Mehr als 60 Prozent aller Golden Retriever erkranken an Krebs. Doch die Forschung hat eine Gen-Variante entdeckt, die das Leben der Fellnasen deutlich verlängert. Ein Durchbruch in der Frage nach längerer Lebensdauer – auch beim Menschen?

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Der Golden Retriever gehört zu einer der beliebtesten Hunderassen weltweit. Regelmäßig schaffen es die Goldies auch in Deutschland unter die Top Fünf im "Fellnasen-Ranking". Sowohl ihr freundlicher und gutmütiger Charakter als auch ihre Spielfreude und stets gute Laune machen die Fellnasen zu idealen, wuffenden Familienmitgliedern. Die wenigsten Hunde-Eltern wissen jedoch, dass mehr als 60 Prozent aller Golden Retriever im Laufe ihres Lebens an Krebs erkranken können.

Auch wenn fast 50 Prozent aller Hunde-Krebsarten bei rechtzeitiger Entdeckung mittlerweile heilbar sind, ist dies dennoch eine erschreckend hohe Inzidenz. Besonders im Vergleich zu anderen Hunderassen, bei denen die Wahrscheinlichkeit einer Krebserkrankung nur bei 25 Prozent liegt.

Die Tierärztin und praktizierende Veterinäronkologin Sarah Fritz sagt: "Alle Hunde können an Krebs erkranken. Aber Golden Retriever haben die höchste Wahrscheinlichkeit. Wir glauben, dass sie viele krebsbedingte Genvarianten haben."

In einer neuen Studie der University of California, in Davis, Kalifornien wollten Forscher dazu herausfinden, ob bestimmte genetische Faktoren ihre Überlebenschancen verbessern könnten. Aber anstatt nach Genen zu suchen, die mit einer Krebsdiagnose innerhalb der Rasse in Verbindung stehen, suchte das Forschungs-Team nach Genen, die für ein längeres Leben stehen könnten.

Forscher finden Gen-Variante für Langlebigkeit.
Forscher finden Gen-Variante für Langlebigkeit. © Foto: unsplash.com/Helena Lopes (Symbolfoto)

Forschungs-Team findet genetische Variante

Und tatsächlich hat das Forschungs-Team eine genetische Variante entdeckt, die mit einer erhöhten Langlebigkeit verbunden ist. Das Ungewöhnliche daran ist jedoch, dass diese identifizierte Gen-Variante normalerweise mit Krebs assoziiert wird. Co-Autorin der Studie Danika Bannasch, Inhaberin eines Lehrstuhls für Genetik an der "UC Davis School of Veterinary Medicine" erklärte zum Ergebnis der Studie: "Es werden viele Gene beteiligt sein. Aber die Tatsache, dass das Gen, das mit der Langlebigkeit in Verbindung gebracht wird, auch ein Gen ist, das an Krebs beteiligt ist, war für uns wirklich interessant."

Die spezifizierte Gen-Variante gehört zu einer Familie von Proteinen, von denen seit langem bekannt ist, dass sie ursächlich für menschliche Krebserkrankungen sind. Die beim Golden Retriever identifizierte Gen-Variante heißt HER4 oder auch ErbB4 und entspricht dem menschlichen HER2 Gen, das bei uns Zweibeinern Krebszellen schneller wachsen lässt.

Robert Rebhun, Professor für chirurgische und radiologische Dienste an der "UC Davis School of Veterinary Medicine" ist ebenfalls Co-Autor der Studie. Er beschreibt den Forschungsansatz folgendermaßen: "Wir gehen davon aus, dass die Mehrheit der Golden Retriever eine Veranlagung für Krebs hat. Aber wenn einige von ihnen 14, 15 oder 16 Jahre alt werden, dachten wir, dass es einen anderen genetischen Faktor geben könnte, die schlechten Gene zu mildern. Und das Gen, das für uns herausgesprungen ist, ist HER4."

Golden Retriever mit Gen-Variante leben länger

Mehr als 300 Goldies nahmen an der Studie teil. Die Forscher verglichen die DNA aus Blutproben von Golden Retrievern die im Alter von 14 Jahren noch lebten mit denen, die vor dem zwölften Lebensjahr verstarben. Sie fanden heraus, dass Fellnasen mit der Gen-Variante HER4 beziehungsweise ErbB4 länger lebten. Im Durchschnitt erreichten Fellnasen mit dieser spezifizierten Gen-Variante ein Alter von 13,5 Jahre. Fellnasen ohne die Variante wurden durchschnittlich 11,6 Jahre alt.

Für Forscherin Bannasch sind: "Zwei Jahre (sind) ein bedeutender Unterschied im Leben eines Hundes." Und weiter sagt die Forscherin: "Würden wir nicht alle wollen, dass unsere geliebten Haustiere noch zwei Jahre länger leben? Zwei Jahre bedeuten für Golden Retriever eine Verlängerung von 15 bis 20 Prozent, was zwölf bis 14 Jahren beim Menschen entspricht."

Mehr Fragen als Antworten

Die Studie hat gezeigt, dass HER4 oder ErbB4 auf zwei Arten wirkt. Entweder wie ein "Onkogen" – ein Gen, das die Entstehung und das Wachstum von Tumoren aktiv unterstützt – oder es kann sich wie ein "Tumorsuppressor-Gen" verhalten, das die Krankheit bremst. Forscher Rebhun gibt aber zu: "Wir haben keinen genauen Mechanismus, um zu sagen, ob diese Variante das Krebswachstum beim Golden Retriever stimuliert oder verhindert oder wie sie es tut."

Wie so oft in der Wissenschaft wirft die Studie daher mehr Fragen auf als dass sie Antworten aufzeigt. Dennoch – für die Autoren "zielt dies Studie auf eines der größten Rätsel des Lebens ab. Warum leben manche Menschen länger als andere?" Warum leben manche Hunde länger als andere? Wir wissen nicht warum, aber diese Studie beginnt, dieser Frage auf den Grund zu gehen."

Forschung hilft nicht nur Golden Retrievern.
Forschung hilft nicht nur Golden Retrievern. © Foto: unsplash.com/David Moynihan (Symbolfoto)

Hoffnung für nicht nur für Golden Retriever

Zunächst planen die Wissenschaftler, diese Studie erneut mit noch mehr Goldies durchzuführen, wie Rebhun gegenüber "UC Davis" sagte. Die Forscher hoffen, eine größere Studie auch unter Einbeziehung anderer Hunderassen durchführen zu können. Rebhun sagt dazu: "Vielleicht finden wir etwas anderes, das die Langlebigkeit und die anscheinende Resistenz gegen Krebs erhöht. Wir wollen diese Variante auch bei anderen Rassen untersuchen, die nicht so häufig an Krebs sterben wie Golden Retriever."

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Und obwohl Experten meinen, dass eine praktische Anwendung der Studie wahrscheinlich noch Jahre entfernt ist, bleibt für das Forschungs-Team das Haupt-Ziel, dass ihre Ergebnisse zu einem Test oder zu einem anderen diagnostischen Instrument führen. Um damit dann nicht nur gefährdete Golden Retriever und andere Hunderassen zu identifizieren und zu behandeln. Vielleicht sogar auch uns Menschen. Denn schließlich haben wir circa 25 Prozent gleiches Erbgut wie die Fellnasen.  © Deine Tierwelt

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