Wie sicher sind die Passwörter der Deutschen? Und würden sie sich von einer Künstlichen Intelligenz wie ChatGPT bei deren Erstellung helfen lassen? Diese Fragen beantwortet eine aktuelle Studie im Auftrag von WEB.DE.
Die Mehrheit der Deutschen riskiert ihre Online-Sicherheit durch schlechtes Passwort-Management: 57 Prozent der Internetnutzerinnen und -nutzer verwenden dasselbe Passwort für mehrere oder sogar alle ihre Logins. Das geht aus einer aktuellen repräsentativen Studie im Auftrag von WEB.DE anlässlich des "Tags der Passwortsicherheit" am 5. April hervor.
Da scheint es verlockend, das Problem mit Künstlicher Intelligenz zu lösen: 28 Prozent würden sich beim Erstellen von Passwörtern von einer Künstlichen Intelligenz (KI) wie ChatGPT unterstützen lassen. Ein Risiko sehen viele nicht: Insgesamt 40 Prozent machen sich wenige bis gar keine (29 bzw. 11 Prozent) Sorgen, dass Betrüger eine KI-Anwendung nutzen und so ihre Passwörter leichter knacken könnten.
Jan Oetjen: "Bequemlichkeit hat ihren Preis"
"Die neue Generation von KI-Tools wie ChatGPT verändert das digitale Leben gravierend und bringt viele Vorteile. Bequemlichkeit hat hier aber leider auch ihren Preis", sagt Jan Oetjen, Geschäftsführer von WEB.DE. Er rät: "Wer ein Passwort durch eine KI erstellen oder prüfen lässt, sollte es zumindest leicht verändern, damit es nicht in einer KI gespeichert wird oder von einer anderen KI reproduziert werden kann."
Wer seine Online-Konten bestmöglich absichern will, sollte zudem für jeden Dienst ein eigenes, starkes Passwort verwenden, es vertraulich behandeln und möglichst die Zwei-Faktor-Authentifizierung aktivieren.
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Studie zum "Tag der Passwortsicherheit": Viele Deutsche nutzen persönliche Informationen in Passwörtern
Um Risiken bei der Passwortvergabe zu identifizieren, ist es jedoch gar nicht nötig, auf neue Technologien wie ChatGPT zu schauen. Ein großes Sicherheitsproblem ist etwa die Verwendung persönlicher Informationen in Passwörtern.
40 Prozent der Befragten setzen Daten wie Geburtstage (13 Prozent), Haustiernamen (11 Prozent) oder wichtige Jahrestage (11 Prozent) ein. Viele dieser Daten sind oft über sozialen Medien frei zugänglich, sodass sich Passwörter leicht erraten lassen – mit Künstlicher Intelligenz wird das noch einfacher.
Besonders gravierend ist diese Nachlässigkeit beim eigenen E-Mail-Postfach: "Wenn Online-Kriminelle den Account übernehmen, dann kommen sie nicht nur an die E-Mail-Inhalte heran. Sie können oft auch die Passwörter bei anderen Diensten zurücksetzen oder mit der Identität ihrer Opfer im Netz einkaufen", warnt Jan Oetjen.
Deutsche sorgen sich vor Identitätsdiebstahl
Die Angst vor einem solchen Identitätsdiebstahl ist groß: 53 Prozent der Deutschen befürchten, dass Online-Kriminelle im Internet in ihrem Namen einkaufen oder neue Accounts anlegen, um Straftaten zu begehen. Rund die Hälfte der Befragten (47 Prozent) macht sich Sorgen, dass Fremde mit gestohlenen Passwörtern in ihre Online-Accounts eindringen könnten.
Dabei ist die Verwaltung der eigenen Online-Sicherheit für die meisten reine Kopfsache: 41 Prozent der Befragten merken sich ihre Passwörter einfach. Gut ein Drittel (31 Prozent) notiert Zugangsdaten auf einem Zettel, und immerhin rund jede bzw. jeder Fünfte (19 Prozent) verwendet Software wie einen Passwort-Manager oder die Passwort-Speichern-Funktion auf dem Smartphone.
Viele wünschen sich mehr Einfachheit: Könnten die Deutschen Passwörter insgesamt ersetzen, würden sich die meisten (31 Prozent) für eine biometrische Lösung wie Fingerabdruck oder Gesichtsscan entscheiden. Von der Möglichkeit, die eigenen Konten auf Datenlecks zu prüfen, machen indes nur wenige Gebrauch: Knapp jede bzw. jeder Vierte (24 Prozent) nutzt Online-Services wie haveibeenpwned.com für einen Sicherheitscheck.
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