Es ist die Hoffnung aller Hundehalter, so viel Zeit wie möglich mit den Fellnasen zu verbringen. Forscher der North Carolina State University haben jetzt ein Tool entwickelt, mit dem sich die restliche Lebenserwartung älterer Hunde einschätzen lässt. DeineTierwelt stellt Dir die entscheidenden Fragen vor.
Für die kürzlich verstorbene amerikanische Schriftstellerin Agnes Slit Turnbull ist der einzige Fehler von Hunden, dass ihr Leben im Vergleich zum Menschenleben so "verdammt" kurz ist. Der schlimmste Gedanke für Frauchen und Herrchen liegt daher in dem Wissen, die tierischen Familienmitglied eines Tages verlieren zu müssen.
Doch oft kommt davor die schwierige Phase, herzzerreißende Entscheidungen über die Gesundheitsvorsorge des geliebten Vierbeiners treffen zu müssen. Zum Beispiel, ob der Fellschnute die aggressive Chemo-Therapie noch zuzumuten ist oder ob nicht die Palliativ-Pflege die bessere Option wäre. Denn noch immer zählt Krebs bei Hunden zu deren häufigster Todesursache.
In einer neuen Studie haben Forscher der North Carolina State University nach einen neuen Weg gesucht, der Frauchen und Herrchen bei der Entscheidung über Behandlungen von älteren Fellnase unterstützen soll. Als Ergebnis hat das Forschungs-Team hat jetzt ein Prognose-Tool entwickelt, das anhand von bestimmten Fragen die Lebenserwartung beziehungsweise die "Wahrscheinlichkeit einer Sterblichkeit binnen sechs Monaten" von Senioren-Hunden einschätzt.
In Kombination mit der Bewertung des Körper- und Muskelzustandes eines älteren Hundes durch einen Tierarzt soll das Prognose-Tool hilfreiche Einblicke in die Gesundheit und Lebensqualität der Fellnasen bieten.
Prognose-Tool für die Lebenserwartung von Hunden ist einzigartig
Natasha Olby erforscht den Alterungsprozess bei Menschen und Hunden und ist Mit-Autorin der Studie. Sie sagt, dass es für Menschen bereits Instrumente gibt, um ihre Gebrechlichkeit zu bewerten. So wird Gebrechlichkeit beim Menschen als ein Zustand klassifiziert, der mit "Kraftverlust, langsamer Gehgeschwindigkeit, Erschöpfung und verminderter Aktivität einhergeht".
Bei Hunden war das bislang noch nicht der Fall. Klar ist bisher nur, dass bestimmte Krankheiten gerade älteren Hunden zusätzlich zu schaffen machen. Dabei hängt jedoch die Frage, ab wann ein Hund alt ist, von der Rasse und der Größe ab.
"Wie lange hat mein Hund noch zu leben?"
Mit dem neuen Prognose-Tool zur Lebenserwartung sollen Tierärzte die am häufigsten gestellte Frage von Hundehaltern beantworten können. Nämlich die, wie lange ihr Vierbeiner noch zu leben hat.
Neben der allgemeinen Beurteilung des Tieres durch den Veterinärmediziner muss der Hundehalter dazu Fragen zum Ernährungszustand, der sozialen Aktivität, dem Grad der Erschöpfung, der Mobilität und der Muskulatur seines vierbeinigen Freundes beantworten.
"Natürlich weiß man in der Realität nie genau, wie lange ein Hund leben wird", gibt Natasha Olby zu. Dennoch eignet sich ihrer Meinung nach der Fragebogen in Verbindung mit den Körper- und Muskulaturwerten gut zur Vorhersage der sechsmonatigen Sterblichkeit.
Somit ist für die Co-Autorin der Studie das Prognose-Tool zur Lebenserwartung ein "leicht einsetzbares Screening-Instrument, das keine Laboruntersuchungen erfordert. Ein Tierarzt kann den Körper- und Muskelzustand durch einfaches Abtasten beurteilen. Das kann Hundehalter zum Beispiel bei der Entscheidung helfen, den Hund einschläfern oder doch noch weiter behandeln zu lassen."
Diese Fragen stellt das Prognose-Tool zur Lebenserwartung
Zunächst sollen Frauchen oder Herrchen den "Body Condition Score" ihres Hundes einschätzen. Damit ist der allgemeine Ernährungszustand gemeint, der mit Ziffern von 1 bis 9 dargestellt wird. Die Ziffern 1 bis 3 stehen für einen zu dünnen Hund, die Ziffern 4 bis 5 stehen für Idealgewicht, die Ziffern 6 bis 9 deuten auf Übergewicht hin.
Zudem fragt das Tool nach der Ernährung des Hundes. Zum Beispiel, ob er noch Appetit hat und sein gewohntes Futter frisst. Dann geht es darum, wie agil der Hunde-Senior ist: Spielt und interagiert er mit seiner Familie, begrüßt er seine Zweibeiner noch?
Zusätzlich sollen die Halter bewerten, wie oft sich ihr Hund während des Trainings ausruhen muss, und ob er noch mobil ist oder immer wieder auch Lahmheit beim Gassigehen zeigt.
Beim Einschätzen der Muskulatur helfen Bilder. Die Abstufungen reichen von "normaler Muskelmasse", bei der Knochen, Wirbel und Rippen nicht spürbar sind, über "leichten Muskelschwund" mit spürbaren Knochen und Rippen. Bis hin zum "schweren Muskelschwund" mit stark sicht- und fühlbaren Knochen und Rippen.
Je mehr Punkte, desto höher die Sterbe-Wahrscheinlichkeit
Anhand eines Schlüssels werden den Antworten dann Punkte zugeordnet. Je mehr Punkte der Hund hat, desto gebrechlicher ist sie und umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er in den kommenden sechs Monaten sterben wird.
Auch wenn das Prognose-Tool zur restlichen Lebenserwartung von älteren Hunden noch in den Kinderschuhen steckt, kann es bereits jetzt eine Entscheidungshilfe für Hundebesitzer sein, ob belastende Behandlungen für ihren vierbeinigen Freund überhaupt noch sinnvoll sind. Oder ob es nicht viel besser ist, mit ihm noch so viel wie möglich der verbleibenden Zeit gemeinsam zu verbringen. © Deine Tierwelt
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