Profilbilder mit Hunden sind beliebt - auch bei Dating-Apps. Beim sogenannten "Dogfishing" greifen Nutzer auf geliehene Tiere zurück, um ihre Fotos auf Tinder und Co. interessanter zu machen. Bringt das wirklich was?

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Die Nutzer von Datingplattformen betreiben mitunter viel Aufwand, um Aufmerksamkeit und positive Reaktionen zu bekommen. Selbst geliehene Hunde müssen für Profilfotos herhalten. Aber hilft das? Und welche anderen Tricks sind erfolgreich?

Treue Hundeaugen können positive Emotionen hervorrufen. Das haben japanische Wissenschaftler in einer experimentellen Studie herausgefunden. Schaut sich eine Frau oder ein Mann einen Hund länger an, steigt im Blut der Oxytocin-Spiegel - also der des Bindungs- und Glückshormons. Das war jedenfalls bei den Studienteilnehmern so.

Ob sich jene Tinder-Nutzer, die sich mit einem Vierbeiner ablichten lassen, dieser hormonellen Manipulationskraft bewusst sind? Zumindest ist es auffällig, dass auf Fotos in Dating-Apps neben den beiden menschlichen Augen neuerdings häufiger zwei tierische auftauchen. Bei Tinder ist das nach Firmenangaben bei zehn Prozent der Bilder der Fall.

Experte: Bild mit Tier ein guter Einstieg für eine Unterhaltung

Flirtcoach Horst Wenzel von der Kölner Flirt-University erklärt, dass Tinder-Nutzer mit Hundefotos sympathischer rüberkommen und zeigen wollen, dass sie aktiv sind und Verantwortung übernehmen können. Außerdem sei das Bild mit Tier ein guter Einstieg für eine Unterhaltung, eventuell könne ein Spaziergang mit Hund ein Anlass für ein erstes Date sein.

Der Hund als positiver Flirt-Faktor, das habe es aber auch schon vor Tinder und Co. gegeben, sagt Wenzel. Denn Hundehalter würden durch ihre tierischen Begleiter generell häufiger angesprochen.

Laut Wissenschaft wird auch die Attraktivität erhöht: So fand eine Yougov-Befragung heraus, dass 31 Prozent der Befragten alleinstehende Frauen oder Männer mit Hunden sympathischer finden und Hundebesitzer eher daten würden.

Die positive Wirkung scheint auch im Internet zu funktionieren. Eine Studie eines britischen Tierfutterhändlers besagt, dass Hunde auf Profilbildern die Wahrscheinlichkeit eines Matches bei Tinder um mehr als 30 Prozent erhöhen. Zugegeben: Eine Studie eines Tierfutterhändlers zeigt eine positive Wirkung von Hunden - das klingt verdächtig. Aber in derselben Studie war die Wirkung von Katzen deutlich geringer.

Tinder selbst hat die Wirkung von Hunden ebenfalls ausgewertet. Aus dem Hauptquartier in Los Angeles heißt es auf Anfrage, dass sich die Anzahl der Likes durch ein Bild mit Hunden um fünf Prozent erhöht.

"Dogfishing" - was ist vertretbar?

Im Eroberungsfeldzug der Herzen wird mit Tierbildern allerdings auch geschummelt. Beim sogenannten "Dogfishing" leihen sich Datingplattform-Nutzer einen Hund aus, der die Wirkung auf potenzielle Partner verbessern soll. Flirtcoach Wenzel warnt an dieser Stelle: "Lügen haben kurz Beine, besonders beim Dating." Gerade Frauen könnten durch gezielte Fragen schnell herausbekommen, ob der Gegenüber wirklich Hundebesitzer ist oder nicht.

Allerdings sei bei Profilbildern ein gewisses Maß an Selbstoptimierung akzeptiert, sagt Sozialpsychologin Johanna Degen aus Flensburg. Jemand, der Hunde gut findet, könne damit zeigen: "Hey, ich mag Hunde, bin aktiv und sympathisch." Er sollte dann aber im Text schreiben: "Wünsche mir einen eigenen Hund" oder "Hundliebhaber" oder eben "Hund statt Katze". Auch wenn er (noch) keinen eigenen Hund habe, sei das zu verzeihen, so Johanna Degen. "Zuzugeben, wenn der Hund nur geliehen ist, um die Trefferquote zu erhöhen, das wäre hingegen eher stigmatisiert und verpönt."

Die Sozialpsychologin hat gemeinsam mit Andrea Kleeberg-Niepage vor drei Jahren ein Forschungsprojekt zum Thema begründet. Die Wissenschaftlerinnen haben dafür 250 Profilbilder und 2.651 Fragebögen ausgewertet und viele Interviews geführt. Dabei ging es auch um den Unterschied zwischen Männern und Frauen.

Bei Tieren zeigen sich tatsächlich Unterschiede: "Es gibt wenige Bilder von Männern mit Katzen, dafür eher mit Hunden. Auch Frauen zeigen sich mit Hunden, daneben aber vor allem auch mit Pferden", erzählt Johanna Degen. Beliebt seien ebenfalls exotische Tiere, die symbolisieren könnten, dass derjenige in exotische Länder reist.

Erfolgsfaktoren und No-Gos bei Profilbildern

Und was ist mit denen, die gerade kein Tier zur Hand haben und auch nicht schummeln wollen? Die brauchen keine Angst zu haben, dass sie von ihren Traumfrauen oder Traummännern nicht gelikt werden. Vielleicht klappt es sogar gerade deshalb, weil sie auf ihren Fotos ohne Tiere zu sehen sind. Denn die oben bereits erwähnte Yougov-Umfrage hat ebenfalls gezeigt, dass 20 Prozent der Befragten Haustiere bei Partnern gar nicht so toll finden.

Außerdem gibt es andere wirksame Mittel, um die Wirkung seiner Profilbilder zu verbessern. Tinder selbst gibt einen ganz einfachen Tipp: Friendly Face. Wer auf dem ersten Foto lächelt, der kriegt zehn Prozent mehr Likes. Weiterhin: Weg mit der Sonnenbrille, zwei Prozent mehr Likes gibt es, wenn man das ganze Gesicht erkennt. Und: Schwarz-Weiß-Bilder wirken künstlerisch, kommen gut an - die Likes erhöhen sich um zwei Prozent.

Flirtcoach Wenzel gibt noch den Tipp, sich auf den Fotos mit Hobbys zu zeigen. Neben Haustieren seien das beispielsweise sportliche Aktivitäten wie Klettern oder Tanzen. Damit könne man ebenfalls Kommunikationsbarrieren senken und habe schon einen Anlass für ein erstes Date.

Und was geht gar nicht? "Explizit abschreckend wirken auf Frauen plakative Statussymbole wie Autos und Uhren", sagt Sozialpsychologin Johanna Degen. "Und Männer mögen tendenziell nicht, wenn Frauen sich zu freizügig zeigen, weil so der Verdacht entsteht, das Gegenüber sei zu promisk."

Verwendete Quellen

  • Sozialpsychologin Johanna Degen
  • Flirtcoach Horst Wenzel
  • Tinder, PR für Deutschland
  • Yougov-Umfrage: Diese Eigenschaften erhöhen die Dating-Chancen
  • Studie: Hunde auf Tinderfotos
  • Geo.de: Warum können wir treuen Hundeaugen nicht widerstehen?

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