Wiesbaden - Für Frauen in Deutschland ist es nach Einschätzung der Auskunftei Schufa immer noch einfacher, ihre eigene Chefin zu werden, als eine Topposition in einem Unternehmen zu erreichen. Die besten Chancen scheinen weibliche Führungskräfte in kleinen Firmen zu haben.
Nach Daten des Informationsdienstleisters Crif ist der Anteil der Topmanagerinnen dort am höchsten. Beiden Studien zufolge sind Frauen in ostdeutschen Unternehmen nach wie vor vergleichsweise am stärksten in der Führungsetage vertreten.
Nach den Schufa-Daten sind rund 30,8 Prozent aller Gewerbetreibenden und freiberuflich tätigen Personen weiblich. Dagegen sitzt nur in rund 20 Prozent der untersuchten Personen- und Kapitalgesellschaften mindestens eine Managerin in der Führungsetage (Stand: Februar 2023).
"Bei dem jetzigen Tempo müssten wir bis 2070 warten, bis in der Hälfte aller deutschen Unternehmen eine Frau in der ersten Führungsebene sitzt", sagte Schufa-Chefin Tanja Birkholz anlässlich des Welt-Frauentages an diesem Mittwoch (8. März).
Frauen bleiben weiter in Minderheit
Die Schufa wertete 4,5 Millionen Firmen aus ihrem Datenbestand aus, davon 1,7 Millionen Personen- und Kapitalgesellschaften und 2,8 Millionen Einzelunternehmen, zum Beispiel Gewerbetreibende und Freiberufler. Insgesamt sitzt demnach in 26,9 Prozent der 4,5 Millionen Unternehmen mindestens eine Frau in der Geschäftsführung, im Vorstand oder ist Inhaberin (2022: 26,4 Prozent).
Am besten kommen weibliche Führungskräfte den Angaben zufolge im Veterinärwesen voran. Dort liegt der Anteil der Unternehmen mit mindestens einer Managerin in der Topetage bei 66,1 Prozent, gefolgt von der Herstellung von Bekleidung (rund 62,7 Prozent), dem Sozialwesen (59,8 Prozent) und dem Gesundheitswesen (57,8 Prozent). Am geringsten ist der Anteil an Unternehmen mit mindestens einer Frau in der Topetage in Teilen des Baubereichs (rund 6,5 Prozent).
Unterschiede nach Firmengröße und Region
Nach Daten des Informationsdienstleister Crif ist in kleineren Unternehmen mit bis zu zehn Mitarbeitern mehr als jede vierte Führungskraft weiblich (27,8 Prozent). Bei 101 bis 500 Beschäftigten sinkt die Quote auf 12,3 Prozent. Bei Konzernen mit mehr als 10.000 Mitarbeitern steigt der Anteil von Frauen in der Geschäftsführung, dem Aufsichtsrat oder dem Vorstand auf 17,1 Prozent. Ausgewertet wurden insgesamt 1,2 Millionen Unternehmen.
Auch regional gibt es Unterschiede: Unternehmen in Brandenburg liegen Crif zufolge mit einer Frauenquote in Führungsposten von 29,5 Prozent bundesweit an der Spitze, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern (28 Prozent), Sachsen (27,3 Prozent) sowie Sachsen-Anhalt und Thüringen (26,1 Prozent). Am geringsten ist die Quote bei Firmen in Bremen (19,5 Prozent). Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch die Schufa.
Der Maschinenbauverband VDMA beklagte, dass es in der Branche immer noch zu wenig Ingenieurinnen gebe. Im vergangenen Jahr lag der Frauenanteil unter den Ingenieurbeschäftigten bei gut 11 Prozent. Mehr Frauen für technische Berufe zu gewinnen und im Unternehmen zu halten, sei daher eine drängende Aufgabe. © dpa
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