Eisen? Soll es in Wien bald nicht mehr geben. Zumindest nicht an Pferdehufen. Die Stadt Wien fördert die Umstellung auf Hufbeschläge aus Kunststoff für Wiens Fiakerpferde. In den nächsten Jahren soll es 1,9 Millionen Euro für die "Gummischuhe" geben…
Gummi oder Eisen? Diese Frage wird in Wien unter Fiakern schon seit Jahren diskutiert. Bereits 2019 stellte der erste Betrieb seine Pferde auf "Gummischuhe" um. Der Grund damals: Ein Stadtbezirk hatte sich über zu viele Schäden auf den Straßen durch die Hufeisen beklagt. Doch der Versuch ging schief. Zwar gab es weniger Schäden, aber die "Gummischuhe" nutzten zu schnell ab.
Jetzt gibt es einen neuen Anlauf. "Wir unterstützen Maßnahmen, die das Tierwohl fördern und wollen zugleich auch die Fahrbahnschäden reduzieren. Mit unserem Förderangebot für neuartige Kunststoff-Hufbeschläge werden wir beiden Zielen gerecht. Danke an alle Beteiligten für die gute Zusammenarbeit und die intensive Vorbereitung des Förderangebots", so Mobilitätsstadträtin Ulli Sima in einer Pressemitteilung.
Für die 24 Fiaker-Unternehmen in Wien heißt das: Sie können ab April eine Förderung beantragen. Für die nächsten 5 Jahre stehen hierfür insgesamt 1,9 Millionen Euro zur Verfügung. "Fiaker gehören zum Erscheinungsbild unserer Stadt und tragen zum unvergleichlichen Flair Wiens bei, das jedes Jahr Millionen von Touristen begeistert", sagt Alexander Biach, Direktor-Stellvertreter der Wirtschaftskammer Wien. "Es freut mich daher sehr, dass die Stadt Wien mit dieser Förderung eine kulturelle Institution und damit auch die Wiener Wirtschaft unterstützt."
Gummischuhe: Stadt will jährlich 800.000 Euro sparen
Auf Dauer will die Stadt so Geld sparen. Denn: Die Hufbeschläge aus Metall verursachen Schäden an den Straßen, vor allem in der Wiener Innenstadt ist die Belastung hoch. Kosten für die Reparatur: rund 800.000 Euro im Jahr. "Die Innere Stadt ist durch die Hauptfiakerroute besonders betroffen. Durch die Kunststoffbeschläge werden sowohl die Asphalt- als auch die Pflasterflächen auf den Fiakerrouten wesentlich weniger beansprucht. Die Umstellung auf Kunststoffbehufung verringert die Anzahl und Häufigkeit von Sanierungsmaßnahmen und senkt die laufenden Instandhaltungskosten. So kann das historische Stadt- und Straßenbild für kommende Generationen erhalten bleiben", begrüßt Bezirksvorsteher Markus Figl das Angebot der Stadt.
Und auch für die Pferde sind die "Gummischuhe" gut: "Der Einsatz von Kunststoffbeschlägen ist auch aus veterinärmedizinischer Sicht wegen der dämpfenden Wirkung positiv zu sehen, und scheinen den Pferden angenehm zu sein, da sie längere Schritte machen als mit Stahlbeschlägen", erklärt Veterinärmedizinerin Prof. Theresia Licka, die sich seit vielen Jahren sehr intensiv mit dem Pferdewohl beschäftigt.
Wohl der Pferde steht immer an erster Stelle
Um die Gesundheit der Pferde zu gewährleisten, ist die Förderung der neuen Kunststoff-Hufbeschläge zudem an verstärkte tierärztliche Untersuchungen gebunden – der finanzielle Aufwand dafür soll ebenfalls durch die Förderung abgedeckt werden. Klar ist auch: Wenn einzelne Pferde den Kunststoffbeschlag nicht vertragen, können weiterhin Hufeisen aus Metall verwendet werden. Das Wohl der Tiere steht immer an erster Stelle.
Johann Paul vom Traditionsunternehmen Fiaker Paul ist ein Pionier in Sachen Beschläge und ist höchst zufrieden mit dem Förderangebot: "Wir haben die neuen Beschläge fast drei Monate lang getestet und es hat sehr gut mit unseren Pferden funktioniert. Es freut mich auch, wenn wir damit der Stadt bei der Verringerung der Straßenabnutzung helfen können." © Pferde.de
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