Aus den vier Nilpferden, die Pablo Escobar einst für seinen Privatzoo kaufte, ist zwischenzeitlich die größte Population außerhalb Afrikas geworden. Doch die mehr als 150 Hippos sorgen für schwere Probleme - im wahrsten Sinne des Wortes.
Pablo Escobar baute das berühmte Medellín-Drogenkartell auf und wurde damit laut "Forbes" zu einem der reichsten Männer der Welt. Er leistete sich auf seiner Hacienda Napoles einen Privatzoo mit Flamingos, Giraffen, Zebras und Kängurus. Mitte der 80er Jahre ließ er aus Afrika zusätzlich Nilpferde einfliegen. Drei weibliche und ein männliches Hippos wohnten von da an in Kolumbien. 1993 wurde Pablo Escobar von der Polizei erschossen und alle Tiere verkauft – bis auf die Dickhäuter. Die wasserliebenden Hippos blieben auf dem ehemaligen Anwesen rund um den Magdalena-Fluss und vermehren sich seitdem unkontrolliert. Mittlerweile sind sie die größte Nilpferd-Population außerhalb von Afrika. Mit dramatischen Folgen für die Menschen und einheimischen Tiere.
Nach monatelangem Zögern haben die kolumbianischen Behörden die berühmten "Kokain-Hippos" zur invasiven Art erklärt. Damit sind die pummeligen Großmäuler auch zur Jagd freigegeben. Den Behörden zufolge bedrohen die eigentlich südlich der Sahara beheimateten Dickhäuter, die am Fluss lebenden Menschen. 2021 griffen die riesigen Tiere sogar zwei Menschen an, die zum Glück nur mit Verletzungen davon kamen. In Afrika töten Nilpferde jährlich mehrere Hundert Menschen, der Dickhäuter gilt somit als gefährlichstes Tier Afrikas. Aber auch für die örtliche Tierwelt im Magdalena-Fluss sind die Hippos eine Bedrohung – vor allem für die Seekühe und für zahlreiche Fischarten.
Was tun mit den bis zu 3,2 Tonnen schweren Nilpferden?
Die Nilpferde bereiten den Behörden im wahrsten Sinne schwere Kopfschmerzen. Das tropische Klima ohne natürliche Feinde bekommt den Hippos gut. Auf rund 150 Tiere ist gesamte Population in Kolumbien mittlerweile angewachsen. Der Biologe David Echeverri, Leiter der regionalen Umweltbehörde "Cornare" sagte: "Vor etwa zehn Jahren wurde uns klar, dass wir eine riesige Population von Flusspferden haben. Wir begannen, die Population zu studieren, um zu sehen, ob es eine sofortige Lösung gibt."
Mit der operativen Sterilisation hat man versucht, diese Lösung zu finden. Doch bisher gelang es "Cornare" lediglich, elf Nilpferde zu sterilisieren und 40 weiteren per Pfeil Verhütungsmittel zu verabreichen. Das hat umgerechnet mehr als 87.000 Euro gekostet und wenig gebracht, die übrigen Hippos vermehren sich munter weiter. "Alles, was mit Nilpferden zu tun hat, ist komplex, teuer und gefährlich. Auf eine durchgeführte Operation kommen zehn junge Hippos, die geboren werden." sagt David Echeverri weiter.
Jetzt sollen 70 Flusspferde umgesiedelt werden. Zehn der riesigen Dickhäuter finden in einem Schutzgebiet im Norden Mexikos eine neue Heimat. Für 60 weitere ist die Umsiedlung nach Indien geplant. Circa 3,5 Millionen Euro wird die geplante Aktion kosten. Doch was geschieht mit den übrigen Tieren? Nachdem die Sterilisation der bis zu 3,2 Tonnen schweren Hippos nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat, "bleibe das Töten als Option auf dem Tisch" resigniert David Echeverri.
Die Kolumbianer lieben ihre Hippos
Die Bewohner in der Region haben sich jedoch weitgehend daran gewöhnt, dass sich Nilpferde in den Flüssen tummeln oder durch die Straßen laufen. Sie haben einen Weg gefunden, mit ihnen umzugehen. "Wenn man ihnen nichts tut, dann tun sie einem auch nichts. Wir halten Sicherheitsabstand. So ist noch nie etwas passiert" fasst eine Nachbarin die Situation zusammen. Die Nilpferde zu töten, kommt für die Menschen in der Gegend und für die tierliebenden Kolumbianer nicht infrage. Als 2009 ein streuendes Nilpferd erschossen wurde und die Soldaten mit dem erlegten Tier posierten, war die Empörung in der Bevölkerung groß. 2012 verbot daher ein Gericht in Medellín, Nilpferde zu jagen.
Den Forschern scheint es daher bewusst zu sein, dass ihre Empfehlung der Tötung der charismatischen Tiere schwer umzusetzen ist. Ihre Hoffnung ruht nun auf der chemischen Kastrationskeule, entsprechende Medikamente sind bereits in großer Menge in den USA bestellt worden.
Sollte jedoch auch diese Methode nicht funktionieren, sieht es um die Zukunft der pummeligen, haarlosen und stummelbeinigen Kraftprotze nicht happy aus. © Deine Tierwelt
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