Schülerinnen und Schüler gehen ungern auf die Schultoiletten. Viele verkneifen es sich, bis sie zu Hause sind – und trinken dafür nichts. Welche körperlichen und psychischen Auswirkungen dreckige Schulklos auf unsere Kinder haben.

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Beim Wettbewerb "Toiletten machen Schule" wurden deutschlandweit die schönsten Schulklos ausgezeichnet. Doch in vielen Schulen sieht die Realität auf den Toiletten leider anders aus: verschmutzt, kaputt und eklig. Das schreckt viele Kinder vom Toilettengang ab.

Was macht es mit dem Körper unserer Kinder, wenn sie den ganzen Schultag nicht aufs Klo gehen wollen? Jakob Maske ist Kinderarzt und gibt im Interview Antworten.

Was hat es für Folgen, wenn man sich den Toilettengang regelmäßig über den weiten Teil des Tages verkneift, weil man Ekel vor der Toilette hat?

Jakob Maske: Im Extremfall kann das schon zu weitreichenden Folgen führen. Das ist sicherlich selten, aber es kommt vor und die Folgen sind vielfältig. Das geht ja schon los, wenn die Kinder und Jugendlichen sich das Essen und Trinken verkneifen, um eben nicht auf die Toilette gehen zu müssen. An langen Schultagen ist das sehr kontraproduktiv, wenn zu wenig Flüssigkeit und zu wenig Energie zu sich genommen wird, das führt dann zu Konzentrationsstörungen, zu Leistungsknicks im Sport und so weiter. Natürlich kann es auch zu Harnstau, Harnwegsinfekten oder Verstopfungen kommen. Also echte medizinische Probleme. Das passiert in der Praxis sicherlich selten, aber es kommt vor. Und das könnte vermieden werden, wenn die Toiletten sauber und hygienisch sind.

"Wir wollen ja nicht, dass es zum Toilettengang ein gestörtes Verhältnis gibt."

Kinder- und Jugendarzt Jakob Maske

Kann etwas passieren, wenn die Kinder auf die dreckigen Klos gehen?

Die Angst, dass Bakterien über die Toilettenbrille auf den Körper überspringen, ist in der Regel übertrieben. Das ist nur bei sehr unhygienischen Toiletten der Fall. In Deutschlands Schulen gibt es das sicherlich auch, aber das sind Raritäten. Deswegen muss man sich da weniger Sorgen machen. Und wenn man sich danach ordentlich die Hände wäscht, dann muss man auch nicht beim Mittagessen die Angst haben, dass man sich die Keime über diesen Weg zuführt. Aber dazu muss es natürlich Waschbecken geben, es muss Seife geben. Und das ist ja auch wieder nicht in allen deutschen Schultoiletten der Fall.

Was macht es psychisch mit den Kindern, wenn sie regelrecht Angst vor dem Toilettengang haben?

Gravierende Auswirkungen sind zwar selten, gibt es aber natürlich. Man entwickelt etwa echte Angststörungen. Aber auch die kleinen Auswirkungen sind schon relevant. Wir wollen ja nicht, dass es zum Toilettengang ein gestörtes Verhältnis gibt. Wir wollen, dass Kinder dann auf die Toilette gehen, wenn das Bedürfnis da ist, und sich das nicht verdrücken. Das hat natürlich alles Auswirkungen auf die Psyche des Menschen. (dpa/mak)

Über den Gesprächspartner

  • Jakob Maske ist Kinder- und Jugendarzt in Berlin. Er ist Pressesprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte.

Weitere Information

  • Am 18. Juni fand in Berlin erstmals der Deutsche Schultoilettengipfel der German Toilet Organization statt. Die Deutsche Toilettenorganisation will mehr Aufmerksamkeit auf das Thema lenken.
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