Alle Menschen kennen Tierversuche: In der Medizin, in der Kosmetik, in der Chemieindustrie. Aber was ist mit Futter? Gibt es Tierversuche in der Futtermittelindustrie und was ist das eigentlich?
Die Futtermittelindustrie ist dafür verantwortlich, Futter für Tiere – ob Haus- oder Nutztiere – herzustellen. Sie tragen zum großen Teil dazu bei, unsere pelzigen Begleiter gesund zu halten und zu ernähren. Gibt es auch dort Tierversuche? Müssen andere Tiere leiden, damit unsere gesund bleiben?
Um Tierfutter auf den Markt zu bringen, muss es natürlich auch getestet werden: Sind zum Beispiel alle Nährstoffe vorhanden? Und ganz wichtig für das Verkaufsergebnis: Fressen die Haustiere das überhaupt?
Haltungsbedingungen in der Futtermittelindustrie sehr schlecht
Was erstmal harmlos klingt, ist aber eigentlich ein großes Problem. An den Tieren werden in der Futtermittelindustrie ja keine grausamen medizinischen Prozeduren vorgenommen, in denen dem süßen Äffchen die Schädeldecke abgenommen wird und Experimente vorgenommen werden. Sie dürfen Futter probieren und wie es so mancher Tierhalter vom eigenen tierischen Mitbewohner kennt: Fressen ist eine der Lieblingsbeschäftigungen der Tiere.
Aber der Schein trügt, denn die Katzen und Hunde, die als Testtiere gelten, leben oft unter schlechten Verhältnissen. In kleinen Käfigen werden sie in "Einzelhaft" gehalten, nur um rausgeholt zu werden, um das Futter zu testen.
Medizinische Eingriffe auch in der Futtermittelindustrie
Es gibt auch Futter, welches Defiziten durch Überzüchtungen, entgegen kommen soll, gegen Gelenkprobleme zum Beispiel. Diese Wirksamkeit muss natürlich vorher getestet worden sein. Dafür werden Tiere extra mit Defiziten gezüchtet, aber es wird auch extra chirurgisch eingegriffen, um solche Defizite künstlich zu erzeugen.
So berichtet "Peta" zum Beispiel davon, dass Hunden Muskelstücke aus ihren Oberschenkeln geschnitten worden seien. – Das habe eine US-amerikanische "Peta"-Mitarbeiterin zwischen 2002 und 2003 bei einem Undercover-Einsatz in einem Labor für Tierfutterherstellung mit eigenen Augen gesehen. Anderen Hunden soll ein Schlauch in den Hals eingeführt und ihre Mägen mit Pflanzenöl vollgepumpt. Das Blut der Tiere soll an andere Labors verkauft worden sein.
Welche Grausamkeit steckt hinter den Tierversuchen?
Eine weitere grausam Praktik, die Tierrrechtsorganisation "Peta" kritisiert ist das sogenannte "Debarking". Die Hunde, Katzen und andere Testtiere werden in engen Käfigen und auf kargen Betonböden gehalten. Damit die Hunde in den Laboren nicht bellen, werde ihnen große Mengen ihres Kehlkopfgewebes entfernt. Dieser Eingriff gehe mit großen postoperativen Schmerzen einher, so die Tierschützer weiter.
Diese kranken Tiere werden, nachdem sie "ausgetestet" sind, natürlich entsorgt. Nicht alle Hunde haben das Glück, nach der Ausmusterung den Rest ihres Leben in einer Familie zu verbringen. Für viele "unbrauchbaren" Versuchstiere endet der Ruhestand tödlich. So soll rund die Hälfte der Hunde, denen Oberschenkelmuskelstücke entfernt wurden, laut der Zeugin getötet worden sein. Das bedeutet also, dass auch hier viel mehr Grausamkeit dahinter steckt, als auf den ersten Blick zu sehen ist. Aber was kann man dagegen tun?
Sind Tierversuche notwendig für Futterherstellung?
Die Tierrechtsorganisation "Peta" betont, dass die "Experimente völlig unnötig und auch nicht gesetzlich vorgeschrieben" seien. Futtermittelhersteller wie beispielsweise "Vegdog" beweisen, dass es auch ohne grausame Tierversuche geht. Kontrollierte Fütterungsstudien (besonders von pflanzenbasiertem Futter, wo noch mehr Forschung erforderlich sei) befürwortet die Firma aber. Sie lässt die Vierbeiner ihrer Mitarbeitenden das vorab auf Unbedenklichkeit geprüfte Futter testen. Auch "Peta" lobt diese Methode der In-Home-Tests und bezeichnet sie als ethisch unbedenkliche Studien.
Eine weitere Alternative zu herkömmlichen Tierversuchen in Laboren sind laut den Tierschützern kollaborative Studien in Tierkliniken. Halterinnen und Halter können ihre kranken Tiere freiwillig dazu anmelden, an humanen Fütterungsstudien teilnehmen, um die positiven Auswirkungen der Ernährung auf eine bestimmte Krankheit zu ermitteln.
Zudem gibt es die Option der In-vitro-Tests: Tierversuchsgegner wie der Bundesverband "Menschen für Tierrechte" und "Ärzte gegen Tierversuche" begrüßen alternative Methoden, die nicht im lebenden Organismus, sondern zum Beispiel im Reagenzglas oder in der Petrischale stattfinden. Hier gebe es im Bereich in vitro viele zuverlässige, schnellere sowie kostengünstigere Optionen im Vergleich zum klassischen Tierversuch. In-vitro-Systeme würden sogar teilweise wesentlich empfindlicher auf toxische Einflüsse als das lebende Tier reagieren.
Positiv an dreidimensionalen Zellmodellen wie Organoiden und Multi-Organ-Chips sei laut "Ärzte gegen Tierversuche", dass sie personalisierte Medizin ermöglichen. Eine weitere Möglichkeit sind in-silico-Modelle, also Computersimulationen, die Informationen über Struktur, Wirkung und Giftigkeit von Substanzen, wie zum Beispiel von neuen Arzneimitteln oder Chemikalien, liefern.
Tierfutter mit Tierversuchen stehen lassen
Am einfachsten ist es natürlich, Futter im Kaufregal stehenzulassen, welches mit Tierversuchen arbeitet. Dafür muss man sich darüber informieren. Wer sich mit ausgewogener Ernährung von Haustieren auch so auskennt oder mal BARFing ausprobieren möchte, unterstützt den Kampf gegen Tierfutter, mit Tierversuchen natürlich auch.
Die Firma "Vegdog" setzt sich gegen Tierversuche ein und sammelte anlässlich des Black Fridays im vergangenen Jahr Spenden für "Ärzte gegen Tierversuche" mit ihrem Tierfutter. "Vegdog" stellt veganes Hundefutter her – ein Teil des Gewinns geht an wohltätige Zwecke gegen Tierversuche.
Veganes Hundefutter ist sehr kontrovers, und natürlich muss jeder Hundehalter für sich entscheiden, ob das etwas ist, was sie weiter verfolgen wollen. Es ist aber auf jeden Fall eine Möglichkeit, sich gegen Futtermittelindustrien einzusetzen, die Tierversuche betreiben. Eine Liste mit über hundert Herstellern von tierversuchsfreier Tiernahrung findest Du hier von "Peta".
Achtung! Katzen sind strikte Karnivoren, sie können nicht vegan oder vegetarisch ernährt werden.
Wichtiger Hinweis: Unsere Ratgeber ersetzen nicht die veterinärmedizinische Beratung bei Deinem Tierarzt. Sie dienen lediglich der Information und sollen einen Überblick über Krankheiten, Verletzungen und deren Behandlung liefern. Wenn Dein Tier Symptome zeigt, die auf Verletzungen, Krankheiten oder Unwohlsein hinweisen, solltest Du unbedingt eine Tierarztpraxis oder eine Tierklinik aufsuchen. © Deine Tierwelt
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