Dass Alkohol beim Einschlafen hilft, ist eine weit verbreitete Annahme. Warum Alkohol tatsächlich kurzzeitig beim Einschlafen hilft, jedoch die Schlafqualität in erster Linie negativ beeinflusst, erfährst du hier.
Nach einem stressigen Tag ist es meist besonders schwer, Schlaf zu finden. Teilweise sind wir noch zu aufgekratzt von einer Situation oder die Gedanken kreisen in unserem Kopf und hindern uns daran, Ruhe zu finden. In solchen Fällen greifen manche zu Alkohol: Ein, zwei Gläser Wein oder Feierabendbiere sollen das Einschlafen erleichtern.
Tatsächlich kann Alkohol das Einschlafen fördern. Einen wirklich besseren Schlaf erreichen wir jedoch so nicht. Im Gegenteil: Die Schlafqualität wird durch Alkoholkonsum deutlich schlechter.
Alkohol zum Einschlafen: Verkürzter Schlaf
Dass Alkohol beim Einschlafen hilft, liegt daran, wie das Genussmittel im Gehirn wirkt: So schüttet unser Körper bei Alkoholkonsum zunächst die Neurotransmitter Serotonin und Dopamin aus. Dadurch fühlen wir uns zufriedener und entspannter. Die Ausschüttung weiterer Neurotransmitter führt dann dazu, dass wir uns beruhigt und müde fühlen und auch leichter einschlafen, so die DW.
Diese anfänglich beruhigende Wirkung endet jedoch nach vier bis fünf Stunden. Denn ab diesem Zeitpunkt baut unser Körper Alkohol zu Acetaldehyd ab, so der Alkoholforscher Helmut Seitz gegenüber der DW. Acetaldehyd bewirkt, dass unser Gehirn Adrenalin und Kortisol freisetzt. Diese Hormone sorgen dafür, dass wir wach werden.
Übrigens: Je geringer die Qualität des Alkohols, desto negativer kann er sich laut der DW auf unsere Schlafqualität auswirken. Das liegt vor allem daran, dass billige Alkoholprodukte häufig weitere Zusatzstoffe enthalten, die etwa Kopfschmerzen und Übelkeit am nächsten Tag hervorrufen können.
Weniger REM-Schlaf durch Alkohol zum Einschlafen
Ein weiteres Problem: Laut der Plattform "Alkohol – Kenn dein Limit" fallen wir nach Alkoholkonsum direkt in die Tiefschlafphase. Dabei überspringen wir die Einschlafphase und den Leichtschlaf, die normalerweise vor dem Tiefschlaf kommen. Der Tiefschlaf ist zudem häufig deutlich länger. Das hat zur Folge, dass sich die REM-Phase verkürzt. Die REM-Phase ist die letzte Schlafphase. Sie ist durch eine gesteigerte Hirnaktivität gekennzeichnet und die Phase, in der wir die meisten Träume haben.
Trinken wir Alkohol zum Einschlafen, ist die REM-Phase nicht nur kürzer: Wir werden auch deutlich öfter wach und sind unruhiger. Die REM-Phase ist laut der DW jedoch wichtig für unsere mentale und körperliche Gesundheit. Fehlt sie regelmäßig, leiden unsere Konzentration und unser Gedächtnis. Eine Studie aus dem Jahr 2020 kommt zudem zu dem Ergebnis, dass eine verringerte REM-Schlafdauer unterschiedliche Todesursachen (wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen) begünstigen könnte.
Dabei gilt: Je mehr Alkohol wir vor dem Einschlafen getrunken haben, desto unruhiger sind wir in der zweiten Schlafhälfte und umso kürzer wird die REM-Phase. Die Schlafqualität verringert sich dabei deutlich ab 0,2 bis 0,3 Promille, so der Neurobiologe Henrik Oster gegenüber der DW.
Weniger Alkohol trinken: Welche Tipps dir dabei helfen
Fazit: Schlafqualität nachhaltig verbessern
Alkohol zum Einschlafen zu nutzen, ist also aus mehreren Gründen keine gute Idee. So wirkt sich Alkohol nicht nur negativ auf die Schlafqualität, sondern auch auf zahlreiche Organe und Körperfunktionen aus. Schon in geringen Mengen ist das Genussmittel schädlich. Mehr dazu erfährst du hier: Studie: Schon wenig Alkohol verkürzt die Lebenserwartung.
Um besser einzuschlafen, ist es also sinnvoll, andere Methoden einzusetzen und langfristig gesunde Routinen zu etablieren. So kannst du vor dem Schlafen etwa darauf achten, nicht mehr auf Bildschirme zu schauen, was uns langfristig wach hält. Lies stattdessen ein Buch, mache einen sanften Yogaflow, eine Meditation oder Entspannungsübungen. Weitere Tipps für einen gesunden Schlaf findest du in diesen Artikeln:
- Abendroutine: Besser schlafen dank 12 Tipps zur Schlafhygiene
- Schlaffehler: Diese 5 solltest du vermeiden
- Besser schlafen: Was bringen Tracker, Apps und Rauschen?
- Expertin verrät das "Schlafhygienegesetz Nummer eins"
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Alkohol abbauen: So funktioniert der Alkoholabbau
- Alkohol bei Hitze: Warum das so gefährlich ist
- Kochen mit Alkohol: Verdampft er wirklich komplett?
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