Die Schule ist ein hartes Pflaster. Wer nicht mitspielt oder die Regeln nicht kennt, wird schnell gemobbt – mit schweren Folgen. Jeder sechste Schüler, bestätigt eine neue PISA-Sonderauswertung, wird schikaniert. Im Internet nimmt der persönliche Shitstorm Fahrt auf. Wie können Eltern ihr Kind in dieser schwierigen Situation unterstützen? Worauf sollten sie achten?
Wer offline gemobbt wird, ist sehr wahrscheinlich auch online Mobbing ausgesetzt - das Phänomen ist unter dem Begriff Cybermobbing (oder -bullying) bekannt. In einer Erhebung des Statista Research Department gab jeder dritte Schüler an, online gemobbt zu werden.
Plötzlich wird der Mitschüler nicht nur in der Schule "gehatet", der Psychoterror geht viral – mithilfe von peinlichen Bildern, Hasskommentaren, verletzenden Videos oder erniedrigenden Fotomontagen. Und das mit einer Geschwindigkeit und Reichweite, die den Schulhof weit übersteigt. Denn das Internet schläft nie.
Was passiert bei Mobbing?
Der Schmerz sozialer Ächtung kann den Selbstwert der Betroffenen nachhaltig beschädigen. Sie geben sich oft selbst die Schuld. Die Scham lässt sie lange schweigen und leiden, während sich das Gefühl verstärkt, allein und ausgeliefert zu sein.
Es dauert in der Regel lange, bis Eltern überhaupt merken, dass etwas mit ihrem Kind nicht stimmt. Unwohlsein, das Meiden von Schule und Mitschülern oder Leistungsabfall können erste Warnzeichen sein, die in Depressionen, Angstzuständen oder Essstörungen gipfeln können.
"Mein Kind ist Opfer von Mobbing" – unterstützen, stärken, aktiv werden
Da (Cyber-)Mobbing oft im Schulkontext entsteht, sollten Eltern der Betroffenen das Gespräch mit Schulsozialarbeitern oder Lehrern suchen. Die Verantwortung trägt dabei in erster Linie die Schule, wo der Konflikt entstanden ist. Denn wenn Mitschüler erleben, dass nichts gegen Mobbing unternommen wird, führt das zu einer Desensibilisierung, betont Mobbing-Expertin Mechthild Schäfer auf ihrer Homepage.
Zudem sollten Eltern dem Impuls widerstehen, den Täter oder dessen Erziehungsberechtigte eigenmächtig zur Rechenschaft zu ziehen. Das könnte die ohnehin schwache Position des Opfers zusätzlich schwächen.
Grundsätzlich gilt daher: Erst einmal hinhören, den Jugendlichen mitsamt seiner Ängste und Unsicherheiten ernst nehmen und Unterstützung anbieten, nicht aufzwingen.
Cybermobbing: Wie sollten sich Kinder wehren?
Jugendliche unterscheiden kaum zwischen analoger und digitaler Welt – als "digital natives" fühlen sie sich in beiden Welten zuhause. Besonders für junge Menschen bedeuten das Smartphone und die damit verbundenen Apps daher auch, dazuzugehören. Einfach nur das Smartphone auszuschalten, ist daher eher kontraproduktiv.
Im konkreten Fall des Cybermobbings gilt daher: Beweise wie E-Mails, Kommentare, Chatverläufe oder falsche Profile sammeln, den Angreifer blockieren, den Angriff dem Netzwerkbetreiber melden und eine Löschung der Inhalte beantragen.
Wenn nichts mehr hilft, die Polizei verständigen. Denn Beleidigungen, Drohungen oder die Verbreitung entwürdigender Bilder sind strafbar.
Mobbing: Hilfe zur Selbsthilfe
Für Jugendliche ist es grundsätzlich schwierig, bei bestimmten Problemen offen mit erwachsenen Bezugspersonen zu sprechen. Schweigen sollten sie dennoch nicht, denn es gibt Alternativen. So bietet etwa die Selbstschutzplattform www.juuuport.de Beratung und Hilfe durch jugendliche Scouts an.
Quellen:
• OECD (2017), PISA 2015 Results (Volume III): Students’Well-Being, PISA, OECD Publishing, Paris
• Bündnis gegen Cybermobbing e.V.
• Institut für Cyberpsychologie & Medienethik
• Mobbingforschung an der Fakultät für Psychologie und Pädagogik
• Cyber-Mobbing (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik)
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