Viele machen dieser Tage die ersten Schritte zurück ins Büro - und sind völlig überrascht: Da gibt es Kollegen, die eine ganz andere Einstellung zur Coronakrise haben als sie selbst. So gehen Sie richtig miteinander um und vermeiden unnötigen Streit.
Mit der Lockerung der coronabedingten Beschränkungen kommen auch an vielen Arbeitsplätzen wieder mehr Menschen zusammen. Und die gehen ganz unterschiedlich mit der Situation um.
Was sagt man Kolleginnen und Kollegen, die Ängste haben? Und wie handhabt man es, wenn jemand auf die neuen Hygieneregeln pfeift?
Was Sie nicht sagen sollten: "Jetzt übertreib' mal nicht"
"Der größte Fehler im Umgang mit ängstlichen Menschen ist, sie zu beschwichtigen", weiß Martin Wehrle, Karriereberater und Buch-Autor. Wer auf Sorgen mit einem "Jetzt übertreib' das Risiko mal nicht, und gib' dir einen Ruck" reagiert, löst seiner Einschätzung nach das Problem nicht. "Jede Angst, die eine Person äußert, gleicht einem Paket, das sie zustellen möchte: Solange man es ihr nicht abnimmt, probiert sie es immer wieder", sagt er.
Diese Schleife in der Kommunikation könne man aber unterbrechen, etwa so:
- die Sorge des Gegenübers in eigenen Worten wiederholen
- einen Vorschlag hinzufügen, wie man beispielsweise das Mittagessen gestalten könnte: durch mehr Abstand oder kleinere Gruppen am Tisch
Dann fühle sich der Kollege oder die Kollegin ernst genommen und verlasse den Angstmodus.
Trotzköpfe gegen Hygienevorschriften in den Wind schlagen
Auf der anderen Seite gibt es diejenigen, die sich nicht allzu viele Sorgen machen - und für andere vielleicht zu bedenkenlos mit den Hygieneregeln im Betrieb umgehen. Wehrle nennt sie "Trotzköpfe", und beschreibt sie als passiv-aggressive Menschen, die sich ungern Autoritäten fügen.
Hier könne es helfen, die destruktive Energie in konstruktive zu verwandeln: "Mach mal einen Vorschlag, welche Regeln jetzt richtig wären?" Sobald ein Trotzkopf mitreden und damit seine Autonomie wahren kann, lasse er sich handhaben, erklärt Wehrle. Er rät:
- Den "Trotzköpfen" möglichst keine Vorschriften machen
- Lassen Sie sie unter verschiedenen Möglichkeiten auswählen, etwa: "Entweder 1,50 Meter Abstand. Oder Mundschutz. Oder Einzelbüro."
- Behalten Sie im Hinterkopf: Es geht solchen Menschen nicht um die Sache an sich, sondern um den Verlust der Autonomie, also ihrer Selbstbestimmung.
Schwieriges Verhalten nicht persönlich nehmen
Wer Schwierigkeiten hat, mit überängstlichen oder laxen Kollegen zusammenzuarbeiten, sollte eine Regel beachten: "Denken Sie immer daran, dass nicht Sie das Problem haben, sondern der andere." Der Karriereberater empfiehlt, sich etwa nicht von der schlechten Laune der Schwarzmaler anstecken zu lassen. "Und nehmen Sie Hinweise des Perfektionisten, etwa dass Sie sich heute schon zum dritten Mal ins Gesicht gefasst haben, nicht persönlich."
Solche Menschen würden ein Bedürfnis ausdrücken, das ihnen wichtig ist. "Der Schwarzmaler hat Angst. Und der Perfektionist fürchtet Fehler. Niemand verhält sich schwierig, nur um anderen zu schaden."
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Trick: Stellen Sie sich vor, Sie sind im Theater
Wer Schwierigkeiten hat, im Kreis der Mitarbeiter gelassen zu bleiben, sollte sie wie Schauspieler auf einer Bühne betrachten. "Wenn ein Machtmensch ausflippt, können Sie zum Beispiel denken: 'Wie spannend! Jetzt tanzt er wie Rumpelstilzchen. Und er hat sogar Schaum vor dem Mund, wirklich kurios!'" Diese innerliche Distanz zu wahren, gelinge wenn man sich bewusst macht, dass schwieriges Verhalten oft ganz willkürlich auftritt.
Nicht zuletzt sollte man sich auch selbstkritisch fragen: Womit nerve ich meine Kollegen im Moment? Zum Beispiel könne es passieren, dass man als Elternteil zu viel über die aktuellen Erziehungssorgen spricht, so Wehrle. Oder als ängstlicher Mensch zu viele Sorgen äußert. "Wer das erkennt, kann gegensteuern."
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