen dabei helfen, effizienter zu lernen, sich Wissen leichter anzueignen und zu verinnerlichen. Die dabei bewusst oder unbewusst gewählte Lernstrategie unterscheidet sich jedoch je nach Lernstoff, Situation und individuellem Lernstil.

Übrigens: Der Versuch, Menschen in bestimmte Lerntypen einzuteilen, um die jeweils passende Lernstrategie zum jeweiligen Lerntypus zu finden, ist äußert umstritten.

Welche Lernstrategien gibt es?

Es gibt unendlich viele Lerntechniken und -strategien, die je nach individueller Vorliebe angewendet werden können. In der Lernstrategieforschung gibt es recht umfangreiche Klassifikationen von Lernstrategien, aus denen sich dann zahlreiche Lerntipps ergeben.
Ein kurzer Überblick der bekanntesten kognitiven Lernstrategien:

  • Lernstrategie: Wiederholen
    Inhalte regelmäßig wiederholen hilft dabei, das Gelernte im Langzeitgedächtnis zu verankern. Diese Wiederholungsstrategie wird besonders häufig beim Vokabellernen genutzt. Wiederholen wird oft auch als "stumpfsinniges Pauken" abgetan, doch mit Hilfe von bestimmten Techniken lässt sich diese Lernmethode durchaus sehr abwechslungsreich gestalten.
  • Lernstrategie: Memorieren
    Ist dem Wiederholen ähnlich und nutzt Techniken wie Eselsbrücken, z. B. ein Reim oder ein Spruch ("Wer nämlich mit h schreibt, ist dämlich"), Gedächtnisstützen in Form von Merksätzen, z. B. "Im Sommer stellt man die Gartenmöbel VOR die Tür, im Winter ZURÜCK in den Schuppen" (Zeitumstellung) oder Geschichten, Bilder und (kurze) Lieder, um sich etwas einzuprägen.
  • Lernstrategie: Vertiefen (Elaboration)
    Durch konkrete Beispiele (z. B. wie man das Gelernte im Alltag einsetzen könnte) sowie Paraphrasierungen (Wiedergeben von fremden Inhalten oder Aussagen in eigenen Worten), entsteht ein größeres Verständnis für Zusammenhänge. Diese Elaborationsstrategie soll vor allem neues Wissen mit vorhandenem Wissen vernetzen.
  • Lernstrategie: Organisation
    Durch die Organisation und Strukturierung von Lernstoffen können im Gehirn Bezüge zwischen neuen und bereits gelernten Inhalten entstehen. Organisationsstrategien eignen sich besonders gut dafür, sich einen Überblick zu verschaffen und den Lernstoff auf das Wesentliche zu reduzieren, z. B. durch Exzerpte bzw. Zusammenfassungen der Inhalte und Kernaussagen.

Lernstrategien − ein paar Beispiele:

  • TG-Methode (Teil-Ganzes-Methode)
    Der Lernstoff (z. B. Texte) wird in einzelne Teile zerlegt und dann nach und nach zu einem Ganzen zusammengefügt. So kann man beispielsweise ein Gedicht auswendig lernen, indem man eine Strophe so oft liest und frei wiederholt, bis sie eingeprägt ist. Das wird mit der nächsten Strophe, dem nächsten Textabschnitt, wiederholt und diese werden dann immer mit den vorherigen Teilen zusammengefügt.
  • Karteikarten
    Gerade beim Vokabellernen sehr beliebt:  Auf die Vorderseite der Karteikarte die Vokabel notieren und auf der Rückseite die Übersetzung schreiben. Diese Methode kann man in allen Fächern und Fachgebieten einsetzen für Formeln, Daten, Fakten und vieles mehr. Man kann auch einfache Frage- und Antwortkarten erstellen und so das eigene Fachwissen selbst abfragen.
  • Selbstgebasteltes Vokabel-Memory
    Wer lieber spielerisch lernt oder einfach mal eine Auflockerung braucht, kann sich auch ein Memory basteln und − ähnlich den Karteikarten − Fragen und Antworten oder Vokabeln und deren Übersetzungen darauf schreiben. Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Und man kann es auch mit anderen spielen und dadurch gemeinsam lernen. Das wiederum kann weitere positive Lerneffekte haben.
  • Poster
    Man kann auch Lerninhalte, die sich gut grafisch darstellen lassen (z. B. mittels Diagramm, Tabelle, Mindmap, Grafik) auf ein großes Blatt Papier, eine Tafel oder einen Karton aufmalen und diese an die Wand hängen. So hat man diese Inhalte im wahrsten Sinne immer "im Blick" und wiederholt sozusagen den Lernstoff ganz beiläufig, "im Vorbeigehen".
  • Podcasts, Hörbücher oder Audiodateien nutzen
    Wer sowieso schon sehr viel am Computer sitzt beim Lernen, braucht auch mal ein wenig Abwechslung: Zu fast allen Themen gibt es mittlerweile gute Hörbücher oder Podcasts, sowohl kostenpflichtig als auch kostenlos. Oder man liest selbst Inhalte laut vor und nimmt es auf: So entsteht eine Audiodatei, die jederzeit auf dem Smartphone oder Laptop abgespielt werden kann.
  • Loci-Methode (Routenmethode)
    Hierbei lernt man durch Assoziationen, d. h. man verbindet gedanklich Lerninhalte mit Gegenständen und echten oder fiktiven Orten. Man sucht sich einen Lernort (z. B. die Wohnung, ein bestimmtes Zimmer) und verbindet Gegenstände auf der Lernroute mit dem Lernstoff: Man durchläuft gedanklich den Raum immer auf demselben Weg, z. B. zuerst linksherum am Bücherregal vorbei, dann am Bett entlang, schaut auf das Bild an der Wand, kommt zum Schreibtisch, dann zur Stehlampe so weiter.
    Man geht diese Route wiederholt ab, bis sich die Inhalte eingeprägt haben. Das ist leichter als es zunächst klingen mag und wird auch von Gedächtnissportlerinnen und -sportlern genutzt. Diese Lernmethode ähnelt sehr der bekannten Gedächtnispalast-Technik.
  • Selbstgespräche führen
    Ja, das ist tatsächlich eine effektive Lernmethode! Wer die aufgenommenen Informationen laut aufsagt, und diese auch häufiger wiederholt, hilft sich selbst dabei, sie besser in Erinnerung zu behalten. Eine Lernstrategie kann es also sein, erst etwas in Ruhe durchzulesen und es anschließend in eigenen Worten wiederzugeben. Ein weiterer Lerneffekt ist, dass man beim Laut-Aufsagen auch bemerkt, wo man ins Stocken gerät, weil man etwas eben nicht weiß, verstanden hat oder erklären kann. Selbstgespräche helfen so nicht nur beim Üben von Vorträgen, sondern auch beim Lernen.
  • Struktur in Lernen bringen
    Was muss bis wann gelernt sein? Auch das Erstellen einer Lernstruktur bzw. eines Lernplans ist schon eine Strategie. Wer sich gezielt kleinere Portionen vornimmt, die Themen sortiert und die Abläufe ordnet, hat ggf. schon in dieser Phase viel gelernt.
  • Spiele weiterentwickeln oder erfinden
    Wer Kindern im Vorschulalter oder jüngeren Schülerinnen und Schülern beim Lernen helfen möchte, kann auch bekannte Spiele "zweckentfremden", sich davon inspirieren lassen oder Spiele neu erfinden, z. B. Tabu (Begriffe erraten), Wahrheit oder Lüge (Fehler in Texten finden oder bewerten, ob eine Aussage richtig oder falsch ist), Synonyme finden (z. B. "Wie kann man noch sagen, dass …?"), Kreuzworträtsel mit einfachen Fragen und Ein-Wort-Antworten erstellen (z. B. mittels Kreuzworträtselgenerator) und vieles mehr. Nur Mut! Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.
  • "Spickzettel"-Methode
    Durch das Konzipieren und Schreiben eines Spickzettels lernen: Was müsste auf einem guten Spickzettel stehen und wie muss dieser strukturiert sein? Und wie kann man den Lernstoff nun möglichst kurz und knackig zusammenfassen? Ganz wichtig: Man muss die Kernaussagen des Lernstoffs selbst formulieren (kurze Sätze oder Stichpunkte), nicht einfach abschreiben. Wenn es dann an die konkrete Umsetzung geht, ist zu beachten: Der Zettel sollte auf alle Fälle selbst und mit der Hand geschrieben werden. So bleibt das Gelernte besser im Gedächtnis. Doch dieser Spickzettel ist am Ende nur eine Lernhilfe, kein Prüfungsbegleiter.
  • Zu viel im Kopf? "Brain Dump" kann helfen!
    Das sogenannte "Braindumping" − frei übersetzt das Abladen von Gedanken − kann dabei helfen, Gelerntes oder zu viele Informationen im Kopf einfach mal zu sortieren. Gute Ideen und Gedanken zu einem Thema tauchen immer wieder kurz auf − und wenn man sie nicht gleich notiert, gehen sie oft verloren. Daher ist es beim Lernen oder auch in jeder anderen Situation im Leben oft sehr hilfreich, ein Notizbuch zur Hand zu haben oder spontan die Aufnahmefunktion des Handys zu nutzen. Der wesentliche Aspekt beim Brain Dump ist die möglichst schnelle und spontane Übertragung von (flüchtigen) Gedanken auf Papier, Smartphone, Laptop oder PC. Der Akt der "Gedankenübertragung" selbst wirkt entlastend und gleichzeitig dokumentiert man Erkenntnisse, Gedanken und Gefühle.

Strategisch gesehen …

Mädchen beim lernen
  • Neben oben genannten Lernstrategien, mit denen wir uns Wissen aneignen, gibt es noch jene, die das eigentliche Lernen unterstützen oder Lernende vor bestimmten (inneren und äußeren) Einflüssen schützen: Motivationsstrategien (z. B. durch Belohnung), Kooperationsstrategien (Wahl der Teamarbeit), Emotionsstrategien (Regulierung von Angst, Freude, Frustration, Motivation etc.) sowie Ressourcenmanagement (z. B. Lernumgebung, zusätzliche Lernmaterialien, Zeit). Solche Stützstrategien, die sich auf die Rahmenbedingungen des eigentlichen Lernprozesses beziehen, gelten als wesentliche Bestandteile des Lernens.

Entscheidend für die Lernstrategie: Das Lernziel

       "However beautiful the strategy, you should occasionally look at the results."

Frei übersetzt bedeutet dieses Zitat von Sir Winston Churchill: Wie schön die Strategie auch sein mag, gelegentlich sollte man sich die Ergebnisse ansehen. Es ist als von entscheidender Bedeutung, seine Lernstrategie auch immer wieder zu überprüfen und zu hinterfragen: Lerne ich mit der gewählten Lernmethode tatsächlich etwas oder wäre es auf eine andere Weise nicht doch (noch) besser? Hilft mir dieses Buch wirklich weiter oder nehme ich lieber an der Lerngruppe teil und diskutiere mit anderen über das Thema? Lernstrategien sollten je nach Lernziel eingesetzt und immer wieder neu ausprobiert und miteinander kombiniert werden. Die einzig wahre Lernstrategie gibt es genauso wenig wie einen (bestimmten) Lerntypen.
 

Lernstrategie hin oder her: Das A und O beim Lernen ist Abwechslung

Egal, ob man lieber liest statt zu diskutieren, ob man eher auf visuelle Reize reagiert oder besonders gut durch zuhören lernt: Erfolgreiches Lernen hängt nicht nur von individuellen Voraussetzungen ab oder davon, wie neugierig man auf ein Thema ist. Schließlich eignet sich auch nicht jeder Lerninhalt dazu, spielerisch erfasst, über haptische Erfahrungen vermittelt oder durch visuelle Reize verdeutlicht zu werden. Wer sich langweilt, lernt nichts. Ohne Abwechslung beim Lernen, da sind sich wohl alle Pädagoginnen und Pädagogen einig, ist nachhaltige Wissensvermittlung kaum möglich. Und aufgepasst: Wer sich selbst auf einen bestimmten Lerntypen festlegt oder festlegen lässt, landet ggf. schnell in einer Sackgasse: Lernfrust statt Wissensdurst.

… und bitte die Pausen nicht vergessen!

Lernpause
  • Ohne Lernpausen geht es nicht. Irgendwann ist die Aufnahmefähigkeit erschöpft und dann hilft es nichts, mit dem Lernen fortzufahren. Egal, mit welcher Lernmethode. Daher sollte man auch rechtzeitig mit dem Lernen anfangen − und nicht kurz vor einer Klassenarbeit oder Prüfung versuchen, alles auf einmal in den Kopf zu hämmern. Die bewusste Gestaltung von Pausen ist dabei auch wichtig. Wobei erholt man sich am besten: Ein Spaziergang an der frischen Luft, ein Nickerchen, ein kleiner Snack, mit dem Haustier kuscheln? Hauptsache weg von Schreibtisch und Lernstoff! Im Allgemeinen wird dazu geraten, jede halbe Stunde etwa fünf Minuten Pause einzulegen; wer länger am Stück lernt, sollte spätestens nach neunzig Minuten für zehn bis fünfzehn Minuten Pause machen.

Welche Rolle spielt Motivation beim Lernen?

Motivation spielt beim Lernen eine ganz entscheidende Rolle! Ein Mensch, der nicht motiviert ist, lernt bekanntermaßen so gut wie nichts, zumindest nicht nachhaltig. Der Mensch ist von Natur aus darauf ausgerichtet seine Umwelt begreifen zu wollen. Das bedeutet, dass Lernen generell im Menschen veranlagt ist, ein konstanter Impuls, neue Informationen verarbeiten, einordnen und verstehen zu wollen. Lernen kann dabei nur angeregt und gefördert, jedoch nicht erzwungen oder verordnet werden. Daher ist beim Lernen die Motivation besonders wichtig. Es gibt zwei Arten der Motivation: intrinsische und extrinsische Motivation. Die Motivation, die aus einem Menschen selbst heraus kommt, ihm oder ihr innewohnt, nennt man intrinsische Motivation. Diese kann nur vom Lernenden selbst genährt und erhalten werden. Die extrinsische Motivation hingegen kommt von außen − durch Lob, Anerkennung, Belohnung und andere positive Verstärker. Obwohl die intrinsische Motivation als stärker bzw. machtvoller gilt, ist dennoch eine gesunde Mischung aus beidem wichtig, um bestmögliche Lernerfolge zu erzielen.

Fazit: Die einzig wahre Lernstrategie gibt es nicht.

Wer nach der besten aller Lernstrategien sucht, sucht vergebens. Es bleibt sogar weiterhin ungeklärt, ob Lernerfolge überhaupt mit bestimmten Lernmethoden in Zusammenhang gebracht werden können. Egal, für welche Lernstrategie man sich entscheidet: Alle Strategien werden von vielen (subjektiven) Faktoren beeinflusst. Wie Menschen lernen, hängt unter anderem auch davon ab, welche individuellen Stärken und Schwächen sie haben, in welcher Umgebung sie lernen, wann sie lernen oder wie motiviert sie bei den einzelnen Themen sind. Wie wir am effektivsten und effizientesten lernen, ist also eine Momentaufnahme − und kann sich wieder ändern, sobald sich einzelne Faktoren verändern. Grundsätzlich gilt jedoch:

Lernstrategien sollten immer auf das jeweilige Lernziel ausgerichtet sein.