Ja, auch Pferde kommen in die Pubertät. Doch wann beginnt sie? Und wie können "Pferde-Eltern" ihrem Hormon-Hü am besten durch diese wilde Zeit helfen? pferde.de nennt die wichtigsten Fakten zum Puber-Tier.

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Pubertät – wer Kinder hat, rollt bei diesem Wort schnell mal mit den Augen. Denn die acht Buchstaben stehen für eine Entwicklungsphase, die durchaus ihre Tücken hat. Der Grund: die Hormone übernehmen ihren Job. Und zwar die Sexualhormone. Was auch den Begriff erklärt: Pubertät wird vom lateinischen Wort "pubertas” abgeleitet und das heißt übersetzt "Geschlechtsreife”. In die Pubertät kommen aber nicht nur wir Menschen. Auch Pferde erleben sie. Genauer: Sie durchlaufen eine Zeit, die der menschlichen Pubertät ähnlich ist. Und dann heißt es schnell: Hilfe, ich habe ein Puber-Tier. Wir erklären, wie Mensch und Tier am besten durch diese Zeit kommen.

Körperliche Pubertät kommt zuerst

Der Beginn der Pubertät ist von Pferd zu Pferd unterschiedlich. So kommen zum Beispiel schwere Jungpferde schneller in die Pubertät als ihre leichteren Artgenossen. Auch die Rasse spielt eine Rolle, Welsh Ponys sind zum Beispiel frühreifer als Quarter Horses.

Dazu kommt: Man kann im Prinzip zwei Pubertäts-Phasen unterscheiden – die körperliche und die mentale. Dabei ist die körperliche Pubertät die erste Phase. Sie beginnt bei Stuten etwa zwischen dem zwölften und 18. Lebensmonat. Bei Hengsten beginnt sie etwas später, etwa zwischen dem 14. und dem 24. Lebensmonat. In dieser Zeit wird bei den Hengsten Testosteron gebildet, bei Stuten beginnt die Östrogenproduktion. Die Geschlechtsreife zeigt sich beim Hengst durch das erste Absamen und bei der Stute durch die erste Rosse.

Nach den Hormonen kommt die Flegelzeit

Auch wenn die Hormone in dieser Zeit langsam das Kommando übernehmen – die "mentale Pubertät" beginnt später. Sie ähnelt sehr der menschlichen Pubertät. Denn dann kommen die Pferde in die Flegeljahre. Und die können durchaus andauern: Im Alter von etwa vier bis acht Jahren steckt in den meisten Pferden plötzlich ein tierischer Revoluzzer, der bislang beigebrachte Grenzen vergessen hat und sämtliche Regeln über den Haufen galoppieren möchte.

Für die Besitzer von Jungpferden kann diese Phase ganz überraschend kommen. Denn wer sich zum Beispiel ein dreijähriges Pferd direkt vom Züchter holt, erwartet die meisten Probleme in der Anfangszeit. Schließlich wird das Pferd dann sanft angeritten, gewöhnt sich an Sattel, Trense und die ersten leichten Hilfen. Ist das überstanden, kann es doch nur noch besser werden – oder?

Das Puber-Tier kennt keine Grenzen mehr…

Tatsächlich kann es dann erst wirklich anstrengend werden. Denn etwa mit vier Jahren beginnt bei den Pferden die Flegelphase. Das heißt für ihren Menschen: Alles wird infrage gestellt. Oder noch einmal diskutiert. Das gilt nicht nur in der Beziehung zum Menschen, sondern auch in der Herde. Denn in dieser Phase wollen die Puber-Tiere wissen, wer der Chef in der Herde ist.

Entsprechend kann es auf der Weide auch mal wild werden. Denn: In spielerischen Kämpfen werden dann die Kräfte ausgetestet. Da werden die Artgenossen gejagt oder gezwickt. Meist ist der tierische Revoluzzer nur kurz außer Kontrolle. Die ranghohen Pferde zeigen sehr schnell, wo die Grenzen sind – und dass sie eingehalten werden müssen. – Auch vom Puber-Tier.

Die Pferde kennen dann keine Grenzen mehr.
Die Pferde kennen dann keine Grenzen mehr. © Foto: pexels.com/Dustin Cox (Symbolfoto)

Puber-Tier – statt Alltag gibt es Abenteuer

Im Umgang mit seinen Menschen wird dann natürlich auch getestet, ob die Regeln, die gestern galten, heute wirklich noch eingehalten werden müssen. Dazu scheint im Pferdekopf der Unfug die Kontrolle zu übernehmen: alles wird angeknabbert, gezwickt und gerne auch mal zerstört. Da kann selbst der Weg von der Weide zum Stall zum Abenteuer werden. Statt sofort herzukommen, lässt sich das Puber-Tier gerne einfangen. Beim Führen übernimmt es das Tempo und will schon mal los – oder es bleibt einfach stehen.

So geht es dann munter weiter. Das Putzen wird zur "Lass-das"-Zeit, beim Aufsteigen wartet das Puber-Tier auf den passenden Moment, um dann ohne Reiter schon mal loszutraben. Kurz: Der Umgang mit dem Partner auf vier Hufen wird zu einer Herausforderung, die vor allem eins kostet: Zeit, Nerven, Geduld und viel Verständnis. Was nicht hilft: Härte – oder zu viel Entgegenkommen.

Im Training: Lieber mal einen Gang runter

Das bedeutet: Wenn Dein Pferd in der Flegelphase ist, brauchst Du eine gute Mischung aus Einfühlungsvermögen und Konsequenz. Dafür gibt es kein Patentrezept – schließlich ist jedes Pferd einzigartig. Beim Training solltest Du immer wieder daran denken, dass ein junges Pferd manchmal nicht alles sofort versteht. Da helfen dann nur Umwege zum Ziel. Gleichzeitig braucht Dein Pferd Struktur.

Daher: Baue Deine Trainingszeiten langsam auf. Wenn etwas nicht klappt: Schalte einen Gang zurück, damit Dein Pferd nicht frustriert ist. Denn hier gilt: Erfolgserlebnisse sind wichtig – für Dein Pferd und für Dich. Vermittle Deinem Pferd bei gut gelösten Aufgaben das Gefühl, etwas richtig und besonders hervorragend gemacht zu haben. Tipp: Beende das Training immer mit einer Aufgabe, die Dein Pferd sicher kann. So bleibt das gute Gefühl.

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Abwechslung statt Routine fürs Puber-Tier

Übrigens: Zu viel Routine ist in dieser Zeit auch nicht gut. Mit Abwechslung beschäftigst Du Dein Puber-Tier und gleichzeitig muss es sich immer wieder neu konzentrieren. Wichtig dabei: Die Einheiten sollten kurz sein, denn die Konzentration hält nicht ewig. Ideal dafür sind zum Beispiel Bodenarbeit, Langzügelarbeit, Stangentraining, gymnastizierende Sprünge und immer wieder mal ein Ausritt. Wenn Du mal wieder an Deinem Puber-Tier verzweifelst, denk daran: Auch diese Phase geht vorbei. Okay, es kann dauern. Aber im siebten Lebensjahr ist das Pferd langsam "erwachsen".  © Pferde.de

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