Die meisten Erwachsenen in Europa haben mindestens einen Weisheitszahn. Und die meisten werden sich wohl im Laufe ihres Lebens auch von dem ein oder anderen oder auch von allen vier Weisheitszähnen verabschieden müssen. Doch was hat es eigentlich mit dem Weisheitszahn auf sich? Und wann muss ein Weisheitszahn gezogen werden? Was sind typische Symptome beim Durchbruch eines Weisheitszahns? Was kann man nach einer Weisheitszahn-OP essen? Fragen über Fragen, zu denen wir an dieser Stelle ein paar hilfreiche Antworten liefern möchten.
Weisheitszähne sind Backenzähne, die auf allen vier Kieferseiten ganz hinten wachsen − zwei oben im Kiefer, zwei unten. Doch nicht bei jedem Menschen sind auch alle vier Weisheitszähne von Geburt aus vorhanden und bei manchen kommen sie auch nie zum Vorschein. Das Besondere bei einem Weisheitszahn ist, dass er in der Regel nicht vor dem 16. Lebensjahr durch das Zahnfleisch "nach oben durchbricht" und sichtbar wird. Häufig zeigen sich Weisheitszähne sogar erst ab einem Alter von 30 oder 40 Jahren. Und weil sie sich erst so spät im Leben bemerkbar machen, werden sie auch Weisheitszähne genannt in der Annahme, dass man mit steigendem Alter weiser wird. Ob das tatsächlich stimmt …?
Mehr als drei Viertel aller Menschen in Europa haben also mindestens einen Weisheitszahn, der (noch) nicht retiniert bzw. durchgebrochen ist. Der Durchbruch des Zahns vom Kiefer "an die Oberfläche" erfolgt schließlich aus Platzmangel – erfahrungsgemäß häufiger im Unterkiefer als im Oberkiefer – und ist meistens auch vollkommen unproblematisch. Hat der Zahn nach dem Durchbruch nämlich genug Platz und steht er gerade in der Zahnreihe, gibt es eigentlich keinen Grund einen Weisheitszahn ziehen zu lassen. Verursachen Weisheitszähne jedoch Schmerzen oder Karies, behindern sie andere Zähne oder wachsen sie schief, muss ein Weisheitszahn möglichst bald entfernt werden.
Nutzlos sind Weisheitszähne also von vorneherein nicht, nur kann im Notfall auf sie verzichtet werden. Ein Weisheitszahn sollte also nicht einfach gezogen werden ohne jeglichen Grund – nur dann, wenn Probleme auftreten.
Das menschliche Gebiss hat 32 Zähne – bestehend aus den Front- bzw. Schneidezähnen, den Eckzähnen und den Prämolaren (vordere Mahl- oder Backenzähne) sowie den Molaren (hintere Backenzähne). Weisheitszähne heißen in der Fachsprache "Achter", da ein Weisheitszahn – gezählt von der Zahnmitte ganz vorne − der achte Zahn am Ende der Zahnreihe ist. Manche Menschen haben von Geburt an keine Weisheitszähne, dann sind es nur 28 Zähne. Das Gebiss ist aber auch ohne Weisheitszähne vollumfänglich einsatzfähig. Daher wird gerne behauptet, dass Weisheitszähne komplett überflüssig sind, sie nur noch ein Überbleibsel, ein "Relikt der Evolution" sind.
Doch warum sollte man einen (gesunden) Weisheitszahn entfernen? Er ist zunächst einmal ein Backenzahn und somit ein potentiell nützliches Kauwerkzeug. Sein Pech ist nur, dass die Ernährung bzw. die Essgewohnheiten sich im Laufe der menschlichen Evolution stark verändert haben: Das hat dazu geführt, dass der menschliche Kiefer immer kleiner und kleiner geworden ist, die Zähne aber stets gleich groß geblieben sind. Und so wurde es im Laufe der Jahrhunderte zu eng für die vier Weisheitszähne ganz hinten im Mund.
Wann muss ein Weisheitszahn raus und wann kann er drinbleiben, diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Bei vielen Menschen verursacht ein (nicht) retinierter Weisheitszahn keinerlei Beschwerden. Und manchmal können Weisheitszähne sogar ein willkommener Ersatz für ausgefallene oder stark beschädigte Backenzähne sein. Meistens wird zu einer Weisheitszahn OP erst dann geraten, wenn Symptome auftreten bzw. wenn es absehbar ist, dass ein Weisheitszahn Schmerzen oder Karies verursachen wird. Vor 15 bis 20 Jahren tendierte man noch dazu, Weisheitszähne prophylaktisch zu ziehen, um spätere Komplikationen von vorneherein zu vermeiden. Man dachte auch, je früher man den Weisheitszahn entfernt desto besser: Die Wurzeln sind dann zwar schon ausgeformt, aber der Knochen darum ist noch leichter zu entfernen.
Wann man einen oder mehrere Weisheitszähne entfernen muss, hängt also davon ab, welche akuten Probleme sich zeigen oder wie wahrscheinlich es ist, dass ein Weisheitszahn in Zukunft Komplikationen verursachen wird. Um zu entscheiden, ob und wann man den Weisheitszahn entfernen muss, klären Arzt und Patient Fragen wie diese:
• Verschieben sich benachbarte Zähne bzw. haben sich bereits Zähne verschoben?
• Besteht ein erhöhtes Risiko, dass bei Durchbruch des Weisheitszahns andere Zähne
verschoben oder beschädigt werden?
• Verursachen die Weisheitszähne andauernde, unangenehme Spannungsgefühle?
• Leidet man bereits unter Schmerzen und Schwellungen am Zahnfleisch?
• Stören oder behindern die Weisheitszähne die Entwicklung des Gebisses?
• Kann eine wichtige kieferorthopädische oder zahnärztliche Behandlung wegen eines
Weisheitszahns nicht durchgeführt werden?
• Hat sich nach einem Weisheitszahn-Durchbruch bereits Karies gebildet, weil er schräg
zu seinem Nachbarzahn wächst oder Nischen entstehen, in denen sich Speisereste
und Bakterien ablagern?
• Ist bei einem halb durchgebrochenen Weisheitszahn eine Zahnfleischtasche
entstanden, die zu Entzündungen und weiteren Folgeerkrankungen führen kann?
Eine Weisheitszahnoperation gilt als minimalinvasiv und dauert normalerweise 20 bis 60 Minuten. Die meisten Weisheitszahn-OPs erfolgen unter Lokalanästhesie (örtlicher Betäubung durch Spritzen), mittels Lachgassedierung oder unter Vollnarkose. Alle vier Weisheitszähne können auf einmal entfernt werden oder man kann zunächst einmal nur zwei Weisheitszähne pro Seite ziehen (insgesamt dann zwei Eingriffe) − je nachdem, was der Patient möchte oder der Arzt rät.
Sobald die Betäubung eingesetzt hat, läuft eine Weisheitszahn-OP wie folgt ab:
Wie schnell oder unkompliziert das Entfernen eines Weisheitszahns vonstattengeht, hängt natürlich immer vom jeweiligen Fall ab: Ist ein Weisheitszahn bereits vollständig herausgewachsen oder versteckt er sich noch im Kiefer? Ist er bereits vollständig retiniert, kann man den Weisheitszahn ziehen: Eine reine Routineangelegenheit für einen Zahnarzt.
Steckt der Zahn jedoch komplett im Kiefer, wächst er schräg und/oder hat man bereits eine schwere Weisheitszahn-Entzündung, die große Teile des Kiefers betrifft, sollte ggf. der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurg zu Rate gezogen werden.
Nein, nur in Ausnahmefällen. Eine örtliche Betäubung reicht in der Regel vollkommen aus, um einen Weisheitszahn ziehen zu können. Auch dann, wenn man alle vier Weisheitszähne gleichzeitig entfernt. Dabei werden je zwei Betäubungsspritzen im Oberkiefer und Unterkiefer gesetzt und alle betroffenen, schmerzempfindlichen Bereiche betäubt.
In seltenen Fällen kann eine Weisheitszahn-OP aber auch unter Vollnarkose vorgenommen werden – bei aufwändigeren, komplizierteren Eingriffen oder bei Angstpatienten. Welche Narkose der Zahnarzt bzw. Zahnchirurg empfiehlt, wird vorab gemeinsam mit dem Patienten besprochen.
Nach einer Weisheitszahnoperation sind Schwellung und Schmerzen ganz normale Begleiterscheinungen wie nach bei jedem operativen Eingriff. Auch kann es vorübergehend zu Taubheitsgefühlen bzw. Gefühllosigkeit an Zunge oder Unterlippe kommen, da beide nahe an den Wurzeln der unteren Weisheitszähne liegen. Doch das geht vorbei und sollte kein Grund zur Sorge sein. Infektionen oder Blutungen können nach Operationen auch immer auftreten, sind aber durch Wundspülungen, Drainagen und Antibiotika gut behandelbar. Sind die Wurzeln besonders lang, kann es manchmal nötig sein die Kieferhöhle zu öffnen, oder Wurzelspitzen brechen ab und verbleiben in der Wunde. Doch die Wundheilung verläuft auch in diesen Fällen meist unproblematisch.
Zu den Risiken einer Weisheitszahn-OP gehört, dass die Wurzeln von Zähnen, die direkt am Weisheitszahn angrenzen, leicht verletzt oder beschädigt werden können. Und in seltenen Fällen kann es bei einem vorgeschädigten Unterkiefer (z.B. durch Osteoporose oder Atrophie) zu einer Kieferfraktur kommen. Daher sollte in den ersten Wochen nach einer Weisheitszahn-OP auf Sport, körperliche Arbeit und zu harte Speisen (z.B. Brot mit harten Krusten) verzichtet werden. Aus diesem Grund erhält man normalerweise nach einer Weisheitszahn OP eine Krankschreibung: Man sollte sich schonen, viel schlafen und ausruhen.
Die Weisheitszahn-OP gehört zu den Routine-Eingriffen in der Zahnmedizin. Sollten Komplikationen auftreten, lassen sich diese zumeist gut behandeln. Ergänzend lässt sich sagen, dass das Verhalten des Patienten nach einer Weisheitszahn-OP ebenfalls großen Einfluss auf den Erfolg der Behandlung hat. Weitere Informationen dazu weiter unten in diesem Ratgeber.
Starke Schwellungen nach einer Weisheitszahn-OP, die sich fast wie eine Entzündung anfühlen, sind nichts Außergewöhnliches. Kühlen hilft: Kühlpacks kann man in den ersten Tagen auf die geschwollene(n) Wange(n) legen und mit kaltem Wasser befeuchtete Baumwolltücher (z.B. Waschlappen) sind ebenfalls hervorragend zum Abschwellen geeignet. Wichtig: Man sollte sich auf keinen Fall Eis bzw. keine Eiswürfel direkt auf die Haut legen!
Das Essen für die ersten paar Tage nach der Weisheitszahn-Operation sollte klug ausgewählt werden bzw. eher weich und flüssig sein, da man ungefähr 2 bis 3 Tage lang nicht richtig kauen kann. Es empfiehlt sich ebenso, vorsorglich genügend Nahrungsmittel einzukaufen, um körperliche Anstrengung in der Zeit danach zu vermeiden. Generell lässt sich zum Thema Essen und nach einer Weisheits-OP sagen: Hartes, Scharfes oder zu Heißes vermeiden!
Für die Pflege nach der OP sollte man sich eine kleine Zahnbürste zulegen, um den direkten Kontakt mit den Wunden besser umgehen zu können und eine Entzündung, Nachblutungen oder Reizungen des Zahnfleischs zu vermeiden.
Schmerzmittel, Mundspülungen oder spezielle Präparate, die die Schwellung nach einer Weisheitszahn-OP lindern, sind auch eine sinnvolle Ergänzung in der Hausapotheke. Verschreibt der Arzt ein Antibiotikum nach dieser Operation, ist das übrigens auch nichts Ungewöhnliches.
Und noch etwas, was man bei der Vorbereitung einer Weisheitszahn-OP beachten sollte: Falls eine Vollnarkose nötig war, sollte man sich auf jeden Fall von jemandem abholen lassen oder genügend Geld für die Heimfahrt mit einem Taxi dabeihaben.
Bei einigen Patienten treten fast gar keine (sichtbaren) Schwellungen auf, bei anderen können sie auch bis zu einer Woche anhalten. Ob eine Schwellung entsteht, wie stark sie ist und wie lange sie dauert, hängt vom Einzelfall ab. Bei Schmerzen ist es ähnlich: Die meisten Menschen haben zwischen einem und drei Tagen nach einer Weisheitszahn-OP noch Schmerzen, manche leiden bis zu sieben Tage und noch länger. Von einer vollständigen Heilung kann man wohl erst einige Wochen nach der Weisheitszahn OP sprechen. Nach der Weisheitszahn-OP erhält man ein Verhaltensmerkblatt vom Zahnarzt. Wer die Empfehlungen und Tipps einhält, kann mit einer guten Wundheilung rechnen.
Die Fäden werden in der Regel ca. eine Woche nach der Weisheitszahn-OP gezogen. Auch hier hängt es vom individuellen Heilungsverlauf und der Größe der Wunde ab.
Ja, in der Regel wird man vom Arzt krankgeschrieben und erhält eine Arbeitsunfähigkeits-Bescheinigung. Man sollte sich nach der OP möglichst schonen, damit es nach der Weisheitszahnentfernung keine Komplikationen gibt.
Bitte nach der Weisheitszahn-OP nicht zu hart, scharf oder heiß essen und trinken und in den ersten 24 Stunden nach der Operation sollte man Milchprodukte ebenfalls vermeiden. Pürees, Suppen, Eierspeisen, Gemüse, Smoothies und Speisen, die weich und eher flüssig ist, sind empfehlenswert. Natürlich hilft es dem Heilungsprozess auch, wenn man Lieblingsgerichte zubereitet und sich bewusst etwas Gutes tut.
Ist der Weisheitszahn raus, die Wunde vollständig verheilt und sind die Fäden endlich gezogen, kann man beruhigt wieder alles essen und trinken, was man möchte.
Sport, Hausarbeit und körperliche Anstrengungen jeglicher Art sollte man vermeiden und sich stattdessen schonen, zumindest für die ersten paar Tage nach der OP. Durch körperliche Belastung steigt der Blutdruck – man kann das Pochen des Blutes im Mund- und Kopfbereich sowie in der Wunde selbst dann auch deutlich spüren. Kein gutes Zeichen, denn die Wunde kann sich dadurch öffnen und es kann zu starken Nachblutungen kommen. Wenn man nicht sicher ist, wann man wieder Sport machen darf, sollte man einfach nochmals mit dem Arzt Rücksprache halten.
Das ist anfangs normal und zunächst auch kein Anlass zur Sorge. Nach einer Weisheitszahnentfernung kommt es häufig zu Nachblutungen, die auch etwas länger dauern können. Bei einer stärkeren Blutung beißt man am besten so lange wie möglich (eine Stunde und länger) und ohne zwischendurch den Druck wegzunehmen auf eine Mullbinde oder ein sauberes Stofftuch. Hört die Blutung jedoch einfach nicht mehr auf, sollte auf alle Fälle der Arzt aufgesucht werden.
Um die Selbstheilungskräfte nach einer Weisheitszahl-OP zu aktivieren und zu stimulieren, sind Ruhe und viel Schlaf essentiell. Am Tag der Operation und auch an den Tagen danach sollte man nicht arbeiten gehen, sondern sich ausruhen und viel schlafen, die Schwellung kühlen, nichts Heißes trinken oder essen sowie weitgehend auf Kaffee, Alkohol und Zigaretten verzichten.
Nach einer Weisheitszahn-OP sind Schwellungen und Schmerzen normal. Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol können helfen, jedoch Vorsicht bei Aspirin: Medikamente wie dieses wirken sich auf die Blutgerinnung aus und können unter Umständen sogar eher schaden als nutzen. Bitte vor der Einnahme den Arzt fragen. Sollten anhaltende pochende Schmerzen, starke Nachblutungen oder auch Fieberschübe auftreten, sollte man umgehend den Arzt aufsuchen.
Wer alternative Schmerzmittel und Präparate bevorzugt, könnte mit diesen Hausmitteln einer Entzündung oder einer stärkeren Schwellung durch eine Weisheitszahn-OP vorbeugen: ein Teelöffel Salz, aufgelöst in einem Glas Wasser, als Mundspülung; Arnika-Präparate sowie Kamillen- und Salbeitee zum Gurgeln. Nehmen Schmerz und Schwellung mit der Zeit aber nicht deutlich ab, bitte den Arzt aussuchen!
Beim Thema Weisheitszähne zeigt sich der "beste Freund des Menschen" wieder einmal solidarisch: Auch Hunde können Weisheitszähne haben! Dabei handelt es sich um winzige Zähne im Unterkiefer, im hinteren Teil des Maules, oft auch nicht (mehr) sichtbar. Der Weisheitszahn bei Hunden hat im Laufe der Evolution ebenfalls seine Funktion eingebüßt und wird nun nicht mehr gebraucht, um kräftig zubeißen oder genüsslich kauen zu können…