Studien haben bewiesen, dass Musik auch bei Samtpfoten den Stresslevel deutlich reduzieren kann. Voraussetzung dafür ist aber, dass speziell komponierte Katzenmusik gespielt wird. Die gibt es mittlerweile auch als Playlist.

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Die Vorteile von Musik für den Menschen sind gut dokumentiert. Ob Schmerz, Depression, Bluthochdruck oder Alzheimer. Immer mehr wissenschaftliche Studien attestieren der Musik therapeutische Wirkungen. Speziell Klassik reduziert unsere Ängste gerade im Zusammenhang mit diagnostischen Verfahren, Untersuchungen, Krebsbehandlungen oder posttraumatischen Belastungsstörungen. Außerdem verbessert Musik nachweislich die motorischen und kognitiven Funktionen bei Schlaganfallpatienten. Sobald der Takt der Musik unserem Ruhepuls von 66 Schlägen pro Minute entspricht, empfinden wir sie als angenehm für unser Ohr, und wir können uns beim Zuhören entspannen.

Schon lange weiß die Forschung, dass sich Klänge auch auf unsere tierischen Mitbewohner positiv auswirken. Dutzende Websites, YouTube-Videos und Playlists verdeutlichen dieses. Eine erstmals im Februar 2019 im "Journal of Feline Medicine and Surgery" veröffentlichten Studie veröffentlichte Wegweisendes. Speziell komponierte Katzenmusik entspannt selbst den wildesten Mini-Tiger wesentlich effizienter, als es die musikalischen Werke der großen Meister Mozart, Bach, Brahms, Hendl oder Schubert können.

Kompositionen vom Miauen inspiriert

Dazu benutzten die Wissenschaftler eigens "katzenzentrierte Musik". Die Forschenden haben sich die natürlichen Lautäußerungen von Katzen angeschaut und die Komposition dann auf den gleichen Frequenzbereich abgestimmt. Dieser liegt etwa eine Oktave höher als die menschliche Stimme.

Im Gegensatz zur menschlichen Musik, in der der Trommelschlag unseren Herzschlag nachahmt, verwendete das Forschungsteam in der Katzenmusik das Tempo, das Katzen interessant finden. So hat zum Beispiel ein Lied "schnurrendes" Tempo, ein anderes ein eher "säugendes" Tempo. Letzteres bezieht sich auf die Trinkgeräusche, die die Katzen im Säuglingsalter machen. Diese Laute werden in die Musik eingearbeitet.

Insgesamt benutzt die Katzenmusik viel mehr gleitende Töne als die menschliche Musik, da die kleinen Samtpfoten in ihren Rufen auch viele gleitende Frequenzen verwenden. Angenehme Musik für Katzen orientiert sich daher an der Struktur des Schnurrens. Dieser "Schnur-Speed" synchronisiert den Herzrhythmus der Stubentiger und sorgt dafür, dass sich Miezi richtig entspannen kann.

Kompositionen wurden von Katzenmiauen inspiriert.
Kompositionen wurden von Katzenmiauen inspiriert. © Foto: unsplash.com/Ryland Dean (Symbolfoto)

Aufschlussreiche Hörproben mit pelzigen Teilnehmern Professor Charles Snowdon, Psychologe und Experte für Tierverhalten und Psychologie an der Universität Wisconsin-Madison erforscht artgerechte Kompositionen für Samtpfoten und andere Tiere. In einem Versuch wurde 47 Stubentigern zum einen die extra komponierte Katzenmusik vorgespielt. Zum anderen zwei klassische, menschliche Kompositionen – Johann Sebastian Bachs "Luft auf der G-Saite" und Gabriel Faurés "Elegie". Dabei beobachtete das Team um den Professor genau, wie die Katzen auf die unterschiedlichen Klänge reagierten.

Gegenüber dem Reportage-Magazin "GEO" berichtete Professor Snowdon, dass die Samtpfoten auf die menschliche Musik überhaupt nicht reagierten. Aber als die Katzenmusik anfing, wurden sie aufgeregt und begannen, sich den Lautsprechern zu nähern. Dabei rieben sie oft ihre Duftdrüsen an den Boxen und zeigten so, dass sie das Objekt für sich beanspruchen.

Weniger Stress durch Katzenmusik

Für die eingangs erwähnte Studie von 2019, die an der "Louisiana State University School of Veterinary Medicine" führte das Team um Amanda Hampton eigene Tests zum Thema Katzenmusik durch. Hierfür untersuchte das Forschungsteam über drei Sitzungen hinweg, wie 20 pelzige Probanden, die zwischen ein bis zehn Jahre alt waren, auf Stille, Klassik und Katzenmusik reagieren würden. Acht von ihnen waren weiblich (40 Prozent) und zwölf von ihnen männlich (60 Prozent). Es kamen nur gesunde Katzen zum Einsatz. Anhand einer körperlichen Untersuchung, Beobachtung der Verhaltensweisen und anschließender Blutuntersuchung sollte der Stresswert der Fellnasen ermittelt werden.

Die Ergebnisse waren verblüffend und ließen keinen Zweifel darüber aufkommen, dass die Katzenmusik wirklich nützlich ist, um stressbedingtes Verhalten bei den Mini-Tigern zu reduzieren. Denn die Stresswerte waren beim Abspielen der speziell komponierten Musik deutlich geringer als bei Stille und menschlicher, klassischer Musik. Dabei gab es keinerlei Unterschied beim Vergleich des Alters, Geschlechts oder Rasse, auch nicht im Hinblick auf Freigänger- oder Hauskatzen oder kastriert oder nicht – alle der vierpfotigen Probanden reagierten positiv auf "ihre" Musik.

Die spezielle komponierte Musik hilft den Samtpfoten

Die Tests und Hörproben haben gezeigt, dass das Abspielen von speziell für unsere Samtpfoten komponierter Musik sehr viele neue Wege aufzeigt. So gibt es gibt bereits Empfehlungen, diese Klänge in den Wartezimmern von Tierkliniken oder Tierärzten zu spielen, um die Angst und Unruhe der wartenden Samtpfoten zu lindern. Denn ein durch das Hören von Katzenmusik relaxter und entspannter vierpfotiger Patient erleichtert dem Tierarzt die Messung von Vitalwerten oder die Durchführung lebensnotwendiger Untersuchungen ungemein.

Auch in Tierheimen könnte Katzenmusik zum Einsatz kommen, um den Stress-Level der tierischen Bewohner zu verringern. So deuten laut den Forschenden die Ergebnisse ihrer Studien "auf neuartige und angemessene Wege hin, um Musik als auditive Bereicherung für Tiere zu nutzen."

Katzen können auch selbst Musik machen.
Katzen können auch selbst Musik machen. © Foto: unsplash.com/Sandy Millar (Symbolfoto)

Diese Katzen machen selbst Musik

Dass Samtpfoten aber nicht nur gerne Musik hören, sondern auch selber musizieren können, zeigt Miezi Nala. Denn die Katzen-Dame hatte mit ihrer ersten Single, dem Weihnachtslied "Meow" erst vor wenigen Wochen im britischen Radio und auf TikTok tausende Zuhörer fasziniert. Auch Kater Barney begeistert das Internet. In einem Video ist zu sehen, wie der kleine pelzige Pianist gekonnt die Pfoten schwingt und dann auf dem Klavier seine ganz eigene Melodie kreiert. – So wie sein Kollege, TikTok-Star Limón.

Prominente scheuen sich ebenfalls nicht davor, zusammen mit fellnasiger Begleitung aufzutreten. So untermalte der Jazz-Sänger Michael Bublé lautstark mauzend ein Katzenvideo, und auch Anthony Hopkins freut sich darüber, von seinem Kater Niblo am Klavier begleitet zu werden. So wie diese Katze, deren Video 17 Millionen Aufrufe hat.

"Music for Cats" komponiert von einem Profi

David Teie ist ein professioneller Cellist des "National Symphony Orchestra" in Washington D.C. und lehrt an der "University of Maryland". Zusammen mit Professor Charles Snowdon hat er die "Music for Cats" komponiert.

Das Resultat begeistert Katzenfans weltweit. Sie freuen sich über ihre entspannten Stubentiger, die mit Boxen schmusen. Auf www.musicforcats.com hast Du vollen Zugriff auf die beiden Alben "Music for Cats" von David Teie. Die Alben sind daher ein echtes "Must-have" für jeden gut sortierten Katzen-Plattenschrank. Doch Vorsicht: Die Klänge und Tonfolgen sind für das menschliche Gehör doch sehr gewöhnungsbedürftig. Aber auch wenn Du "Music for Cats" aufgelegt hast, drehe die Regler nicht zu hoch. Denn Deine tierischen Mitbewohner haben ein viel sensibleres Gehör als Du.

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Und wenn Du Dich noch so sehr für Techno, Trash oder Heavy Metal begeisterst, Dein Stubentiger mag keine aggressiven Klänge, keine abgehackte Rhythmen oder viele Instrumente durcheinander. Benutze dann Kopfhörer, um Deine Samtpfote nicht mit Deinem Musik-Geschmack zu stressen.   © Deine Tierwelt

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