Sankt Andreasberg - Die Luchspopulation im Harz breitet sich laut der Nationalparkverwaltung Harz gut aus. Mittlerweile seien die Tiere in einem rund 900 Quadratkilometer großen Gebiet heimisch, erklärte Ole Anders, der beim Nationalpark für die Luchse zuständig ist. Eine große Gefahr für Menschen oder deren Nutztiere bestehe aber aktuell nicht.
Die Harzer Luchspopulation wurde zwischen 2000 und 2006 in der Nähe der niedersächsischen Bergstadt Sankt Andreasberg (Landkreis Goslar) aufgebaut. Die Tiere stammten aus Gehegezuchten, inzwischen kam auch in der freien Wildbahn Nachwuchs zur Welt. Über 100 Tiere gehören dem Vorkommen mittlerweile an. Die Population erstreckt sich bis in den Solling sowie in die Nachbarbundesländer Hessen, Thüringen und Sachsen-Anhalt.
"Zusammenleben mit großen Wildtieren erfordert Akzeptanz"
Anders als der Wolf sei der Luchs für Menschen und Nutztiere weniger eine Gefahr, meint Luchsfachmann Anders. Mit 3900 Euro sei in 2017 die größte Summe ausgezahlt worden, um Nutztierrisse durch Luchse zu kompensieren. Seitdem sei der Wert immer niedriger gewesen. Der Durchschnitt liege bei etwa 1438 Euro. Trotz des wachsenden Vorkommensgebietes sei daher im Moment kein zunehmender Trend bei den Nutztierrissen zu erkennen, sagte Anders. Zuletzt sorgte der Riss eines Schafes in Altenau (Landkreis Goslar) Anfang März für Aufsehen.
Schützen könnten sich Menschen - ähnlich wie bei Wölfen - mit Zäunen. Allerdings könnten die Wildkatzen höher springen als Wölfe, gab Anders zu bedenken. "Das Zusammenleben mit großen Wildtieren, egal welcher Art, erfordert in jedem Fall Akzeptanz durch den wirtschaftenden Menschen."
Hoffen allein reicht nicht
Mit seiner guten Entwicklung stelle das Harzer Vorkommen im europäischen Vergleich eine Ausnahme dar, sagte Anders. Er hoffe, dass der positive Trend anhalte. Die meisten europäischen Luchspopulationen seien nicht ausreichend vernetzt. Deshalb drohe dort in den kommenden Jahren Inzucht oder das erlöschen einzelner Vorkommen. Ein Problem sei, dass vor allem Weibchen durch Schnellstraßen und waldfreie Gebiete abgeschreckt würden.
Naturschützer fordern deshalb unter anderem regelmäßig den Bau neuer Wildtierbrücken. Europäische Luchsexperten denken zudem über Umsiedelungen einzelner Tiere nach, um frisches Blut in einzelne Populationen zu bringen. Das Thema soll auch bei einer Konferenz im Harz im Mai besprochen werden. "Ausschließlich darauf zu hoffen, dass Luchsvorkommensgebiete auf natürlichem Wege zusammenwachsen, könnte zum Verlust von einigen Luchspopulationen führen", sagte Anders. © dpa
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