Immer nur Halle, Dunkelheit und Kälte – im Winter gibt es in vielen Ställen beim Training nicht viele Reit-Alternativen. Und das führt oftmals zu ein bisschen Langeweile. Mit diesen 7 Tipps bringst Du neuen Schwung in den Pferde-Alltag…

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Winter bedeutet für viele Pferdemenschen vor allem eins: Hallenzeit. Und das kann schnell langweilig werden. Selbst mit einem Reitlehrer, sagt Pferdetrainerin Rabea Schmale. "Die meisten Pferdetrainer beschränken sich auf vertraute Standard-Übungen. Damit ihre Reitstunden zum Erfolg werden, ist jedoch regelmäßige Abwechslung nötig – sie müssen die Tiere immer wieder aufs Neue herausfordern", sagt sie. Und da gibt es viele Möglichkeiten. Hier ihre sieben Tipps gegen Langeweile:

1. Training für Schreckhafte: Arbeit mit dem Luftballon

"Eine relativ spannende Übung ist der Umgang mit dem Luftballon. Mit dieser Übung können gerade schreckhafte Pferde an seltsame Gegenstände und aus der Natur nicht bekannte Farben gewöhnt werden", so Schmale. Diese Übung könne immer wieder in das normale Training einfließen, um den Tieren ihren Angstreflex zu nehmen. "Am Schluss ist es sogar möglich, das Zerplatzen des Ballons mit dem Austreten der Hufen beizubringen", erklärt die Pferdetrainerin. Alternativ kannst Du auch einen großen Ball nehmen und gucken, ob Dein Pferd vielleicht ein Messi auf vier Hufen ist.

Bälle sind perfekt für schreckhafte Pferde.
Bälle sind perfekt für schreckhafte Pferde. © Foto: pixabay.com/Skjarvis (Symbolfoto)

2. Für Klassiker: Der spanische Schritt

Eine Trainingsübung aus der klassischen Kunstschule ist der spanische Schritt. Dabei wird die Bewegung des Vorderhufs besonders weit und ausschweifend geführt. Diese Übung fordert sowohl Mensch als auch Pferd, denn der Reiter trainiert hier unter anderem die Tempokontrolle beim Führen des Tieres und die Einschätzung der Reaktion des Pferdes. Beim Pferd selbst werden dagegen Dinge wie der Raumgriff der Vorderbeine, die Taktfestigkeit, ein geschickter Bewegungsablauf und der Muskelaufbau gefördert. "Diese Übung stellt hohe Anforderungen an Pferd, Mensch und Ausrüstung, hat aber einen großen Nutzen für Bewegungsablauf und Selbstbewusstsein. Wir begleiten unsere Reiter beim Erlernen der Technik und können dabei die entscheidenden Hinweise geben", sagt die Pferdetrainerin.

3. Training für Zirkus-Liebhaber: Sitzübung beim Stehen

Der Winter ist auch eine gute Zeit für ein paar Zirkus-Lektionen. So kannst Du zum Beispiel Deinem Pferd das Hinsetzen beibringen. Der Trick wird dem Pferd mit einem großen Strohballen am Boden beigebracht. Dabei wird der Ballen in einem kleinen Abstand etwa in Höhe des siebten Schwanzwirbels gestellt. Nun wird das Pferd zum Rückwärtsrichten aufgefordert, bis es den Strohballen mit der Hinterbacke berührt. Mit der Zeit kann die Größe des Ballens immer weiter verringert werden, bis eine Hand oder Gerte ausreichen und das Pferd sich schließlich vollständig hinsetzt.

4. Für Alternative: Sitzübung beim Aufstehen

"Eine besonders einfache Methode für den erfolgreichen Sitz ist auch die Sitzübung beim Aufstehen. Besonders geeignet ist die Übung für Pferde, die lange und vertrauensvoll liegen können", so Schmale. Dabei wird das Pferd zum Liegen gebracht und belohnt. Beim Aufrichten wird es dann just in dem Moment belohnt, in dem es aus dem Sitz ganz aufstehen möchte. In Kombination mit dem Wortkommando "Sitzen bleiben" und anschließender Auflösung kann man sein Pferd so ebenfalls das Sitzen antrainieren.

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5. Für den Alltag: Training mit der Spritze

Kein Training im herkömmlichen Sinne und doch etwas, das mit dem Pferd geübt werden sollte, sagt die Pferdetrainerin. "Statt meinem Pferd zweimal im Jahr die unangenehme Spritze aufzuzwingen, verwende ich ab und zu eine alte Spritze mit Apfelmus. Wenn ich dann die wirkliche Wurmkur gebe, hat sich das Pferd bereits daran gewöhnt", erklärt sie. Ganz wichtig dabei sei es, nach der Spritze mit der Kur auch eine Spritze mit Apfelmus zu geben. Diese Vorgehensweise wird von den meisten Pferden sehr gut angenommen, weshalb sie nicht mit der gewaltsamen Gabe von Medikamenten konfrontiert werden müssen.

Spritzentraining ist wichtig für wirkliche Spritze
Spritzentraining ist wichtig für wirkliche Spritze © Foto: unsplash.com/Carolin Thiergart (Symbolfoto)

6. Training für Verspannte: Schweif lockern

Diese Übung dient dazu, Verspannungen im Schweifansatz zu lockern und die zuständigen Muskeln zu aktivieren. "Insbesondere die Wirbel der Schweifrübe werden so gelockert, wovon die ganze Wirbelsäule des Pferdes profitieren kann", erklärt Schmale. Man müsse sich jedoch sicher sein, dass das Pferd nicht austritt und dürfe es auf keinen Fall anbinden. Sobald das Pferd entspannt ist, stellt man sich ganz nah an die linke Hinterhand des Pferdes, hebt mit der linken Hand die Schweifrübe an und legt sie auf der rechten Hand ab. Sodann beginnt man so lange die Schweifrübe langsam kreisen zu lassen, bis sich das Pferd spürbar entspannt. Danach folgt die Wiederholung von der rechten Seite. "Wenn sich das Pferd daran gewöhnt hat, kann man die Übung auch von hinten ausführen. Das Wichtigste dabei ist, die Signale des Pferdes zu analysieren und sich genügend Zeit zu nehmen", sagt sie.

7. Für die Wirbelsäule: Schweifziehen

Ebenfalls eine Übung für die Wirbelsäule ist das Schweifziehen. Hiermit werden der Brust- und Lendenwirbelbereich mobilisiert und der Rücken des Pferdes gezielt gestärkt. "Wenn sich das Pferd mit den Hinterbeinen abstützt, werden zudem die Bauchmuskeln, die Wirbelmuskulatur und der Biceps trainiert. Mein Pferd muss mir für diese Übung jedoch unbedingt vertrauen und darf auf keinen Fall angeleint werden", so Schmale. Dazu tritt man seitlich an das Pferd, legt die Hand behutsam auf die Kruppe und umfasst dann mit beiden Händen den Schweif etwa in der Hälfte. Dann tritt man hinter das Pferd und zieht in einem 45-Grad-Winkel. "So wird die Oberlinie gedehnt, ich beobachte jedoch auf jeden Fall die ganze Zeit über das Ohrenspiel des Pferdes, um Warnsignale frühzeitig deuten zu können", sagte die Trainerin.  © Pferde.de

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