Pferdesprache ist für Menschen nicht immer einfach zu verstehen. Denn unsere Partner auf vier Hufen "reden" mit allen Sinnen. Dazu gehört auch ihre Stimme. Doch was wollen sie uns sagen, wenn sie wiehern? pferde.de hat mal genau hingehört…
"Pferde sind meistens still und sprechen doch die ganze Zeit", lautet eine Reiter-Weisheit. Und das stimmt. Denn: Wenn Pferde sprechen, dann mit vollem Körpereinsatz. Das heißt: Sie sprechen zum Beispiel mit ihren Ohren oder ihrer Körperhaltung. Was dazu führt, dass wir sie eher selten hören. Dass Pferde vor allem lautlos kommunizieren, liegt in ihren Genen: Sie sind Fluchttiere – und vermeiden daher Geräusche, die verraten, wo sie gerade sind.
Wenn sie aber doch einmal ihre Stimme erheben, haben sie ein ganzes Repertoire an Lauten: sie grummeln, schnauben – und wiehern. Doch woran liegt das? Und was wollen sie uns damit sagen?
Wiehern: Jedes Pferd hat seine eigene Stimme
Was Pferde mit ihrem Wiehern ausdrücken wollen, verstehen wir zwar recht gut, wie eine Studie zeigt. Danach haben Pferdemenschen in 65 Prozent der Fälle das Wiehern richtig eingeordnet. Warum es manchmal so schwer ist? Weil für Pferde die Stimme nur ein Teil der Kommunikation ist. Die wichtigste Grundlage heißt daher: Um Pferde zu verstehen, müssen wir auch immer auf das ganze Pferd gucken.
Denn die Körperhaltung, das Ohrenspiel, das Schlagen mit dem Schweif – all das hilft beim Verständnis. Und natürlich müssen wir genau hinhören. Der Grund: Pferde nutzen, wie wir Menschen, unterschiedliche Stimmlagen. So wiehern sie mal sehr hoch, dann wieder tief, mal leise, dann laut, mal kurz, dann ganz langgezogen. Und jedes Pferd wiehert anders. Das bedeutet: Wir können unseren Partner auf vier Hufen an seinem Wiehern, also seiner Stimme, erkennen.
Doch wann wiehern Pferde? In der freien Natur tun sie das vor allem, um die Herde zusammenzuhalten oder um sich wiederzufinden. Wenn Du zum Beispiel Dein Pferd zur Weide bringst, kann es sein, dass es laut wiehert. So will es über die Distanz schon mal Kontakt zu den Artgenossen aufnehmen, nach dem Motto "Hallo, ich komme". In diesem Fall ist es meist ein langgezogenes Wiehern.
Hengste: Erst wiehern, dann kämpfen
Klingt das Wiehern dagegen wie ein Schreien oder Brüllen, dann ist es im Prinzip auch genau das: ein Schreien, überwiegend aus Angst oder aus Wut. Stuten wiehern zum Beispiel so, wenn sie von einem Hengst bedrängt werden und er sie nicht in Ruhe lassen will. Und auch wenn zwei Hengste sich begegnen, kann es richtig laut werden. Ein Kampf beginnt dann zum Beispiel mit Warn- und Drohwiehern. Lässt sich der andere Hengst davon nicht beeindrucken, folgt ein Kampfwiehern. Das Ende eines Kampfes ist ebenfalls laut: Zum Zeichen, dass sich ein Hengst unterwirft, wiehert er meist schrill.
Doch das laute Wiehern hören wir eher selten. Deutlich häufiger hören wir ein leises, sanftes Wiehern, das sogenannte Blubbern. Das erklingt zum Beispiel zur Begrüßung – nicht nur unter Artgenossen, sondern auch gegenüber Menschen. Dieses Blubbern ist nicht nur ein "Hey, schön Dich zu sehen", sondern heißt auch "komm ruhig näher". Hengste nutzen ein besonders langes und tiefes Blubbern, wenn Stuten in der Nähe sind. So wollen sie auf sich aufmerksam machen.
Stuten blubbern ihre Fohlen an
Auch der Nachwuchs wird angeblubbert. Stuten rufen so ihre Fohlen, die sich daran orientieren. Übrigens: Ein Fohlen erkennt seine Mutter nicht sofort an der Stimme, das muss es erst lernen.
Neben dem Wiehern nutzen Pferde auch das "Quietschen" zur Kommunikation. Dabei musst Du jedoch ganz genau hinhören und auf Deinen Partner auf vier Hufe achten. Denn zwischen einem freudigen und einem warnenden Quietschen liegen nur feine Nuancen. Pferdeflüstern will also gelernt sein.
Schnauben als Warnung – oder Entspannung
Außerdem sprechen Pferde auch mit ihrem Schnauben. Auch dafür haben sie ein ganzes Repertoire an unterschiedlichen Schnaub-Geräuschen. Wenn sie zum Beispiel mehrfach laut schnauben, dann sind sie meist aufgeregt oder wollen ihre Artgenossen vor einer Gefahr warnen. Wenn Pferde etwas entdecken, das sie nicht einordnen können, schnauben sie oft laut, einfach zur Vorsicht. Übersetzt heißt das so viel wie "Achtung, hier ist was und ich weiß nicht, ob es gefährlich ist".
Dazu schnauben Pferde auch, wenn sie entspannt sind. Wenn Dein Pferd während des Reitens oder Longierens locker schnaubt, will es Dir sagen, dass es sich wohlfühlt.
Und wie erklären sich Pferde ihre Zuneigung? Das geht fast lautlos: Sie blasen sich dann nämlich an. Und das heißt: Wenn Dein Pferd Dich zur Begrüßung anpustet, dann ist das wie eine Liebeserklärung. © Pferde.de
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.