Lange hatte er das Image als Zubehör der Spaß-Fraktion: der Halsring. Dabei ist er viel mehr. Er ist zum Beispiel auch ein Gradmesser, wie gut die Kommunikation zwischen Dir und Deinem Partner auf vier Hufen funktioniert. pferde.de nennt sieben Fakten zu dem etwas anderen "Hilfszügel"…

Mehr zum Thema Haustiere

Ohne Zügel reiten? Für einige Reiter ist schon die Vorstellung ein Alptraum. Für andere wiederum ist es ein Riesen-Spaß, wenn sie statt Trense den Halsring nehmen. Und für die nächsten Reiter ist er eine willkommene Abwechslung im Trainingsalltag. Doch was genau muss ein Halsring mitbringen? Und wie kannst Du ihn nutzen? Hier die wichtigsten Fakten:

1. Halsring oder Halsseil?

Wenn Du einen Halsring suchst, hast Du die Qual der Wahl: Es gibt ihn in fast allen Farben. Wichtig dabei: Ein Halsring wird meist aus gewachstem Sisal gemacht, dadurch ist er relativ steif. Eine andere Variante ist ein stabilerer Kern, der die Form dauerhaft vorgibt. Dieser Kern ist zum Beispiel mit Kunststoff überzogen oder mit Leder ummantelt. Die Größe des Rings ist verstellbar.

Dann gibt es noch auch das Halsseil. Der Name verrät es: Es ist ein Seil, das als Ring zusammengeknotet wird. Es ist weicher und flexibler. So ein Halsseil kannst Du auch selbst machen. Du brauchst ein griffiges Seil, zum Beispiel einen alten Führstrick. Das Seil legst Du Deinem Pferd kurz vor dem Widerrist um den Hals, um die Größe abzumessen. Gib noch etwa 50 Zentimeter dazu, dann leg das Seil als Ring hin. Die überlappenden Eden fest verknoten. Wenn Du die Knoten verschiebst, kannst Du die die Größe Deines Halsseils noch etwas anpassen.

2. "Immenhof"-Autorin machte ihn bekannt

Bekannt im Freizeitreiten wurde der Halsring durch Ursula Bruns. Die Autorin, auf deren Büchern die "Immenhof"-Filme basierten, hat bei ihren Reitschülern vor allem auf den richtigen Sitz geachtet. Sie hat übrigens auch gemeinsam mit Linda Tellington-Jones das sogenannte "Leichte Reiten" eingeführt, eine Mischung aus unterschiedlichen Reitweisen. Um sie zu erlernen, wird in der Ausbildung auch heute noch oft mit Halsring statt mit Trense geritten.

3. Halsring ist nichts für Anfänger

Auch wenn er von einigen Reitern mit einem Stirnrunzeln der Spaß-Fraktion zugeschrieben wird: Ein Halsring ist nichts für Anfänger. Im Gegenteil: Pferde und vor allem Reiter sollten ein paar Grundvoraussetzungen mitbringen. Dazu gehört: Du musst einen unabhängigen Sitz haben und kannst die einzelnen Hilfen präzise und fein geben. Das heißt auch, dass Du Dein Pferd über Dein Gewicht und Deine Schenkelhilfen reiten kannst. Und natürlich solltest Du bereits ein sehr gutes Vertrauen zu Deinem Pferd haben!

4. Die richtigen Hilfen

Beim Reiten mit dem Halsring nutzt Du im Prinzip Deine "normalen" Reithilfen – nur eben ohne die klassischen Zügelhilfen. Der Halsring wird dabei zu einem etwas anderen Hilfszügel, den Du zur Unterstützung Deiner Hilfen einsetzen kannst. Wichtig dabei: Der Halsring ist nicht zum Ziehen da!

Anhalten: tief einsitzen, Oberkörper leicht nach hinten und den Halsring durch einen leichten Zug an den Hals anlegen Nach rechts: Oberkörper nach rechts, Druck in rechten Steigbügel, Ring am Hals links anlegen Nach links: Oberkörper nach links, Druck in linken Steigbügel, Ring am Hals rechts anlegen

5. Vom "Trockentraining" zur Premiere

Wenn Du erst einmal testen möchtest, wie gut Deine Hilfen sind, kannst Du als Vorübung zum Beispiel einhändig am hingegebenen Zügel reiten. So kannst Du Tempowechsel und Hufschlagfiguren schon mal "ohne Zügel" reiten.

Wenn Du dann den Halsring nutzt, solltest Du mit leichten Übungen anfangen. Tipp: Nutze beim ersten Mal noch Deine normale Zäumung mit Zügeln – sozusagen als Rückversicherung, falls Dein Pferd plötzlich übermütig wird. Dazu solltest Du einen umzäunten Platz oder eine Reithalle haben, so dass Du in sicherer Umgebung üben kannst.

Am besten beginnst Du mit einfachen Übungen, wie Wendungen im Schritt, korrektes Halten und wieder anreiten. Klappt das, kannst mit Trab und auch Galopp weitermachen. Wichtig für Dich und Dein Pferd: auch hier gilt das Motto "wenn es am Schönsten ist, sollte man gehen". Heißt: Wenn die Übungen gut klappen, hör auf.

6. Der Halsring baut Vertrauen auf

Der Schweizer Markus Eschbach schwört auf den Halsring. Und findet: "Das sollte jeder einmal machen." Für ihn ist das Reiten mit dem Halsring mehr als eine "andere" Reitweise: "Es optimiert die Beziehung zum Pferd und baut damit Vertrauen auf. Es zeigt auch, dass Dein Pferd Dich respektiert." Und für junge Pferde ist es auch ein guter Weg zur Verfeinerung der Hilfen. Wer viel mit dem Halsring arbeitet, kann auch Dressur-Lektionen wie Traversale und Co. damit reiten – "da sind keine Grenzen gesetzt."

Du liebst Pferde genauso sehr wie wir?
Dann bist Du bei Pferde.de genau richtig. Denn hier erhältst Du exklusive Storys aus dem Reitstall und spannende Ratgeber rund um die Welt der Pferde.

7. Auch bekannte Reiter schwören auf den Halsring

Bei vielen Showreitern gehört der Halsring dazu – denn er sieht nach Freiheit und perfekter Harmonie aus. Doch auch eine Olympiareiterin wie Ingrid Klimke nimmt immer wieder mal im Training den Halsring: "Mir macht das Reiten mit Halsring und Pad so viel Spaß, weil es mich an meine Kindheit erinnert", sagt sie.  © Pferde.de

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.