Die Probezeit nicht zu bestehen ist für viele Arbeitnehmer ein Worst-Case-Szenario! Doch wer aktiv bleibt und sich weiter bewirbt, muss nicht verzweifeln ... vorausgesetzt, er handelt strategisch!

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"Meist kommt die Kündigung in oder nach der Probezeit nicht aus heiterem Himmel", betont Christian Püttjer, Karriereexperte und vielfacher Buchautor von Bewerbungsratgebern. "Deshalb sollten Arbeitnehmer in der Probezeit die Antennen ausfahren und überprüfen, ob es im neuen Unternehmen klappt. Ist das nicht der Fall, macht es Sinn, den Schalter umzulegen und sich weiter zu bewerben."

Der Vorteil dieser schnellen Reaktion liegt auf der Hand: Der Mitarbeiter, der eine Kündigung erahnt, aber sie noch nicht in Händen hält, bewirbt sich aus einer ungekündigten Stellung heraus ... und das ist in jedem Fall ein Vorteil!

Aktiv bleiben

Doch egal, ob eine Kündigung droht oder bereits erfolgt ist: Püttjer empfiehlt, so schnell wie möglich wieder ins Bewerbungsverfahren einzusteigen. "Bleiben Sie aktiv, verfallen Sie erst gar nicht in Lethargie. Denn nur so überwinden Sie den Tiefschlag!"

Gerade bei einer Kündigung in oder nach der Probezeit glauben viele Beschäftigte, dass sie nun kaum noch Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. "Aber das muss nicht sein", erklärt Püttjer. "Wichtig ist nur, ob und wie Sie Ihre Kündigung kommunizieren."

Wer zum Beispiel nur kurz bei seinem Arbeitgeber beschäftigt ist und schon das Damoklesschwert über sich spürt, kann seine alten Bewerbungsaktivitäten wieder aufnehmen. "Fragen Sie doch bei all den Firmen noch einmal nach, bei denen Sie sich beworben haben und wo das Bewerbungsverfahren noch nicht offiziell abgeschlossen ist", so Püttjer. Alle, die weniger als zwei Monate bei einem Arbeitgeber angestellt waren, sollten dieses Angestelltenverhältnis erst gar nicht in den Bewerbungsunterlagen erwähnen.

Übrigens gibt es auch Kündigungsgründe, die völlig unproblematisch sind und die Arbeitnehmer durchaus in einer Bewerbung erwähnen können. Dazu gehören alle externen Gründe wie zum Beispiel Personalabbau oder Umstrukturierungen im Unternehmen. Doch auch diese Gründe gehören nicht ins Anschreiben, sondern lediglich in den Lebenslauf. In diesen Fällen ist es übrigens auch unproblematisch, sich ein Arbeitszeugnis ausstellen zu lassen und es den Unterlagen beizulegen.

Arbeitszeugnis vorformulieren

Kompliziert wird es mit dem Arbeitszeugnis, wenn die Gründe für die Kündigung beim Arbeitnehmer liegen. Denn dann wird das Thema zur taktischen Frage. "Wenn Sie sich mit Ihrem direkten Chef nicht verstanden haben, könnten Sie zum Beispiel das Gespräch mit der Personalabteilung suchen und dort um ein kurzes Zeugnis bitten. In solchen Fällen ist es das Beste, wenn der Mitarbeiter selbst dieses vorformuliert."

Manchmal kann es aber auch sinnvoll sein, kein Arbeitszeugnis mitzuschicken, weil es ein zu schlechtes Licht auf den Bewerber wirft. Doch auch dann weiß Püttjer Rat: "Versuchen Sie es doch mit einer Referenz von jemandem, der in der Lage ist, Ihre Arbeit zu bewerten. Bitten Sie zum Beispiel einen Kunden, Geschäftspartner oder den Leiter einer anderen Abteilung, Ihnen eine Empfehlung zu schreiben." Natürlich macht so eine Referenz nur Sinn, wenn der Empfehlende auch wirklich etwas Positives zu berichten hat.

"Wenn die Gründe für das Ausscheiden aus der Firma bei Ihnen liegen, müssen Sie diese in Ihrer Bewerbung nicht erwähnen", betont Püttjer. "Denn Sie sind nicht verpflichtet, sich selbst anzuklagen. Erwähnen Sie also im Lebenslauf lediglich den Arbeitgeber und die dort ausgeführten Tätigkeiten."

Nichts Negatives über den letzten Arbeitgeber

Auch wenn der Bewerber sich so um eine Begründung für die Kündigung drücken kann, muss er spätestens im Vorstellungsgespräch Farbe bekennen. "Dann sollten Sie aber nicht in eine emotionale Falle laufen und sich über Ihren letzten Arbeitgeber beschweren", so Püttjer. Sein Tipp: Nennen Sie stattdessen nüchtern einen sozial akzeptierten Kündigungsgrund. Das kann zum Beispiel die Tatsache sein, dass Sie in den Arbeitsprozess nicht richtig eingebunden waren oder dass es einen Personalüberhang gab. Mit so einem Schachzug erhöhen Sie Ihre Chancen auf den neuen Job!

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