Die Wahl des richtigen Stalls für das eigenen Pferd fällt Besitzern nicht immer leicht. Was bedeutet es zum Beispiel, sein Pferd in einen Selbstversorger-Stall zu stellen? Unsere Autorin verrät, warum sie bei der Selbstversorgung immer etwas zu tun hat – und warum dann schnell Frustration und Unzufriedenheit aufkommen können.

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Es gibt viele Dinge, die Du auf der Suche nach dem richtigen Stall beachten solltest. Gerade bei der Wahl eines Selbstversorger-Stalls musst Du einiges wissen. Du willst einfach nur in den Stall, um mit Deinem Pferd zu arbeiten? Die Wahrscheinlichkeit, dass unerwartete Tätigkeiten dazwischen kommen und Deine Zeit mit Deinem Pferd verringern, ist sehr groß. Beim Wort "Selbstversorger" denken viele zuerst ans Abäppeln. Doch selbst wenn diese zeitintensive Aufgabe von jemand anderem übernommen wird, gibt es viele weitere Dinge zu erledigen, die Deine Zeit stark beanspruchen.

Verpflegung als Selbstversorger

Eine der täglichen Aufgaben als Selbstversorger ist die Kontrolle, ob die Pferde genügend frisches Wasser und Heu zur Verfügung haben. Sollten Tränken installiert sein, müssen diese gereinigt und auf ihre Funktion überprüft werden. Je nach Art der Heuversorgung gilt es, Heunetze zu stopfen und abzuwiegen oder regelmäßig einen neuen Heuballen bereitzustellen.

Als Selbstversorger ist man verantwortlich
Als Selbstversorger ist man verantwortlich © Foto: pexels.com/Barbara Olsen (Symbolfoto)

Außerdem musst Du die Heuqualität überprüfen, wenn Du dieses eigenständig von einem Bauern beziehst und zum Hof fährst. Zusätzlich ist es täglich notwendig, eventuell vorhandene Boxen auszumisten, sowie die Paddocks und Wiesen abzuäppeln.

Selbstversorger-Stall: Pferdebesitzer als Baumeister…

Bob der Baumeister war gestern, denn nun bist Du bei den Pferden der Handwerker. Ob es ein Brett ist, das sich am Unterstand gelöst hat, die Umrandung des Reitplatzes morsch ist oder das Holz einen neuen Anstrich braucht – Du bist als Selbstversorger dafür zuständig.

Die Handhabung eines Akkuschraubers und einer Bohrmaschine sollte Dir also vertraut sein. Es ist generell von Vorteil, wenn Du keine zwei linken Hände hast, wenn es darum geht, Dinge zu bauen oder zu reparieren.

…und Technikexpertinnen

Wie wird Strom weitergeleitet? Braucht ein Stromgerät eine Erdung und wie viel Volt müssen auf dem Stromzaun sein, damit die Pferde nicht durch die Weidezaunlitze gehen? Welche Weidezaunbatterie ist die richtige und wie oft muss sie geladen werden?

Das sind alles Fragen, die Selbstversorger beantworten und am Stall in die Praxis umsetzen müssen. Als Selbstversorger ist es daher wichtig, grundlegende Kenntnisse über elektrische Anlagen und deren Wartung zu haben, um die Sicherheit und Funktionalität im Stall zu gewährleisten.

Es ist immer etwas zu tun
Es ist immer etwas zu tun © Foto: pexels.com/Caner Demiroğlu (Symbolfoto)

Unvermeidliche "Notfälle": Schnell handeln und reparieren

Selbst wenn Du einfach nur in den Stall fährst und planst, Dein Pferd zu bewegen, musst Du kontrollieren, ob alle Zäune noch stehen und ob es sonst keine defekten Stellen gibt, die den Stromfluss in der Litze stören oder an denen die Pferde sich verletzen könnten. Solche Probleme sind vielfältig und ihre Erkennung und Behebung gehören zu den Aufgaben eines Selbstversorgers dazu.

Seien es Kunststoffpfähle, die brechen, Isolatoren, bei denen das Plastik brüchig wird, kaputte Griffe, gebrochene Wassertuppen oder gerissene Zäune – all das muss in Eigenregie besorgt, ersetzt und umgehend repariert werden.

Potenziellen Verletzungsquellen vorbeugen: Sicherheit geht vor

Die Wege auf dem Paddock müssen regelmäßig geebnet und abgezogen werden, damit sich keine tiefen Löcher oder Unebenheiten bilden, die zu Verletzungen führen könnten. Außerdem sammelt sich sonst bei Regen sehr viel Wasser und Matsch in den Löchern. Es ist auch wichtig, die Paddocks nach großen Steinen abzusuchen und die Wiesen von Giftpflanzen zu befreien. Außerdem müssen die Pferde in Eigenregie regelmäßigen Wurmtests unterzogen werden und wenn nötig auch Wurmkuren erhalten.

Zusätzlich muss ein Hufschmied, eine Zahnärztin und ein Tierarzt gefunden werden, die bereit sind, regelmäßig auch für einen kleinen Bestand an Pferden zum Stall zu kommen.

Ordnung und Entsorgung: Sauberkeit im Selbstversorgerstall

Aufräumen ist generell eine Sache, die Pferdebesitzer im Stall machen müssen. Auch in Pensionsställen fegst Du die Haare Deines Pferdes am Putzplatz weg und entfernst den Mist in der Halle nach dem Reiten. Doch als Selbstversorger ist es mehr als das: Alte Stromzaunlitze, Heunetze, kaputte Holzlatten und gerissene Wassertuppen müssen ebenfalls entsorgt werden, damit der Stall ordentlich bleibt. Zudem musst Du dich eigenständig um die regelmäßige Entsorgung des Mists kümmern.

Aufräumen muss sein
Aufräumen muss sein © Foto: pixabay.com/RebeccasPictures (Symbolfoto)

Die Balance als Selbstversorger finden

Als Selbstversorger bist Du nicht nur der Feelgood-Manager Deines Pferdes, sondern auch Elektrikerin, Einkäufer, Futterlieferantin, Handwerker und Sicherheitsbeauftragte. Wenn Du diese Aufgaben erledigt hast, kannst Du die verbleibende Zeit mit Deinem Pferd arbeiten und genießen.

Doch oft fordert unser Alltag und die Arbeit sehr viel unserer Zeit, was ohnehin kleinere oder begrenzte Zeitfenster am Stall entstehen lässt. An diesen Tagen ist es besonders schwer, sich nicht von den Verpflichtungen als Selbstversorger einnehmen zu lassen. Es ist wichtig, klar zu priorisieren, welche Aufgaben so wichtig sind, dass sie an Tagen mit wenig Zeit wirklich gemacht werden müssen, damit noch genug Zeit mit dem Pferd übrig bleibt.

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Dieses Management ist eine absolute Herausforderung, und oft fährt man aus Zeitgründen nur zum Bauen, Versorgen und Reparieren an den Stall, wobei das Pferd oft zu kurz kommt. Hier gilt es, die richtige Balance zu finden, um Frustration und Unzufriedenheit vorzubeugen.  © Pferde.de

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