Mit zwanzig fällt es Menschen in der Regel leichter, Neues zu lernen, als mit siebzig. Doch wie sieht es bei Pferden aus? Eine aktuelle Studie zeigt jetzt: Auch alte Pferde bleiben geistig ganz schön fit…
Dass Pferde schlauer sind, als wir denken – das haben Forscher bereits bewiesen. Doch wie fit bleiben sie im Kopf, wenn sie älter werden? Lassen auch ihre geistigen Fähigkeiten nach – wie bei uns Menschen? Dazu gibt es bislang nur wenig Studien. Doch genau dieses Thema interessierte ein Forscher-Team der Fakultät für Veterinärwissenschaften der Universität Pisa. Sie wollten wissen: Wie gut sind Lang- und Kurzzeitgedächtnis bei alten Pferden?
Für die Studie arbeiteten sie mit 44 Pferden von nahen Reitschulen: 21 Tiere waren zwischen fünf und 15 Jahren alt, 23 Pferde waren 16 Jahre und älter. Sie alle absolvierten einen Verhaltenstest, genauer: einen Target Touch Test. Der Test hatte dabei insgesamt drei Phasen.
Altes Pferd: Verhaltenstest prüft Gedächtnis
In der ersten Phase stand ein Clickertraining im Mittelpunkt. Die Pferde lernten, dass es beim Clickern eine Belohnung, sprich eine Stück Karotte, gab. Danach ging es mit Phase zwei weiter. Dabei stand vor ihnen ein Mensch, der ihnen einen an einem Stock befestigten Tennisball hinhielt. Die Vierbeiner sollten den Ball mit der Nase berühren – dann gab es wieder eine Belohnung.
Im dritten Test wurde der Stock mit dem Tennisball an einer fürs Pferd gut sichtbaren Stelle im Stall befestigt. Dann ging der Mensch weg. Anschließend hatten die Tiere jeweils maximal drei Minuten Zeit, um den Ball mit ihrer Nase zu berühren. Taten sie es, gab es wieder eine Belohnung. Danach wurde Teil zwei und drei am gleichen Tag noch einmal wiederholt, um das Gelernte zu verfestigen.
Auch ein altes Pferd lernt noch dazu
Zehn Tage später wiederholten die Forscher lediglich den dritten Teil des Tests. So wollten sie das Langzeitgedächtnis der Pferde erkennen. Wieder hatten die tierischen Probanden maximal drei Minuten Zeit. Dazu wurde der Test drei Mal wiederholt.
Das Ergebnis: In der ersten Phase gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den jüngeren und älteren Pferden. Das heißt: Auch die Pferde-Oldies können noch Neues lernen. Und am ersten Testtag gab es auch in der dritten Phase nur geringe Unterschiede zwischen den "Youngstern" und den Senioren.
Die Tiere können Gelerntes "mindestens 30 Sekunden lang behalten und auch ältere Pferde besitzen gute Lern- und Kurzzeitgedächtnisfähigkeiten", so die Forscher. "Die Zeit, die benötigt wurde, um das Ziel zu berühren, war bei den erwachsenen und älteren Pferden tatsächlich statistisch nicht unterschiedlich."
Langzeitgedächtnis wird beim alten Pferd langsamer
Dafür gab es klare Unterschiede, als der Test nach zehn Tagen wiederholt wurde. Dabei zeigte sich, dass die Oldies deutlich mehr Zeit brauchten als ihre jüngeren Artgenossen. Und: Zwei Oldies konnten den Test gar nicht mehr bestehen. "Dies könnte auf eine größere Schwierigkeit beim Abrufen gespeicherter Informationen hindeuten, eine Schwierigkeit, die zwischen dem ersten und dritten Versuch nicht abnahm", so die Forscher.
Heißt: Bei Pferden nimmt das Langzeitgedächtnis im Alter ab beziehungsweise brauchen sie mehr Zeit, um sich zu erinnern. Fazit der Forscher: "Abschließend lässt sich sagen, dass auch ältere Pferde zu assoziativem Lernen fähig sind und die Erinnerung an dieses Gelernte auch nach zehn Tagen noch behalten. Allerdings zeigen sie im Vergleich zu Tieren unter 16 Jahren langsamere Erholungszeiten beim Abrufen gelernter Informationen." © Pferde.de
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