ChatGPT kann Referate schreiben, die Hausaufgaben machen - oder ein gut genutztes Hilfsmittel im Unterricht sein. Knapp zwei Drittel aller Schülerinnen und Schüler haben die KI bereits genutzt. Dennoch sind einige von ihnen für ein Verbot an Schulen. Der Lehrverbands-Präsident geht jedoch davon aus, dass KI ein fester Bestandteil an Schulen sein wird.

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KI-Chatbots als Leistungsbooster an Schulen? Zwei Drittel der Schülerinnen und Schüler zwischen 14 und 19 Jahren glauben, dass sie durch die Nutzung von ChatGPT ihre Noten verbessern können. Das geht aus einer Umfrage von Bitkom Research hervor.

Allerdings will nur ein Drittel Künstliche Intelligenz (KI) auch tatsächlich im Unterricht nutzen dürfen. Und 43 Prozent finden, dass die Nutzung von ChatGPT für Hausaufgaben verboten werden sollte.

Fast alle treibt der ungerechte Vorteil um

Unterm Strich hat fast jede und fast jeder (85 Prozent) Sorgen, dass sich andere in der Schule durch ChatGPT einen ungerechten Vorteil verschaffen. Viele (58 Prozent) wünschen sich aber, im Unterricht zu lernen, wie man die KI richtig nutzt.

Und die Schülerinnen und Schüler wissen großteils, wovon sie sprechen: Mehr als die Hälfte von ihnen (53 Prozent) hat ChatGPT nach eigenen Angaben schon einmal genutzt. Und ein gutes Drittel (37 Prozent) weiß, dass hinter der Abkürzung ChatGPT eine Künstliche Intelligenz zur Textgenerierung steckt, auch wenn sie die Anwendung bisher noch nicht genutzt haben. Nur 8 Prozent sagen, von ChatGPT noch nie gehört zu haben.

Besonders beliebte Hausaufgaben-Hilfe

Jene Schülerinnen und Schülern, die ChatGPT schon einmal genutzt haben, geben an, die Text-KI im Schul-Kontext für Hausaufgaben (62 Prozent), zum Verfassen von Texten (52 Prozent), zu Recherchezwecken (27 Prozent), zur Vorbereitung einer Präsentation (18 Prozent) oder zur Vorbereitung auf Prüfungen (6 Prozent) genutzt zu haben.

Ein gutes Viertel (27 Prozent) derer, die die Anwendung schon mal genutzt haben, hat ChatGPT bisher nicht für schulische Zwecke eingesetzt.

Grundsätzlich könnten die Jugendlichen KI bei den Hausaufgaben benutzen, ohne dass die Lehrkraft das zwingend merke, schilderte der scheidende Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger am Mittwoch in München bereits den heutigen Stand der Dinge.

Da gehe es darum, "dem Schüler deutlich zu machen: Das ist nur eine scheinbare Abkürzung, denn wenn die Klausur kommt, wirst du ohne KI nicht zurechtkommen." Bei Referaten und Präsentationen müssten Lehrkräfte künftig nicht nur das Ergebnis, sondern vor allem auch den Arbeitsweg bei der Bewertung der Leistung berücksichtigen.

Ist KI aus den Schulen noch wegzudenken?

Heinz-Peter Meidinger, erwartet, dass Künstliche Intelligenz einen festen Platz in den Schulen bekommen wird. "Sicher ist: Ein Verbot wird nicht funktionieren. Etwas zu verbieten, wozu jeder Schüler und jede Schülerin außerhalb der Schule jederzeit Zugang hat, wird die Schule eher schwächen als stärken", sagte Meidinger. Es komme deshalb darauf an, den Kindern und Jugendlichen beizubringen, KI sinnvoll einzusetzen und die Ergebnisse der KI kritisch zu bewerten und einzuordnen.

"Letztlich geht es bei Bildung immer um Verstehensprozesse. Da kann KI mit Sicherheit viel bewirken, aber sie wird den Menschen nicht ersetzen können", sagte Meidinger zu den Auswirkungen von KI auf den Schulalltag. Der Einsatz von KI bemesse sich nach dem Lernerfolg, nach der Motivation der Schüler. "Das kann gelingen, ist aber kein Selbstläufer."

Der aus Bayern stammende Präsident des Deutschen Lehrerverbands engagiert sich seit Jahrzehnten in Berufsverbänden und gilt als renommierter Fachmann der Bildungspolitik. Ende Juni verabschiedet er sich in den Ruhestand. (dpa/mak)

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