Bhutan hat als weltweit erstes Land all seine Straßenhunde sterilisiert. Wegweisend für ein kleines Land, das nach den Lehren Buddhas lebt, in dem ein Recht auf Glück besteht und in dem keine Tiere geschlachtet werden dürfen.

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Eingezwängt zwischen China, Indien und Tibet, mitten im Himalaja, auf einer Höhe zwischen 2.000 bis 4.000 Metern, liegt das Königreich Bhutan. Mönche in roten Gewändern gehören zum Stadtbild, und mindestens ein Kind aus jeder Familie entscheidet sich für ein Leben im Kloster.

In dem kleinen Land gibt keine Ampeln, nur an einer Kreuzung regelt ein Polizist den Verkehr per Handzeichen. Rauchen in der Öffentlichkeit ist im ganzen Königreich verboten. Tabakwaren dürfen nicht verkauft werden. Auf mitgebrachte Ware erhebt der Zoll 100 Prozent Gebühren.

Umwelt- und Naturschutz liegt dem tief religiösen, buddhistischen Volk am Herzen. Die Berge sind heilig. In den zum größten Teil unberührten Wälder von Bhutan haben viele geschützte Pflanzen und Tierarten ihre Heimat. Pandas, Schneeleoparden, Panther, Bären oder Tiger dürfen hier noch ungestört durch die Natur streifen.

Naturschutz und Glück

Der Allgemeinheit ist das buddhistisch regierte Bhutan in erster Linie aber vielleicht eher dadurch bekannt, dass der Erfolg der Politik nicht am erwirtschafteten Geld seiner Einwohner gemessen wird. Materielle Dinge stehen nicht im Vordergrund. Denn der König von Bhutan hat es sich zur Aufgabe gemacht, seine Bevölkerung glücklicher zu machen. Um das zu messen, wird anhand eines Fragebogens jährlich das sogenannte "Bruttonationalglück" erhoben. Somit ist Bhutan das einzige Land auf der Welt, in dem das Recht auf Glück in seiner Verfassung festgeschrieben ist.

Bhutan hat alle Straßenhunde sterilisiert

Ganz der Lehre Buddha entsprechend, darf in Bhutan kein Tier geschlachtet werden. Fleisch, das durchaus angeboten wird, ist ausschließlich importiert. Auch Hunde führen in Bhutan ein glückliches Leben. Sie gelten als heilig, streunen auf den Märkten, in den Tempeln und auch sonst überall herum. Sie sind gutmütig und freundlich. Die Bevölkerung füttert sie und freut sich über das nächtlich Gejaule. Denn vielleicht wird ja der eine oder andere als Fellnase wiedergeboren?

Jetzt hat sich Bhutan zum ersten Land der Welt erklärt, das seine gesamte, streunende Hundepopulation vollständig geimpft und sterilisiert hat. Bhutans Premierminister Lotay Tshering verkündete dieser Tage den Abschluss dieses nationalen Projekts zur Kontrolle der Hundepopulation und der Tollwut.

Zusammen mit der weltweit größten Tierschutzorganisation "Humane Society International" wurden seit 2009 jährlich wilde Fellnasen eingefangen, geimpft, sterilisiert oder kastriert und anschließend wieder freigelassen.

Stolz wies der Premierminister darauf hin, dass seit Beginn des Projekt über 150.000 Streuner erfolgreich sterilisiert und geimpft wurden. Zusätzlich haben Helfer im Zuge dessen circa 32.000 Haushunde mit Mikrochips versehen.

Besser als der Minister für Landwirtschaft des Königreichs hätte man das Projekt nicht zusammenfassen können: "Das Programm ist nicht nur eine langfristige, nachhaltige und humane Lösung, sondern steht auch im Einklang mit der buddhistischen Kultur und den Prinzipien Bhutans."

Mehr als 150.000 Hunde sind schon sterilisiert.
Mehr als 150.000 Hunde sind schon sterilisiert. © Foto: unsplash.com/YAWAN SAHU (Symbolfoto)

Jährlich sterben 59.000 Menschen an Tollwut

Die Weltgesundheitsbehörde "WHO" schätzt, dass weltweit jährlich 59.000 Menschen an Tollwut sterben. Die meisten dieser Tollwutfälle beim Menschen sind auf Hundebisse zurückzuführen. Wenn daher keine großflächige Sterilisation- und Impfmaßnahmen stattfinden, wird sich zwangsläufig die Population streunender Hunde vergrößern.

Dies wiederum führt zu vermehrten Hundebissen und damit zur Zunahmen von Tollwutfällen. Ein tödlicher Kreislauf, den die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft "FAO", die "WHO" sowie die "Weltorganisation für Tiergesundheit" (WOAH) durch Empfehlungen zur oralen Impfung bei Hunden gegen Tollwut zu durchbrechen versucht.

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Ein schwieriges und langwieriges Unterfangen. Denn in ganz Asien gibt es circa 300 Millionen streunende Hunde, die gegen Hunger, Parasitenbefall, unbehandelten Krankheiten oder Verletzungen durch Verkehrsunfälle zu kämpfen haben oder Opfer direkter Verfolgung und unmenschlicher Tötung werden.

Lebensumstände, die sich die Fellnasen im kleinen, aber doch so fortschlichen und innovativen Königreich Bhutan gar nicht vorstellen können. Denn auch ihr Glück ist in der Verfassung fest verankert.  © Deine Tierwelt

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