Viele Ehen in Deutschland enden in der Scheidung. Gibt es frühe Anzeichen für ein Scheitern einer Beziehung? Wir haben mit Pärchen-Coach und Bestseller-Autorin Elena-Katharina Sohn gesprochen.
Sommer, Sonne, Hochzeits-Saison. Viele Paare treten in der warmen Jahreszeit vor den Altar, um sich die ewige Treue zu schwören. Im Jahr 2017 gaben sich in Deutschland laut dem Statistischem Bundesamt 407.000 Menschen das Jawort.
Geschieden wurden im selben Jahr 153.000 Ehen. Was einst so romantisch begonnen hat, endet nicht selten mit großem Herzschmerz.
Stehen Mann und Frau dann vor dem Scherbenhaufen ihrer Ehe, stellen sich nicht wenige die Frage, ob das Scheitern dieser Ehe nicht schon von Anfang abzusehen war.
Das US-Portal "HuffPost" zitiert zehn Wedding Planner, die behaupten, es gebe schon bei der Hochzeitsfeier und während der Vorbereitung eindeutige Hinweise darauf, dass eine Ehe in einer Scheidung enden könnte.
Anzeichen für Scheitern einer Ehe – das sagen Wedding Planner
Als Organisationstalent hinter einer Hochzeit kommen Hochzeitsplaner den Eheleuten oft sehr nahe. Zudem wohnen sie Jahr für Jahr zahlreichen Hochzeitsfeiern bei. Dass eine Ehe nicht lange halten wird, meinen einige Wedding Planner schon vor dem großen "Ja!" erkennen zu können.
So auch Hochzeitsplanerin Jenny Orsini. Laut "HuffPost" habe sie ein schlechtes Gefühl, wenn ein Partner sich desinteressiert bei der Hochzeitsplanung zeigt. Ein permanentes "Ist mir egal", könne ihrer Einschätzung nach kein gutes Zeichen sein.
Werden die Bedürfnisse des Partners übergangen, sieht Wedding Planner Liz Coopersmith aus Los Angeles rot. Einmal habe ein Bräutigam in spe auf ein Menü mit viel Fleisch gepocht – obwohl seine Liebste und einige Gäste Vegetarier waren. Mit ihrer Einschätzung lag die Hochzeitsplanerin richtig, die Ehe ging in die Brüche.
Hilfe für Menschen mit Liebeskummer
Eine, die sich mit gebrochenen Herzen auskennt, ist Autorin und Coach Elena-Katharina Sohn. Ihre Bücher "Goodbye Beziehungsstress" und "Goodbye Herzschmerz" wurden zu Bestsellern.
In ihrer Agentur "Die Liebeskümmerer" betreut die ausgebildete Heilpraktikerin für Psychotherapie Menschen mit Liebeskummer und hilft ihnen dabei, einen Weg aus dem Schmerz zu finden.
Anders als die oben genannten Wedding Planner, findet sie es schwierig, das Bestehen einer Ehe anhand verschiedener äußerer Faktoren vorherzusagen.
"Es ist ganz schwierig, aufgrund solcher äußeren Hinweise eine Prognose abzugeben – denn zum einen gibt es Paare, die einen etwas speziellen Umgangston haben, sich aber trotzdem verstehen. Und zum anderen gibt es welche, die sich selbst und damit ihrer Umwelt erfolgreich etwas vormachen und bei denen man den Eindruck hat, es ginge hier um eine tatsächliche Liebe fürs Leben, während es hinter den Kulissen längst brodelt. Oft sind es dann nur Nuancen in der Körpersprache, die verraten könnten: Huch, hier stimmt was nicht!"
Der Ton macht die Musik
Ein weniger bei den Hochzeitsvorbereitungen engagierter Partner muss laut Elena-Katharina Sohn jedoch kein Indiz dafür sein, dass eine Ehe schon bald geschieden werden könnte.
Sie meint: "Es gibt durchaus Konstellationen, bei denen einer sagt: 'Mach Du mal'. Außerdem kommt es in einer solchen Diskussion dann sehr auf den Tonfall an."
Anders sieht es laut der Paar-Therapeutin jedoch aus, wenn ein achtsamer Umgang mit dem Partner auf der Strecke bleibt. "Setzt einer jedoch respektlos seine Meinung durch und nimmt in Kauf, den anderen damit zu übergehen, dann ist die Konstellation eher schwierig. Was jedoch leider nicht einmal bedeutet, dass so eine Ehe schnell scheitern wird. Denn oft ist der 'Untergebutterte' eben sehr leidensfähig bis hin zur emotionalen Abhängigkeit und hält so einiges aus."
Albtraum Schwiegereltern
Auch die Eltern eines Ehepartners können für mächtig Zoff in einer Ehe sorgen. Mischen sich die Schwiegereltern zu sehr in die Angelegenheiten der Ehepartner ein, hängt der Haussegen schnell schief.
Doch was ist zu tun, wenn das "Schwiegermonster" nicht locker lassen will? Die Expertin rät: "Natürlich können Schwiegereltern Einfluss auf eine Ehe ausüben – aber auch nur dann, wenn sie noch großen Einfluss auf ihr 'Kind' haben. Sofern ein Elternteil versucht, die Beziehung zu stören, ist es also entscheidend, dass man als Paar zusammenhält und seinen eigenen Weg geht. Oder anders gesagt: dass man erwachsen wird."
Deutliche Anzeichen: Entfremdung und Konflikte
So unterschiedlich die Menschen in einer Beziehung sind, verhalte es sich laut Paar-Coach Elena Katharina Sohn auch mit dem nahenden Ende einer Liebesgeschichte. Ähnliche Verhaltensmuster kurz vor einer Trennung könne sie bei ihrer Arbeit in der Liebeskummer-Agentur aber feststellen.
"Oft kommt es kurz vor dem Ende zu einer Entfremdung, die mit Sprachlosigkeit oder starken Konflikten einhergeht. Die Paare verlieren dann die Nähe zueinander."
"Hoffnung gibt es immer"
Für Getrennte oder für diejenigen, die in einer nervenraubenden On-Off-Beziehung oder in einer unglücklichen Ehe stecken, gibt es laut Elena-Katharina Sohn aber einen Hoffnungsschimmer.
Denn, so die Expertin, viele Paare finden nach einer Trennung wieder zusammen. Zuweilen seien es die Lebensumstände, die die Beziehung so kompliziert machen und auch eine schlechte Kommunikation könne für Probleme sorgen.
Um einen Weg aus der Ehekrise zu finden, rät Sohn, keine Scheu vor professioneller Hilfe zu haben. "Eine Beziehung muss nicht immer von allein flutschen, um gut zu sein. Oft steckt gerade in der Auseinandersetzung über Konflikt-Themen eine große Chance auf noch mehr Nähe und Zusammenhalt.
Ausgang ungewiss
Allerdings sei eine Paartherapie keine Garantie für ein glückliches Ende. Aber: "Solange noch eine Beziehung besteht, macht eine Paartherapie eigentlich immer Sinn – auch, wenn der Ausgang später dann vielleicht gerade eine Trennung ist, weil einer von beiden beispielsweise erkennt, wie schlecht es ihm in der Partnerschaft geht. Aber manchmal würde ich mir beinahe wünschen, dass viele Paare präventiv eine Therapie machen würden. Die meisten denken erst drüber nach, wenn es schon zu spät ist."
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