Dass Affen lachen können, ist bekannt, aber wie tief geht ihre lustige Seite? Auch Menschenaffen ärgern und necken gerne ihre Artgenossen. Welche Verhaltensweisen Forschende als Vorläufer von Humor werten, erfährst Du hier.
Es gibt immer wieder Szenen von unseren nächsten Verwandten aus dem Tierreich, die uns herzhaft zum Lachen bringen. Schon lange haben Verhaltensforscher herausgefunden, dass Menschenaffen derben Scherzen, Hänseleien und Neckereien nicht abgeneigt sind.
142 verschiedene Arten von Hänselei haben Forschende bei Schimpansen, Bonobos, Gorillas und Orang-Utans entdeckt. Piksen, Stupsen, Anstarren oder im Gesichtsfeld des anderen mit Gegenständen herumzufuchteln gehören ebenso zum Repertoire, wie kräftig am Fell der Artgenossen zu ziehen und anschließend blitzschnell zu verschwinden. Haben sie dann mit ihrer Aktion Erfolg, können sie sich ein Lachen oder Grinsen nicht verkneifen. Der Affen-Humor ähnelt damit verblüffend dem von uns Menschen.
Dass unsere tierischen Freunde lachen können, beweist eine US-Studie aus dem Jahre 2021. Hierin werden 65 Tierarten aufgelistet, die auf ihre eigene Art und Weise lachen. Darunter auch Hunde, Robben, Ratten und verschiedene Vogelarten. Sie zeigen dieses Verhalten vor allem dann, wenn sie spielen wollen. Damit signalisieren sie ihren Artgenossen, dass sie in friedlicher Absicht kommen. Tiere können also lachen. Aber haben sie womöglich auch einen Sinn für Humor?
Was ist Humor?
Klar ist, dass unsere tierischen Freunde fröhlich oder traurig sein können. Sie empfinden Leid und Freude. Der menschliche Humor spricht aber eine andere Gefühlsebene an. Ob Tiere diese Ebene erreichen können, fragte sich ein internationales Forschungsteam unter der Beteiligung des "Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie".
Was ist eigentlich Humor? Generationen von Philosophen, Soziologen, Gelehrten und solchen, die sich dafür halten, haben sich an der Antwort zu dieser Frage versucht. "Wikipedia" definiert Humor wie folgt: "Humor ist die Begabung eines Menschen der Unzulänglichkeit der Welt und der Menschen, den alltäglichen Schwierigkeiten und Missgeschicken mit heiterer Gelassenheit zu begegnen." Der Volksmund fasst dies vereinfachend zusammen: "Humor ist, wenn man trotzdem lacht."
Aber sind Tiere zu einer solchen Gedankenleistung fähig? Um das herauszufinden, beobachtete das deutsch-amerikanische Forschungsteam unsere nächsten Verwandten im Tierreich. Biologin Isabelle Laumer erklärt, warum: "Menschenaffen sind hervorragende Kandidaten, um spielerisches Necken zu studieren." Nicht nur, weil sie die meisten Gene mit uns teilen. Sondern auch, weil sie "sich an sozialen Spielen beteiligen, lachen und ein relativ ausgeprägtes Verständnis über die Erwartung anderer aufweisen."
Typischer Affen-Humor
Das Forschungsteam untersuchte "spontane soziale Verhaltensmuster", die in der Verhaltensforschung als "spielerisches Necken" gelten. Ein Beispiel dafür: Ein junger Schimpanse stupst ein älteres Tier an und läuft dann weg. Der so geneckte Affe dreht sich kurz um, sieht aber keinen Übeltäter. Immer wieder macht sich der "affige Quatschmacher" einen Spaß, schleicht sich an, stupst und rennt wieder weg und erwartet die Reaktion des gefoppten Tieres in sicherer Entfernung. Isabelle Laumer fasst die beobachteten Hänseleien wie folgt zusammen: "Ähnlich wie das Necken bei Kleinkindern beinhaltet das spielerische Necken von Menschenaffen einseitige Provokation."
Zwar ist diese Studie die erste ihrer Art, die das "spielerische Necken" systematisch untersucht. Doch hatte bereits die legendäre Verhaltensforscherin Jane Goodall bei ihren Beobachtungen in Tansania vor vielen Jahren ähnliche Verhaltensweisen beobachtet.
Für Humor braucht es soziale Intelligenz
Humor setzt eine enorme gedankliche Leistung voraus. Denn wenn der "Scherz-Affe" einen Artgenossen neckt, muss er dessen Reaktion vorhersehen können. Es bedarf einer genauen Vorstellung darüber, was der Kollege vom nächsten Baum erwartet, um aber dann gezielt das Gegenteil von dem zu unternehmen. Unter uns Menschen nennt sich diese Verhaltensweise: "Wir spielen dem anderen einen Streich." Klappt dieser, freuen wir uns genauso darüber, wie sich der kletternde Scherzkeks über seinen Streich freut.
Um einem Artgenossen einen Streich zu spielen, braucht es aber zusätzliche auch "soziale Intelligenz". Denn der "Quatsch-Affe" darf den Bogen nicht überspannen. Einem schlecht gelaunten, bis 195 Kilogramm schwerem "Silberrücken" einen Streich zu spielen, kann extrem schmerzhafte Folgen haben.
Tierischen Humor gab es schon vor 13 Millionen Jahren
Für Isabell Laumer ist das "spielerische Necken" der Vorläufer des Scherzens und damit des Humors. Und weil alle Menschenaffen dieses Verhalten zeigen, hält die Biologin es für wahrscheinlich, dass sich die Voraussetzungen für Humor schon vor mindestens 13 Millionen Jahren in der menschlichen Abstimmungslinie entwickelt haben. Wer weiß, vielleicht saßen ja unsere haarigen Vorfahren dereinst um ihr Lagerfeuer und haben sich köstlich über das Klamotten-Styling der Kollegen aus der Nachbar-Höhle "beömmelt". Vielleicht haben sie sich aber auch Witze über Mammuts, Wollnashörner, Säbelzahntiger oder missglückte Jagdversuche erzählt. Oder aber sich darüber kaputt gelacht, wie sich Kollege Fred neulich den Faustkeil mit voller Wucht direkt auf den Daumen gehauen hat.
Wusstest Du eigentlich, dass auch Hunde und Ratten lachen können. Hunde versuchen sogar, uns Menschen zum Lachen zu bringen. © Deine Tierwelt
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