Selbstgemahlenes Mehl kann Vorteile haben. Ob sich eine Getreidemühle für dich lohnt und welche Alternativen du hast, erfährst du hier.
Mehl gehört zu den Grundnahrungsmitteln und erfüllt beim Kochen und Backen zahlreiche Funktionen. Um Mehl herzustellen, werden Getreidekörner fein gemahlen – für Vollkornmehl das gesamte Korn samt Schale und Keimling, für Weißmehl lediglich der Mehlkörper. Unterschiedliche Getreidesorten wie Weizen, Dinkel, Roggen oder Emmer sorgen zusätzlich für Abwechslung im Mehlregal.
Es gibt Gründe, die dafür sprechen, Mehl selber zu mahlen. Zum einen bist du damit unabhängiger von importiertem Mehl und kannst Getreide aus der Region zu Hause selbst weiterverarbeiten. Auch bei leeren Mehlregalen (wie etwa während der Corona-Pandemie) bist du mit einer eigenen Getreidemühle gut aufgestellt. Ob sich eine Anschaffung für dich lohnt, klären wir in diesem Artikel.
Die Vorteile von selbstgemahlenem Mehl
Hier findest du die wichtigsten Argumente, die dafür sprechen, Mehl selber zu mahlen:
- Wertvolle Nährstoffe: Im frisch gemahlenen Mehl sind noch alle Nährstoffe, Vitamine und Ballaststoffe des vollen Korns enthalten. Am besten verwendest du das Mehl so schnell wie möglich nach dem Mahlen, da Vollkornmehl schnell ranzig werden und bitter schmecken kann. Grund dafür ist das natürlich enthaltene Fett im Keimling des Korns, das bei längerer Lagerung ranzig wird, so Alnatura. Auch die Wertigkeit mancher Inhaltsstoffe sinkt bei längerer Lagerung, wie eine Studie zum Beispiel für den Folatgehalt in frischem und gelagertem Mehl zeigt.
- Vollwertiges Mehl: Mehl selber zu mahlen bedeutet, das ganze Korn zu verarbeiten. Dadurch erhältst du automatisch Vollkornmehl, das nicht nur gesünder ist, sondern durch die vielen Ballaststoffe auch länger satt macht. Mehr dazu liest du hier: Vollkorn: Das solltest du darüber wissen.
- Besonderer Geschmack: Frisch gemahlenes Mehl ist deutlich geschmackvoller als gelagertes Mehl. Das merkst du bereits am angenehmen frischen und nussigen Geruch beim Mahlen, der bei abgepacktem Mehl fehlt. So wird Brot und Gebäck besonders aromatisch.
- Flexibler Mahlgrad: Mit einer Getreidemühle kannst du den Mahlgrad des Mehls selbst bestimmen und an das jeweilige Rezept anpassen. So kannst du neben Mehl auch Schrot und Kleie, zum Beispiel Weizen- oder Haferkleie selbst herstellen.
- Verschiedene Getreidesorten: Wenn du Mehl selber mahlst, kannst du verschiedene Getreidesorten kombinieren und zum Beispiel alte Sorten wie Emmer, Kamut oder Einkorn hinzufügen. Die Körner halten sich lange und du kannst auch kleine Portionen immer frisch zubereiten.
Getreidesorten: Diese Getreidearten wachsen in Deutschland
- Geringere Kosten: Vor allem teurere Mehle wie glutenfreies Mehl kannst du mit der eigenen Getreidemühle eventuell kostengünstiger herstellen. Die Kosten für Mehl und Getreide sind allerdings immer Schwankungen auf dem Weltmarkt unterworfen – insofern lässt sich pauschal nicht sagen, dass selbstgemahlenes Mehl grundsätzlich günstiger ist als gekauftes.
Mehl selber mahlen: Lohnt sich das?
Mehl selber zu mahlen ist mit einem gewissen Aufwand verbunden und du benötigst eine entsprechende Ausrüstung. Die Anschaffung einer Getreidemühle kann sich vor allem dann lohnen, wenn du regelmäßig Mehl in größeren Mengen benötigst. Allerdings dauert es selbst dann vermutlich eine ganze Weile, bis sich das Selbermahlen preislich rechnet: Bedenke vor allem, dass Getreidemühlen nicht ganz billig sind und dass kleine Mengen Korn im Einkauf nicht unbedingt günstiger sein müssen als fertig gemahlenes Mehl. (Ein Kilo Vollkornmehl kostet bei Alnatura beispielsweise 1,29 Euro, ein Kilo Weizenkörner 1,49 Euro.)
Kaufen: Getreidemühlen in einem klassischen Design gibt es zum Beispiel von der Firma Komo, erhältlich bei Ökoplanet, Otto oder Amazon. Ein moderneres Design findest du bei der Marke Werkstück, erhältlich bei Ökoplanet oder Otto.
Viele Getreidemühlen sind jedoch nicht nur auf Getreide beschränkt: Du kannst je nach Modell auch Pseudogetreide oder getrocknete Hülsenfrüchte mahlen und so glutenfreies Mehl selbst herstellen. Wenn du zum Beispiel häufiger Kichererbsenmehl verwendest, das im Biomarkt recht teuer ist, kann sich die Getreidemühle auch preislich lohnen. (400 Gramm Kichererbsenmehl kosten bei Alnatura beispielsweise 2,99 Euro, 500 Gramm getrocknete Kichererbsen dagegen 2,29 Euro.)
Wenn du dein Mehl selber mahlst, kannst du neben den gängigen Getreidesorten wie Weizen, Dinkel oder Roggen auch zu Urkornsorten, Hirse, Quinoa, Amaranth, Mais, Vollkornreis oder Buchweizen greifen.
Hinweis: Ölhaltige Saaten solltest du nicht in die Getreidemühle geben, da sie die Maschine verkleben.
Alternativen zur Getreidemühle: Handmühle und Hochleistungsmixer
Wenn du nur ab und zu und in kleineren Mengen selbstgemahlenes Mehl benötigst, lohnt sich die Getreidemühle aus unserer Sicht nicht. Alternativ kannst du auf kleine Handgetreidemühlen zurückgreifen, die zwar mühsamer zu bedienen sind, aber für kleine Mengen absolut ausreichen. Wenn du bereits eine Küchenmaschine besitzt, dann sieh nach, ob es für dein Modell einen Getreidemühlenaufsatz gibt. So sparst du dir die Anschaffung eines neuen Geräts.
Kaufen: Handgetreidemühlen findest du zum Beispiel bei Greenpicks, Waschbär oder Amazon
Tipp: Mehl kannst du auch im Hochleistungsmixer herstellen. Wenn du einen leistungsstarken Mixer besitzt, der Nüsse oder Kaffeebohnen problemlos zerkleinert, kannst du darin auch Mehl herstellen.
Eine gute Alternative zur eigenen Getreidemühle sind außerdem regionale Mühlen oder Bioläden, bei denen du das gekaufte Getreide teilweise vor Ort mahlen lassen kannst (meist gegen einen kleinen Aufpreis).
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Getreide kaufen: Darauf musst du achten
Wenn du Mehl selber mahlen möchtest, dann solltest du einige Dinge beachten: Ganze Getreidekörner findest du im gut sortierten Supermarkt, im Biomarkt oder am besten im Hofladen in deiner Nähe. Dort kannst du sicher sein, dass das Getreide aus regionalem Anbau stammt. Wenn möglich, achte auch auf Bio-Qualität, denn so vermeidest du Lebensmittel, die mit chemisch-synthetischen Pestiziden behandelt sind. Außerdem unterstützt du damit eine ökologische Landwirtschaft. Wir können vor allem die Bio-Siegel von Demeter, Naturland und Bioland empfehlen.
Wie schon erwähnt, sind kleine Mengen Korn meistens nicht preisgünstiger als gemahlenes Mehl. Besonders günstig bekommst du das Getreide eher in großen Mengen. Vor allem bei Getreidemühlen und Hofläden sind große Getreidesäcke günstig erhältlich und du sparst damit auch Verpackungsmüll.
Auch bei manchen Online-Shops findest du Bio-Getreide in größeren Mengen, als sogenanntes "Großgebinde". Zum Beispiel bei Bioaufvorrat oder Biogewinner.
Wichtig beim Getreidekauf: Die Körner sollten fest, glatt und trocken sein und keine schwarzen Körner enthalten. Dann kannst du davon ausgehen, dass die Qualität stimmt.
Die richtige Lagerung: Ganze Getreidekörner kannst du sehr lange aufbewahren. Kühl, trocken und an einem dunklen Ort gelagert halten sich die Körner über viele Monate bis hin zu mehreren Jahren. Das frische selbstgemahlene Mehl hingegen solltest du so schnell wie möglich aufbrauchen. Zwar hält es sich luftdicht verschlossen auch über mehrere Wochen bis hin zu Monaten. Anders als helles Auszugsmehl kann Vollkornmehl allerdings schnell ranzig werden und ein Teil der Nährstoffe geht bereits nach kurzer Zeit verloren. Mahle daher immer nur so viel Mehl, wie du für das Rezept benötigst.
Mehr dazu hier: Mehl richtig lagern: So bleibt es haltbar
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Überarbeitet von Philipp Multhaupt © UTOPIA
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