Katzenhalter haben es schon immer gewusst: Ihre Samtpfoten sind clever. Und sie verstehen ihre Menschen sehr gut. Genau das haben japanische Forscher jetzt bestätigt. Das Erstaunliche: Katzen sind dabei sogar besser als Kleinkinder…
Beim Thema Beliebtheit haben Katzen im Vergleich zu Hunden eindeutig die Schnurrhaare vorne: 15,7 Millionen Katzen leben als Haustiere in Deutschland, aber "nur" 10,5 Millionen Hunde. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts "Skopos". Doch beim Thema Intelligenz sind viele überzeugt: Hunde sind cleverer. Dass das nicht unbedingt stimmt, zeigen neueste Forschungen. Demnach sind Katzen viel schlauer, als viele denken. Und sie verstehen uns sogar besser als Kleinkinder. Das zeigten jetzt japanische Wissenschaftler.
Studienleiterin war dabei Saho Takagi, Tierforscher der Azabu-Universität – eine echte Katzen-Kennerin. Schon 2021 legte sie eine erste erstaunliche Forschung vor. Damals wies sie mit ihrem Team nach, dass Katzen durch ihr extrem feines Gehör nicht nur Beutetiere aufspüren können, sondern genau wissen, wo sich ihre Menschen aufhalten.
Katzen können sich Namen merken
Bei dem Test wurden zwei Lautsprecher eingesetzt, aus denen wechselnd die Stimmen der Katzenbesitzer abgespielt wurden. "Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Katzen mentale Repräsentationen über ihren außer Sichtweite befindlichen Besitzer haben, die mit dem Hören der Stimme des Besitzers verbunden sind, was auf eine zuvor nicht identifizierte sozialräumliche kognitive Fähigkeit hinweist", so Takagi damals.
Ein Jahr später legte sie die nächste Studie vor und bewies: Katzen können sich nicht nur ihre eigenen Namen merken, sondern auch die ihrer Artgenossen. Für den Versuch zeigten die Forscher den Katzen auf einem Computerbildschirm das Foto einer vertrauten Katze. Gleichzeitig wurde die Stimme ihres Besitzers vorgespielt. Mal sagte er den richtigen Namen der gezeigten Katze, dann wieder einen falschen Namen.
Das Ergebnis: Beim falschen Namen starrten die Katzen deutlich länger auf den Bildschirm. Der Grund, so vermuten die Forscher: Sie waren fasziniert, dass die Katze nicht mit ihrem richtigen Namen angesprochen wurde.
Forscher nutzten Sprachentwicklungstest für Kleinkinder bei Katzen
Verblüffend: Eine ähnliche Reaktion zeigten die Katzen, als es um die Namen ihrer Menschen ging. Ein Verhalten, dass auch Katzenkennerin Tagaki überraschte: "Denn das bedeutete, dass Katzen in der Lage waren, ohne ein spezielles belohnungsbasiertes Training menschliche Gespräche zu belauschen und Wörter zu verstehen."
Das Ergebnis brachte sie dazu, noch mehr über die Intelligenz der Katzen zu erforschen. Und so ging es in der aktuellen Studie um die Frage, wie gut Katzen uns wirklich verstehen. Dafür nutzten die Forscher einen Sprachentwicklungstest, der eigentlich für Kleinkinder entwickelt wurde.
Auch Katzen aus Katzencafés waren dabei
An der Studie nahmen 31 erwachsene Katzen teil. Da es in Japan besonders viele Katzencafés gibt, kamen 23 Katzen aus diesen Cafés. Allen Samtpfoten wurden auf einem Laptop kurze Zeichentrickfilme gezeigt. Dabei sahen die Katzen ein wachsendes und wieder schrumpfendes blau-weißes Einhorn, während ihre Menschen das Phantasiewort "Keraru" sagten. Dann wuchs und schrumpfte eine Sonne mit einem roten Gesicht, dazu wurde "Parumo" gesagt.
Diese Filmchen wurden in einer Schleife abgespielt, bis die Katzen sich langweilten und wegschauten. Nach einer Pause wurden dieselben Animationen gezeigt – doch diesmal teilweise mit "falschen Worten". Heißt: "Keraru" war dann die Sonne, "Parumo" das Einhorn. Dabei beobachteten die Forscher die Reaktionen der Katzen sorgfältig und konzentrierten sich auf die Blickdauer und die Pupillenerweiterung.
Falsches Wort? Katzen guckten länger hin
Die Ergebnisse waren verblüffend: Die Pupillen weiteten sich und die Katzen schauten im Schnitt ein Drittel länger auf den Bildschirm, wenn die Wort-Bild-Paare vertauscht wurden. Das deutet auf Verwirrung und die Suche nach Erklärungen hin, so die Forscher. Dieses Verhalten lässt darauf schließen, dass die Katzen auch ohne Belohnung oder Training Assoziationen zwischen den gesprochenen Wörtern und den gesehenen Bildern gebildet hatten.
"Es ist bemerkenswert, dass Katzen die Bild-Wort-Assoziation schon nach kurzer Darstellung herstellten", so die Autoren. Die meisten Katzen hatten jede Wort-Bild-Assoziation nach nur zwei Neun-Sekunden-Lektionen gelernt. Im Vergleich dazu wurden bei Versuchen mit Kleinkindern mindestens vier 20-sekündige Versuche für ein Bild-Wort-Paar durchgeführt. Das heißt: Katzen sind möglicherweise tatsächlich schlauer als unser Nachwuchs.
"Diese Studie legt nahe, dass Katzen der menschlichen Sprache Aufmerksamkeit schenken und möglicherweise die Bedeutung von Wörtern verstehen", sagte Saho Takagi gegenüber "Newsweek". "Es ist möglich, dass Katzen viel von dem verstehen, was Menschen sagen, nur nicht darauf reagieren." Besitzer sollten daher mehr mit ihren Katzen reden, schlug Takagi vor. © Deine Tierwelt
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