Menschen neigen dazu, ihre Verhaltensweisen auch auf das tierische Familienmitglied zu übertragen. Deshalb empfinden viele es unhöflich, wenn ihr Hund knurrt. Doch für den Vierbeiner ist das Knurren ein wichtiges Kommunikationsmittel.
Fast alle Hundeeltern kennen die Situation: Du näherst Dich Deinem Hund und dieser reagiert plötzlich mit einem Knurren. Entsprechend erschrocken sind die meisten Hundeeltern dann. Besonders, wenn das Verhalten immer häufiger auftritt, wollen viele ihrem Hund das Knurren abgewöhnen. Aber: Wie stellst Du das am besten an? Und ist das für Deinen Hund überhaupt gut? Hier gibt’s die Antworten!
Zunächst mal: Was ist das Knurren überhaupt für Deinen Hund? Dein Vierbeiner stößt damit eine Warnung aus und signalisiert: Stopp, lass mich in Ruhe und komm nicht näher! Diese Warnung zu ignorieren, kann gefährlich werden – weil die Fellnase ihre Warnung womöglich in die Tat umsetzen kann.
Hundeeltern sollten sich daher freuen, wenn ihr vierbeiniger Liebling sie gelegentlich anknurrt. Immerhin warnt er, bevor er zubeißt. Doch warum knurrt ein Hund eigentlich?
Von Stress bis Schmerzen: Warum knurrt mein Hund?
Das Knurren beim Hund kann vielfältige Ursachen haben. In jeder Situation, in der er Angst hat, sich unsicher fühlt oder genervt von der Gesellschaft anderer ist, kann er mit dieser verbalen Äußerung reagieren. Aus diesen Gründen knurren Hunde typischerweise:
- Verteidigung seines Eigentums: Glaubt Dein Hund, dass ein anderer Vierbeiner oder ein Mensch sein Futter, Spielzeug, einen Knochen oder den Schlafplatz wegnehmen will, reagiert er mit dieser Drohgebärde.
- Stress: Ob Umzug, ein neues Familienmitglied oder auch der Wechsel des Schlafplatzes — viele Hunde haben Schwierigkeiten, sich auf Veränderungen einzustellen. Und in einer solchen angespannten Situation können auch kleinste Anlässe, die die Fellnase normalerweise souverän wegsteckt, zu verbalen Unmutsäußerungen führen.
- Unterforderung: Unsere Vierbeiner reagieren schnell unzufrieden, wenn sie zu wenig körperliche und geistige Herausforderungen erfahren. Ein gelangweilter Hund, der oft in der Wohnung bleiben muss und zu wenig Auslauf bekommt, kann seinen Unmut daher in Knurren oder Schnappen zeigen.
- Trubel: Doch auch das andere Extrem kann vielen Hunden missfallen. Ab und zu möchte sich die Fellnase an ein ruhiges Plätzchen zurückziehen und Raum für sich haben. Wird ihm dieses verwehrt, reagiert er entsprechend genervt.
- Schmerzen: Ein kranker Hund möchte zumeist niemanden an sich heranlassen. Deshalb reagiert er sogar auf freundliche Menschen, die ihn trösten möchten, mit abweisendem Geknurre.
- Übermut: Besonders wenn mehrere Hunde miteinander spielen, knurren sie als Ausdruck von Spaß und Spielbereitschaft. Ihre Herrchen oder Frauchen sollten dabei aber besonders wachsam sein – das Knurren kann dann schnell in aggressiveres Verhalten kippen.
Sollte man dem Hund das Knurren abgewöhnen?
"Dein Hund versucht, Dir mit seinem Knurren etwas zu sagen", erklärt die Hundetrainerin Amy Bender im tierärztlich geprüften Magazin "The Spruce Pets". "Knurren ist immer Zeichen eines tieferliegenden Problems. Anstatt Deinem Hund beizubringen, nicht zu knurren, musst Du herausfinden, warum Dein Hund knurrt, und das Problem bekämpfen." Sobald dieses gelöst sei, werde das Knurren meist automatisch weniger.
Viele raten davon ab, Hunden schon als Welpen das Knurren abzugewöhnen. Denn für die Vierbeiner ist das ein natürlicher Abwehrmechanismus. Er zeigt dadurch deutlich, wo seine Grenze ist. Es hilft meist nichts, einem Hund, der sich in einer angespannten Situation befindet, Verbote zu erteilen oder mit ihm zu schimpfen. Dann fühlt es sich noch mehr unter Druck gesetzt.
Wenn der Hund weiß, dass Du sein Knurren bestrafst, traut er sich nicht mehr, dieses natürliche Kommunikationsmittel einzusetzen. Dann bleiben dem Vierbeiner neben dem Walauge kaum noch Möglichkeiten, seine Emotionen zum Ausdruck zu bringen. So könnten Knurr-Verbote stressige Situationen erst zum Eskalieren bringen. Denn ein Hund, der nicht mehr gewaltfrei auf sein Unbehagen aufmerksam machen kann, geht direkt zum Schnappen oder Beißen über.
Was tun, wenn mein Hund knurrt?
Wenn Du dem Hund sein Knurren nicht abgewöhnen solltest – wie reagierst Du dann am besten? Ganz einfach: Mit seinem Knurren signalisiert der Hund, dass er seine Ruhe möchte. Also solltest Du das respektieren, Dich von ihm zurückziehen und ihm genügend Raum lassen. Wenn Du Dich anschließend ganz ruhig und gelassen bewegst, wird sich auch Dein Vierbeiner schnell wieder beruhigen.
Um den Hund vom Knurren abzulenken, können auch gewohnte Rituale helfen. Wenn er zum Beispiel ein Stöckchen holen oder andere Kommandos befolgen soll, wird er sich ausschließlich auf diese Aufgabe konzentrieren und so wahrscheinlich den Grund seines Unmuts vergessen. Dabei ist es wichtig, dass die Hundeeltern ihren flauschigen Liebling freundlich und ruhig ansprechen. Auf keinen Fall laut oder fordernd.
Falls sich die Situation trotzdem nicht entspannt und der Vierbeiner weiter knurrt, hilft im Notfall nur: weggehen. Irgendwann beruhigt sich die Fellnase auch wieder und kommt von ganz alleine angetrottet.
Fazit: Warum Knurren für den Hund so wichtig ist
Wenn Dein Hund Dich anknurrt, solltest Du ihn auf keinen Fall beschimpfen oder bestrafen. Denn dadurch wird er in der Situation noch verängstigter und weiß sich schließlich nur noch durch Schnappen oder Beißen zu helfen. Außerdem verträgt eine knurrende Fellnase in diesem Moment auch keine Gesellschaft, da sie diese als zunehmende Bedrängung empfinden könnte. Schnelle, hektische Bewegungen und Handlungen können den Vierbeiner ebenfalls weiter aufregen oder verwirren.
Das Knurren ist eines der verbalen Kommunikationsmittel, die der Fellnase zur Verfügung stehen und sollte auf keinen Fall ignoriert werden. Hilfreicher ist es, die Sprache Deines vierbeinigen Familienmitgliedes zu erlernen, seine eindeutigen Signale zu verstehen – und auch zu respektieren. © Deine Tierwelt
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