Im Volksmund steht die Wurzelbehandlung gleichbedeutend für alles, was man bei einer Zahnbehandlung fürchtet. Sie kennen bestimmt den Spruch: "Da lasse ich mir doch lieber eine Wurzelbehandlung geben, als dass ich …" – was andeuten soll, dass etwas so schlimm oder unangenehm ist, dass man sogar lieber eine Wurzelbehandlung in Kauf nehmen würde, um es zu vermeiden. Da hilft nur eines: Aufklärung! Eine Wurzelbehandlung ist nämlich etwas enorm Gutes, denn sie befreit Patienten von schlimmen, teilweise unerträglichen Schmerzen und ermöglicht es, einen Zahn zu erhalten statt ihn zu ziehen.
Erfahren Sie hier mehr zu Ursachen, Behandlung, Dauer, Risiken und Kosten einer Wurzelbehandlung. Die Begriffe Zahnwurzelbehandlung und Wurzelkanalbehandlung werden im Übrigen synonym für Wurzelbehandlung verwendet.
Wie nicht anders zu erwarten, ist vor allem wieder einmal Karies die häufigste Ursache für eine Wurzelbehandlung: Gefährliche Keime und Bakterien können sich bis in die Pulpa – gemeint ist das Zahnmark bzw. der Nerv des Zahns – ausbreiten. Und genau dort verlaufen natürlich auch Nervenstränge und Blutgefäße. Werden die Blutgefäße durch eine Entzündung erweitert, drückt das auf den Nerv. Eine Pulpitis, also die Entzündung der Zahnpulpa, des Gewebes in der Pulpenhöhle und des Zahninnenraums schmerzt oft gewaltig! Der betroffene Zahn reagiert in der Regel dann auch besonders empfindlich auf heißes und kaltes Essen bzw. Getränke oder entwickelt eine Süß/Sauer-Empfindlichkeit.
Weitere Gründe für eine Wurzelbehandlung:
• Parodontitis
Wenn sich direkt an der Wurzelspitze eine Entzündung des Zahnhalteapparats entwickelt hat, ist eine Wurzelbehandlung meist unumgänglich.
• Abgebrochene Zähne
Bei Unfällen kann es zu Frakturen am Zahn kommen, sodass das Zahnmark offen liegt. Hier wird eine Wurzelbehandlung häufig vorgenommen, um Entzündungen vorzubeugen.
• Undichte Zahnfüllungen
Werden Füllungen, Kronen oder Inlays nicht regelmäßig untersucht oder ausgetauscht, kann es passieren, dass sie nicht mehr dicht sind. Bakterien können ins Zahnmark eindringen.
• Abgestorbene Zähne
Durch Entfernung des Zahnnervs kann ein "toter Zahn" oft noch viele Jahre erhalten bleiben, da er sich nicht mehr entzünden kann.
Wichtig: Symptome ernst nehmen!
Dringen Bakterien bis zur Wurzelspitze vor, können sie von hier aus bis auf die Kieferknochen und die weichen Teile des Gesichts übergreifen oder über das Blut in den gesamten Körper gelangen. Schlimmstenfalls kann es zur Sepsis, also einer Blutvergiftung, kommen. Es ist daher wichtig rechtzeitig zu handeln: Sollten Sie einen pochenden Zahn haben, einen hohen ziehenden Schmerz spüren, besonders empfindlich auf heiß-kalt oder süß-sauer reagieren oder andere Anzeichen für entzündliche Aktivitäten wahrnehmen, gehen Sie bitte umgehend zum Arzt.
Vereinfacht ausgedrückt, wird bei der Wurzelkanalbehandlung das Innere des Zahns entfernt, der Zahn wird ausgehöhlt, und mit keimfreiem Material aufgefüllt: So kann ein stark entzündeter oder abgestorbener Zahn, der eigentlich gezogen werden müsste, noch erhalten bleiben.
Vorab sollten Sie wissen: Eine Wurzelbehandlung ist aufgrund lokaler Betäubung(en) in den jeweiligen Behandlungsschritten normalerweise vollkommen schmerzfrei.
Die Dauer der Wurzelbehandlung lässt sich nicht genau vorhersagen. Eine Wurzelbehandlung kann in zwei bis drei Sitzungen durchgeführt werden. Sie sollten mindestens zwei Zahnarztbesuche dafür einplanen. Empfehlenswert ist auch noch ein Kontrolltermin ein paar Wochen danach. Eine Wurzelbehandlung kann je nach individuellem Fall variieren, länger oder kürzer dauern oder besondere Therapieansätze nötig machen. Der Ablauf einer Wurzelbehandlung lässt sich wie folgt skizzieren:
Erster Behandlungsschritt
• Lokale Betäubung
• Entfernung der Karies
• Wurzelkanal wird eröffnet und erweitert
• Zahnmark mitsamt Nervenfasern wird entfernt
• Spülung und Desinfektion des Wurzelkanals
• Provisorischer Verschluss des Zahns
Nächster Behandlungsschritt
• Kanalaufbereitung mit verschiedenen Wurzelfeilen
• Wechselspülung mit verschiedenen Lösungen
Die Frage ist nun: Wie stark ist das Zahnmark entzündet?
War die Entzündung besonders heftig, wird ein antibakterielles, entzündungshemmendes Medikament in die Zahnwurzel gefüllt. Der Zahn wird noch einmal provisorisch verschlossen und für einige Tage in Ruhe gelassen.
Abschlussphase der Behandlung: Die Zahnwurzel ist keimfrei und trocken
• Zahnwurzel wird mit Guttapercha-Spitzen (gummiartiger, kautschukähnlicher Stoff) und Dichtezement gefüllt
• Zahnwurzel muss nun vollständig ausgefüllt und dicht verschlossen sein
• Abschließende Röntgenkontrolle
Jeder chirurgische Eingriff birgt Risiken. Mit leichten Schmerzen oder Schwellungen ist nach der Behandlung (fast) immer zu rechnen. Wurzelbehandlungen sind heutzutage zwar gut durchführbar, dennoch kann es in einigen Fällen zu Komplikationen wie diesen kommen:
• Es kann Blutungen oder weitere Infektionen geben
• Muskeln, Knochen oder Nerven können verletzt werden
• Umliegende Zähne können in Mitleidenschaft gezogen werden
• Der operierte Zahn ist nicht zu retten und muss doch entfernt werden
• Verfärbungen des Zahns (rein kosmetisches Risiko)
Ja, denn jeder Zahn besitzt mindestens eine Wurzel, daher ist sie prinzipiell an jedem Zahn möglich – ob am Backenzahn, am Schneidezahn oder an den Weisheitszähnen.
Wurzelbehandlungen sind chirurgische Eingriffe – und es kann natürlich auch immer zu Komplikationen kommen. Manchmal wird eine erneute Behandlung notwendig, z. B. wenn der Wurzelkanal in der ersten Sitzung nicht gründlich genug gereinigt wurde oder Bakterien durch die Füllung eindringen konnten. Muss die Wurzelkanalbehandlung wiederholt werden, spricht man von einer Wurzelkanalrevision oder Endorevision.
Die Sekundärbehandlung verläuft dann ähnlich wie die Erstbehandlung, ist jedoch etwas (zeit)aufwändiger, weil die alte Füllung zuerst wieder herausgeholt werden muss. Zudem ist es häufig notwendig, die Bakterien intensiv medikamentös zu bekämpfen. Leider kann man sagen, dass die Erfolgschancen bei der Revision niedriger sind als bei der initialen Wurzelbehandlung.
Wenn selbst die Revisionsbehandlung nicht erfolgreich war und man den Zahn noch retten möchte, bleibt als letzte Therapiemöglichkeit die Wurzelspitzenresektion (Apektomie): Der Zahnarzt löst hierbei das Zahnfleisch an der Wurzelspitze und legt einen Teil des Knochens frei. Dann werden die Wurzelspitze und das gesamte entzündete bzw. infizierte Gewebe entfernt. Die Wurzelspitze wird sozusagen amputiert. Das Innere der Zahnwurzel wird dann von der Spitze aus gründlich gereinigt und aufgefüllt. In über 90 % der Fälle sind danach sowohl die Entzündung als auch die Schmerzen verschwunden − und der Zahn gerettet.
Eine Alternative zur Zahnwurzelbehandlung ist eine Wurzelspitzenresektion. Oder der Patient kann sich auch dafür entscheiden, den Zahn ziehen zu lassen.
Eine Wurzelbehandlung ist oft die einzige Möglichkeit, einen kranken und geschädigten Zahn noch zu erhalten. Wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind bzw. wenn der Zahn als erhaltungswürdig eingestuft wird und die Erfolgschancen der Behandlung vielversprechend sind, beteiligen sich die Krankenkasse an den Kosten. Wie viel eine Wurzelbehandlung tatsächlich kostet, lässt sich nicht genau sagen beziffern:
Die Behandlung kann 300 bis 1000 Euro kosten.
Wurzelbehandlung unter Vollnarkose sowie spezielle Therapieformen oder Behandlungstechniken, erhöhen die Kosten. Je nachdem, was sich der Patient zusätzlich wünscht oder der Zahnarzt empfiehlt, beteiligen sich Krankenkassen dann oft nicht mehr. Lassen Sie also immer einen Kostenvoranschlag machen und klären Sie vor Beginn der Behandlung, was durch Ihre Krankenkasse abgedeckt wird und wie hoch Ihr Eigenanteil an der gewünschten Behandlung sein könnte.
Sonderfall Backenzahn: Kosten einer Wurzelbehandlung bei Backenzähnen
Bei Backenzähnen stehen die Chancen leider oft schlecht, dass die Kosten komplett von der Krankenkasse übernommen werden. Es gibt Sonderregelungen. Von diesen drei Bedingungen muss mindestens eine erfüllt sein, damit die Kosten von der Krankenkasse übernommen werden:
• Der Backenzahn steht in einer vollständigen Zahnreihe ohne Zahnlücke
• Es wird verhindert, dass die letzten Backenzähne fehlen, die Zahnreihe einseitig frei endet
• Durch die Behandlung bleibt ein funktionstüchtiger Zahnersatz erhalten, z. B. eine Brücke
Tipp:
Damit Sie immer die besten Therapien und neuesten Behandlungsmöglichkeiten in Betracht ziehen können und dabei nicht auf die Kosten achten müssen, sollten Sie sich über eine gute Zahnzusatzversicherung informieren, z. B. über einen Zahnzusatzversicherungsvergleich bei WEB.DE.