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Klönen auf dem Büroflur oder in der Teeküche: Für viele wäre der Berufsalltag kaum auszuhalten ohne die kleinen Gespräche zwischendurch. Doch wenn aus dem Tratsch über die Fürstenhochzeit in Monaco der Klatsch über die meistgehasste Kollegin wird, dann kann das Gerede zum Problem werden... auch für den Klatschenden selbst.
"Es gibt einen gravierenden Unterschied zwischen Klatsch und Tratsch", erklärt Marlies Smits, Benehmensberaterin und Kommunikationstrainerin aus Großhansdorf bei Hamburg. "Tratsch beschäftigt sich mit den Inhalten der Regenbogenpresse. Klatsch dagegen ist persönlich, er zielt auf Menschen im eigenen Umfeld und streut häufig sogar Gerüchte." Deshalb rät die Benimm-Expertin davon ab, sich am Klatsch zu beteiligen, während ein Gespräch über Stars und Sternchen unproblematisch ist.
Aber auch in diesem Fall sollten Kommunikationsfreudige über die Außenwirkungen ihrer Beiträge nachdenken: Wollen Sie sich wirklich als jemand outen, der die Klatschspalten der Zeitungen liest oder royale Hochzeiten im Fernsehen anschaut?
Natürlich ist auch das Gespräch über Dritte grundsätzlich nicht moralisch verwerflich, solange die Inhalte der Wahrheit entsprechen und wohlwollend sind. "Wenn sich zwei Kollegen darüber unterhalten, dass eine Kollegin, die im Mutterschutz ist, gerade ihr Baby bekommen hat, ist das völlig okay", so Smits. Problematisch wird es dann, wenn in dem Gespräch zu einer bestimmten Tatsache auch gleich noch eine frei erfundene Interpretation mitgeliefert wird. Wenn zum Beispiel das blaue Auge einer Kollegin als Indiz dafür gesehen wird, dass ihr Ehemann sie schlägt.
Solche Gerüchte in die Welt zu setzen sind natürlich tabu. Sie schaden übrigens nicht nur demjenigen, über den getuschelt wird. "Stellen Sie sich vor, ein Gerücht, das von Ihnen ausgeht, stellt sich als unwahr heraus. Dann stehen Sie als Lügner da und Ihr Image ist beschädigt", erklärt Smits. Überhaupt leidet die Vertrauenswürdigkeit von Mitarbeitern, die immer wieder über andere lästern oder gar Gerüchte in die Welt setzen. Denn die anderen Kollegen werden sich fragen, ob das Lästermaul auch über sie selbst schlecht redet, wenn sie nicht dabei sind.
"Bedenken Sie auch, dass Klatschmäuler in der Beliebtheitsskala nicht oben angesiedelt sind, denn Sie reden viel Negatives. Gerade deshalb fühlen sich viele Menschen in ihrer Gegenwart unwohl", betont Smits. Andersherum steigt der Sympathiefaktor, wenn jemand eine positive Einstellung zu seinen Kollegen hat und diese auch kommuniziert. "Gewöhnen Sie sich also am besten das Reden über die Schwächen anderer ab. Das wird Ihre Beliebtheit im Kollegenkreis deutlich erhöhen."
Vor diesem Hintergrund warnt Smits auch davor, sich in den Klatsch anderer hineinziehen zu lassen. "Meiden Sie Gespräche, die sich mit den negativen Eigenschaften Dritter beschäftigen." Alternativ dazu können Sie auch das Gespräch in eine andere, unverfängliche Richtung lenken und so das Thema wechseln: "Nehmen Sie ein Stichwort aus der Unterhaltung auf und setzen Sie es in einem neuen Zusammenhang", empfiehlt Smits. Und noch ein Tipp: Klatschmäuler sollten Sie nicht moralisch belehren oder zurechtweisen. Wollen Sie eine Geschichte über einen Kollegen nicht so stehen lassen, erzählen Sie Ihre positiven Erfahrungen mit diesem. "Einen Erziehungsauftrag an Ihre Kollegen haben Sie nicht!"
Wer selbst von Klatsch betroffen ist, sollte das Gerücht nicht dementieren. Meist glauben die anderen dann nämlich, dass doch etwas dran sein könnte. Smits: "Sinnvoller ist es, immer wieder die wahre Version zu erzählen und dabei beiläufig das Gerücht zu entkräften."
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