Die Gefahr lauert im Herbst und im Frühjahr. Denn dann wehen die Samen auch auf die Weiden. Und die können tödliche Folgen haben. Im Kreis Soest sind jetzt zwei Pferde gestorben…
Der Veterinärdienst in Soest (NRW) hat alle Pferdebesitzer zu Vorsicht aufgerufen. Der Grund: Die sogenannte atypische Weidemyopathie. Dahinter verbirgt sich eine Störung des Muskelstoffwechsels. Auslöser ist der Bergahorn. Genauer: seine Samen und Keimlinge. In ihnen steckt nämlich der Giftstoff Hypoglycin A. Und der hemmt den Fettstoffwechsel. Die Folge: Die Muskelzellen des Pferdes werden nicht mehr mit ausreichend Energie versorgt.
Und genau diese Samen sind im Kreis Soest auf den Weiden gelandet. Mit schrecklichen Folgen: "In den vergangenen Tagen sind im Kreis Soest Pferde auf der Weide plötzlich verendet", teilt der Kreis mit. "Die Untersuchungen haben ergeben, dass es sich um die sogenannte atypische Weidemyopathie handelt, die in der Vergangenheit sporadisch immer wieder, besonders im Herbst bei bestimmten Witterungsbedingungen, gehäuft aufgetreten ist."
Im Kreis Soest trat die Krankheit bereits im Herbst/Winter 1995/1996 sowie 2009 auf. "Die Fälle scheinen sich besonders auf feuchten Weiden in Waldnähe oder auch auf mit Laub bedeckten Wiesen bei Temperaturen unter fünf Grad Celsius zu häufen."
Vor allem jüngere Pferde sind betroffen
Betroffen sind Tiere jeden Alters und jeder Rasse, wobei vielfach jüngere, ungearbeitete Tiere in guter körperlicher Verfassung sterben. "Die Pferde zeigen im lebenden Zustand plötzliche Steifheit der Muskulatur, Zittern, dunklen oder braunen Harnabsatz sowie Schweißausbruch und eine erhöhte Puls- und Atemfrequenz."
Wer bei seinem Pferd diese Symptome bemerkt, muss umgehend den Tierarzt alarmieren. Bis er da ist, sollte das betroffene Pferd in einen nahegelegenen, trockenen und geschützten Unterstand oder eine Box gebracht werden. Dabei gilt: Das Pferd sollte sich so wenig wie möglich bewegen. Dazu sollte die Temperatur gemessen werden. Liegt sie unter 37 Grad, sollte das Pferd mit Decken gewärmt werden.
Giftige Samen – nur Symptome behandeln
Das Problem: Der Tierarzt kann nur die Symptome behandeln, also entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente geben. Gegen das Hypoglycin A in den Samen und Keimlingen gibt es kein Gegenmittel. Das heißt: Man kann nur hoffen, dass der Körper das Gift abbaut. Leider schreitet die Krankheit sehr schnell voran und ist in mindestens 75 Prozent der Fälle tödlich.
"Offensichtlich kommt es in diesem Herbst wieder zu begünstigenden Witterungsbedingungen, so dass den Pferdehaltern nur empfohlen werden kann, die Tiere bei den beschriebenen Weide- und Temperaturbedingungen aufzustallen", rät Dr. Martina Poppe, Chefin des Kreis-Veterinärdienstes. © Pferde.de
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