Seit dem 22. November gilt die neue Gebührenordnung für Tierärzte. DeineTierwelt erklärt, was sich jetzt ändert und gibt Tipps, was Du als Tierhalter tun kannst, um Dich auf unerwartete Kosten vorzubereiten.
Die neue Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) ist da. Das ist die neue, bundesweite, gesetzlich geregelte Grundlage einer jeden Abrechnung in der Tierarzt-Praxis. Die Neuerung sei nach 23 Jahren ohne Veränderung auch dringend nötig gewesen, sagen die Tiermediziner. Der Entscheidung für eine neue GOT sind eine Reihe von Studien vorausgegangen. Demnach kostet der Betrieb einer Tierarztpraxis 2,25 Euro pro Minute. Darin enthalten sind unter anderem Miete, Gehälter, Energiekosten und Abschreibungen für Geräte. Geld, das Tierärzte auch wieder einnehmen müssen.
"Überdies sind die Praxiskosten, die bis zu 75 Prozent des Umsatzes betragen, in weit höherem Maße gestiegen als die Inflationsrate, auch die Entwicklungen im Jahre 2022, die in allen Bereichen des täglichen Lebens zu signifikanten Preissteigerungen geführt haben, sind in diesen Preisen noch nicht einmal berücksichtigt", verteidigt die Bundestierärztekammer die gestiegenen Gebühren.
Das sind die Gründe für die teureren Tierarztkosten
Es sei nicht nur vieles über die Jahre hinweg teurer geworden, auch die Tiermedizin habe sich hinsichtlich Diagnostik und Therapiemöglichkeiten deutlich weiterentwickelt. So sind MRT und CT noch gar nicht in der alten GOT zu finden. Bei Hausbesuchen werden mit der GOT-Novellierung nun auch eine neue, verpflichtende Hausbesuchsgebühr in Höhe von 41 Euro sowie eine Anfahrtskostenpauschale fällig. Und auch kompetentes Personal möchte ausreichend bezahlt und ausgebildet werden.
Die Tierärzte hätten sich allerdings eine stetige Anpassung gewünscht. Denn nun trete die Preiserhöhung schlagartig zu einer ungünstigen Zeit mit Inflation, Energiekrise und Ukraine-Krieg in Kraft, in der viele Menschen ohnehin sparen müssen.
So viel kosten Kater-Kastration und Tollwutimpfung beim Hund
Aber wie viel teurer werden einzelne Eigriffe jetzt? Eine Impfung beispielsweise besteht aus verschiedenen Teilleistungen, die ein Tierarzt abrechnen muss.
Zunächst wäre da die Allgemeinuntersuchung, mit der er sicherstellt, dass Dein Tier gesund ist, bevor er ihm den Impfstoff verabreicht. Diese ist bei Hunden im günstigsten Fall (einfacher Satz) von 13,50 Euro auf 23,60 Euro gestiegen, bei Katzen von 9,00 Euro auf 23,60 Euro. Außerdem gehört natürlich die Injektion des Vakzins dazu. Statt rund 5,80 Euro kostet diese bei einem Hund oder einer Katze jetzt 11,50 Euro. Hinzu kommen außerdem noch die Kosten für Material und Medikament sowie die Mehrwertsteuer.
Heißt konkret: Nach der alten GOT musstest Du für die Tollwutimpfung für Deinen Hund 31,43 Euro nach dem einfachen Gebührensatz und ohne 19-prozentiger Mehrwertsteuer und Materialkosten zahlen. Jetzt werden für dieselbe Prozedur 57,07 Euro fällig.
Wenn Du Deinen Kater kastrieren lassen willst, kostete das nach der alten Verordnung und nach dem einfachen Gebührensatz noch 53,23 Euro (19 Prozent Mehrwertsteuer und Materialkosten nicht inklusive). Ab heute schlägt die komplette Kastration inklusive allgemeiner Untersuchung, Narkose und Operation mit insgesamt 88,88 Euro zu Buche – nach dem einfachen Gebührensatz. Auch hier kommen noch 19 Prozent Mehrwertsteuer obendrauf, sowie die Kosten für Arzneimittel und Verbrauchsmaterialien wie zum Beispiel Spritzen, Kanülen, Tupfer, Nahtmaterial und Einmalhandschuhe. Damit ist die Katerkastration um 35,65 Euro teurer geworden.
Besonders Voruntersuchungen und Kontrollen werden kostspieliger
Und auch größere Eingriffe werden teurer. Der "NDR" hat den neunjährigen Labradorrüden Bruno zu seiner Kontrolle nach seiner Operation des Grauen Stars zu seiner Tierärztin Ulrike Koch im Tierärztlichen Gesundheitszentrum Oerzen bei Lüneburg begleitet. Bei ihm wurde die alte Linse im Auge gegen eine Kunstlinse ersetzt. Der gesamte Eingriff inklusive Voruntersuchung kostete rund 2.600 Euro – vor Einführung der neuen GOT. Nun werde vor allem die Voruntersuchung fast doppelt so teuer, berichtet der Sender.
Auch für die Kontrollen müssen die Tierbesitzer tiefer in die Tasche greifen, weiß Koch. Die Anästhesie und die Operation würde hingegen gar nicht so viel teurer, sagt sie – etwa 20 bis 30 Euro mehr zahle man pro Posten.
Erhöhte Gebührensätze bei schwierigeren Fällen möglich
Allerdings: Die Tierärzte können je nach Einzelfall auch höhere Gebühren nehmen – indem sie den zweifachen oder dreifachen Satz berechnen, etwa wenn der Aufwand höher ist oder es Komplikationen gibt. Zum Beispiel, weil ein Tier aggressiv ist und von einer Mitarbeiterin gehalten werden muss.
Wie teuer es für Dich und Deine Fellnase bei Eurem Tierarzt des Vertrauens genau wird, musst Du allerdings individuell erfragen, am besten vorab. Denn: Die meisten Tiermediziner veröffentlichen keine genaue Liste ihrer neuen Preise. Meist erfahren Tierhalter erst nach der Behandlung, welche Kosten auf sie zukommen.
Nicht an Tiergesundheit sparen
Rund ein Viertel der deutschen Tierhalter gaben bei einer Befragung an, wegen der geänderten Gebührenordnung an der gesundheitlichen Versorgung ihres Tieres zu sparen. 16 Prozent der Befragten würden weniger Tierarztbesuche wahrnehmen und acht Prozent ihre Tiere seltener impfen lassen. Fünf Prozent der Befragten würden ihr Tier wegen der höheren Kosten sogar abgeben.
Die Tierschutzorganisation "Tasso" warnt Tierhalter davor, nicht an der Gesundheit ihres geliebten Vierbeiners zu sparen. Vor der Anschaffung eines Tieres müsse man sich gut überlegen, ob man sich die Versorgung des Tieres leisten kann, sagt Tierschutz-Leiterin Heike Weber.
Zu den Gesundheitskosten eines Tieres zählen schließlich nicht nur die regelmäßigen Kosten für Impfungen, Medikamente und Gesundheitschecks oder die einmaligen Kosten für die Kastration, sondern auch die nahezu unkalkulierbaren Kosten für die Behandlung von Unfallfolgen, chronischen Krankheiten oder unvorhersehbaren Operationen. Hier können die notwendigen Summen schnell Hunderte von Euro und mehr erreichen.
Solltest Du eine Tierkrankenversicherung abschließen?
Tierkrankenversicherungen können bei der Absicherung für solche Notfälle helfen. Du solltest Dich vorher informieren, welche Leistungen versichert werden, welche Bedingungen gelten, wie die jährliche Höchstleistung ist und ob die Beiträge im Alter des Tieres ansteigen.
Aber auch wenn Du Dich für eine Tierkrankenversicherung entscheidest, solltest Du auch immer selbst einen Notgroschen zurücklegen – zum Beispiel auf einem eigenen Konto für Deine Fellnase. Dann bist Du für alle Eventualitäten gerüstet. © Deine Tierwelt
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