Was sind die größten Kolik-Risiken? Das wollte Forscherin Sarah Freeman genauer wissen und arbeitete sich durch 58 Studien. Ergebnis: Es gibt insgesamt 22 Risikofaktoren. Das größte Risiko sind dabei Änderungen in der Haltung oder dem Futtermanagement.

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Pferde sind Gewohnheitstiere – im wahrsten Sinne des Wortes. Deshalb reagieren sie bei Veränderungen besonders sensibel. Sogar Koliken können die Folge sein. Tatsächlich sind Änderungen beim Futter das Kolik-Risiko Nummer eins, das fand Freeman von der Universität Nottingham jetzt bei einer großen Übersichtsstudie heraus. Aber auch Veränderungen des Trainings, der Weide, des Wassers und der Unterbringung wurden als Risikofaktoren identifiziert.

Für die Studie wertete die Forscherin mit ihrem Team insgesamt 58 Studien zu Koliken aus. Dabei bestätigten sie: Koliken sind der häufigste Grund für eine tierärztliche Notfallbehandlung bei Pferden. Und: Eine Reihe von internationalen Studien zeigt, dass Koliken auch ein Hauptgrund beim Tod beziehungsweise dem Einschläfern von Pferden ist.

Jede fünfte Kolik ist kritisch

Neuere Forschungen haben dazu gezeigt, dass etwa ein Fünftel der Kolikfälle, die Tierärzten vorgestellt werden, kritisch sind. Das heißt: Sie erfordern eine intensivmedizinische Versorgung, eine Operation oder Euthanasie. Bis zu 16 Prozent der Fälle, die mit Koliken auftreten, mussten eingeschläfert werden oder starben. Was aber sind die Risiken für eine Kolik? Bei den Studien konnte das Team insgesamt 22 Faktoren erkennen, die in drei große Bereiche unterteilt sind: pferdebezogene Faktoren, managementbezogene Faktoren und umweltbezogene Faktoren.

Futterumstellung kann ein Risikofaktor sein.
Futterumstellung kann ein Risikofaktor sein. © Foto: pixabay.de/Verfeed (Symbolfoto)

Risiko Nr. 1: Futterumstellung oder zu viel Futter

Zu den pferdebezogene Faktoren gehören Alter, Geschlecht, Rasse, Größe, medizinische Vorgeschichte sowie das Verhalten. Managementbezogene Faktoren konzentrierten sich auf das Pflegepersonal, die Unterbringung, Weide, Futter, Wasser, Bewegung, Entwurmung, Parasiten, Transport, Krankenhausaufenthalt, Impfung und Zahnpflege. Die Umweltfaktoren waren Jahreszeit und auch der Standort des Pferdestalls.

Dabei stellte sich heraus: Futteränderungen, also eine Ernährungsumstellung, sind das größte Risiko. Drei Studien berichteten über ein höheres Risiko bei einer Umstellung des Kraftfutters, vier Studien über ein erhöhtes Risiko bei einer Umstellung des Heus. Drei Studien zeigten ein erhöhtes Kolik-Risiko bei der Fütterung von mehr als 2,5 kg Kraftfutter pro Tag oder mehr als 2,7 kg Hafer pro Tag. "Die Menge und Art des Kraftfutters, die mit einem erhöhten Risiko verbunden sind, erfordert jedoch weitere Untersuchungen, einschließlich der Menge an Konzentrat in Bezug auf die Größe des Pferdes", so die Forscher zu horsetalz.nz.

Neuer Stall? Dann steigt das Risiko für eine Kolik

Doch es gab auch Widersprüche in den Studien: Zwei berichteten über ein erhöhtes Risiko bei der Fütterung von Vollkornmais, während eine dies als verringertes Kolik-Risiko ansah. Und auch das Alter spielt eine Rolle: In sieben Studien wurde das zunehmende Alter als signifikanter Risikofaktor identifiziert. In diesen Studien wurden jedoch unterschiedliche Methoden und Altersgruppen verwendet. Daher seien weitere Studien notwendig, so die Forscher.

"Der andere wichtige Managementfaktor bezog sich auf Veränderungen in der Unterbringung", so die Forscher. Dies wurde in drei Studien als signifikanter Risikofaktor identifiziert. Dabei lagen die Veränderungen zum Zeitpunkt der Studie erst zwei Wochen oder sogar kürzer zurück. "Eine Änderung der Unterbringung oder des Stalls kann auch mit einer Änderung des Futters und der Bewegung verbunden sein, und daher ist es wahrscheinlich, dass es eine Wechselwirkung zwischen diesen Faktoren gibt", so das Team.

Die Geburt von Fohlen kann auch Risikofaktor sein.
Die Geburt von Fohlen kann auch Risikofaktor sein. © Foto: unsplash.com/Phinehas Adams (Symbolfoto)

Auch eine Geburt kann Koliken fördern

Als weitere Risikofaktoren gelten Dehydrierung und Störungen der Darmflora. Wobei die Störung der Darmflora eher als Folge einer Veränderung als "Neben-Risiko" auffiel. Denn das Darmmilieu ändert sich zum Beispiel durch eine Ernährungsumstellung und oder Stress.

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Ebenfalls ein Kolik-Risiko ist die Geburt. Denn: Elf Prozent aller Stuten, die ein Fohlen zur Welt bringen, leiden kurz danach unter Koliken – das ergab eine Studie. Wissenschaftler vermuten, dass sich nach der Geburt die Darmflora der Stute verändert – und dies das Kolik-Risiko erhöht.  © Pferde.de

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